Auf zum Garten Eden

Klein ist sie, die Margarethenkirche. Für den St. Wendeler Ortsteil Niederkirchen mit noch nicht mal 1.000 Einwohnern reicht sie aber aus. „Außer an Weihnachten oder wenn Konfirmation ist“, sagt Pfarrer Stefan Werner mit einem Schmunzeln. Gut besucht ist die Kirche aber trotzdem, denn sie lockt Touristen an.

Erstens ist die Margarethenkirche eine der besterhaltenen spätgotischen Dorfkirchen im Saarland. Zweitens ist sie eine der ältesten evangelischen Kirchen im Saarland. Und dann ist da noch der biblisch-christliche Garten, der um die Kirche herum angelegt ist.

Ein biblischer Garten

„Vor mehr als zehn Jahren haben wir bei einem Projekt mit Jugendlichen angefangen, den biblischen Garten anzulegen“, erzählt Pfarrer Werner. Und seitdem haben er und andere Gemeindemitglieder mit grünem Daumen immer neue Ideen in dem besonderen Garten umgesetzt.

Mit Hilfe von Pflanzen, Skulpturen und anderen gestalterischen Elementen lassen sich im Garten Geschichten aus der Bibel erkennen.

Los geht es schon gegenüber der Kirche, am sogenannten Margarethenbrunnen. Sanft plätschert das Wasser in das Sandsteinbecken. Die Pflanzen in den Beeten am Brunnen treiben gerade aus. Pfarrer Werner zeigt auf eine: „Das ist ein Maulbeerbaum. Der erinnert an die Geschichte von Zachäus.“ Dabei geht es um den betrügerischen Zöllner von Jericho, der nach der Begegnung mit Jesus sein Leben änderte und mit anderen teilte.

Ein Lebensbaum und ein Baum der Erkenntnis

Mit großen Schritten und Sonnenhut auf dem Kopf überquert Pfarrer Werner die Straße in Richtung Kirche, hier liegt nämlich der Eingang zum biblischen Garten. Am Anfang: der Garten Eden.

Der Thuja, zu Deutsch Lebensbaum, und ein Feigenbaum weisen auf die Paradieserzählung hin. Auf einer gegenüberliegenden kleinen Wiese steht der Baum der Erkenntnis. Er ist mit weißen Blüten übersät. Im Spätsommer wird er voller schöner Paradiesäpfel hängen, so die Hoffnung des Geistlichen. Wer den Baum dann passiert, wird vermutlich wie Adam und Eva kaum der Versuchung widerstehen können, eine Frucht zu pflücken. Aber im Niederkirchener Pfarrgarten hat das wohl keine schwerwiegenden Folgen.

32 Stationen aus dem Alten und dem neuen Testament

Der Paradiesgarten ist eine von insgesamt 32 Stationen auf dem Rundweg um die Kirche. Alle Gewächse haben einen Bezug zu den Regionen im Nahen Osten, in denen Jesus unterwegs war und den Geschichten aus dem Alten und dem Neuen Testament: Da sind Zitrus- und Olivenbäume, kleine Palmen.

Hinter der Kirche haben die Gartenfreunde einen kleinen Teich angelegt, er symbolisiert den See Genezareth, der häufig in Erzählungen im Neuen Testament über Jesus Wirken vorkommt. Die Miniaturausgabe in Niederkirchen schmücken Seerosen und Schilf. Apropos Schilf – im Kiesbett steht eine kleine graue Klappkiste. Pfarrer Werner öffnet den Deckel und lacht. Eine Babypuppe versteckt sich darin. „Das ist die Geschichte von Moses, der als Baby in einem Schilfkörbchen ausgesetzt wird.“

Ein Hahn und ein tränendes Herz

Detailreich setzt sich die Reise durch die Bibel im Garten fort: Ein Hahn aus Metall und kleine Holzkreuze stehen natürlich für die Kreuzigung Jesu. Für die passende Bepflanzung hat das Gartenteam Gewächse mit so klingenden Namen wie „Tränendes Herz“ und „Herzzittergras“ ausgewählt. „Hier haben wir eine Laubhütte gestaltet“, erklärt Pfarrer Werner und zeigt auf einen Unterschlupf aus Weidenruten. „Das erinnert an das jüdische Laubhüttenfest.“

Auch Nutz- und Heilpflanzen gehören dazu

Die nächsten Stationen haben eher einen pragmatischen Charakter. In Hochbeeten wachsen junge Gemüsepflanzen. In einem großen Steinguttopf keimen Linsensprösslinge – die Geschichte von Esau und seinem Bruder Jakob, der ihn gegen ein Linsengericht um sein Erstgeburtsrecht bringt.

Und dann geht es in den neuen Teil des Gartens: Heilpflanzen wachsen in den Beeten, bewacht von einer hölzernen Figur, deren Umrisse die heilkräuterkundige Hildegard von Bingen darstellen.

Ihr Pendant auf der gegenüberliegenden Seite ist der hölzerne Martin Luther. Er legte 1517 mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen den Grundstein für die Reformation und das hatte auch Auswirkungen auf Niederkirchen. Die bislang katholische Kirche wurde 1537 evangelisch. Da stand sie allerdings schon mehr als 500 Jahre.

Die Kirche selbst

Seitdem hat sich das Aussehen des Gebäudes immer wieder verändert. Pfarrer Werner tritt in die Kirche ein und lässt seinen Blick schweifen. An der Decke bleibt er hängen. „Die Schlusssteine hier an der Decke sind etwas Besonderes“, sagte er. Symbolisch erzählen sie von der Allmacht Gottes, so wie man eben vor Jahrhunderten davon erzählt hat.

Etwas moderner sind die Fenster im Altarraum, mit ihren stark verfremdeten Motiven in orange, blau, grau und lila. „Die hat ein lokaler Künstler für eine Friedhofshalle in den 1960er Jahren gestaltet und als die Halle abgerissen wurde, haben wir die Fenster für unsere Kirche verwertet“, erklärt Pfarrer Werner.

Als besonderen Hingucker für die alte Kirche, die gerade im Winter und Frühjahr noch einen Zweck erfüllt. Im Raum neben dem Altar steht alles voller Pflanzen. Bis es warm genug ist, dann dürfen sie wieder raus – um den Besuchern der Margarethenkirche in Niederkirchen von den biblischen Geschichten zu erzählen.

Sarah Sassou

Auf einen Blick

Kontakt
Margaretenkirche
Paul-Gerhardt-Straße
66606 Niederkirchen

Pfarramt
Margarethenkirche – Prot. Kirchen­gemeinde Niederkirchen im Ostertal
Pfarrer-Wienold-Platz 2
66606 St. Wendel
Tel.: (068 56) 24 1
E-Mail: pfarramt.niederkirchen.im.ostertal@evkirchepfalz.de
www.pfarramt.niederkirchen.im.ostertal.de

Öffnungszeiten
Sommer: 9.00 – 20.00 Uhr
Winter: 9.00 – 17.00 Uhr

Eintritt
Der Eintritt ist frei. Die Kirche freut sich über eine Spende.
Führungen für Kleingruppen kosten 35,- €, zu buchen über das protestantische Pfarramt.

Tipp
Die Margarethenkirche ist eine Radwegekirche, weil sie unter anderem am Saarland-Radweg liegt.

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