„Darf man diesen Knopf drücken?“, ruft einer aus der Gruppe der Löschlöwen. „Nein“, sagt Rolf Weber. „Später! Weil das Krach macht!“ Nein?! Ja, doch, aber erst will Rolf Weber noch ein, zwei Worte zu dem großen Feuerwehrauto sagen, das da vor den 17 Jungen und Mädchen der Bambini-Feuerwehr Löschlöwen aus Tholey steht.
Das Feuerwehrauto im feuerwehr erlebnis museum in Hermeskeil kommt aus Schuld im Ahrtal. Dem Ort, den viele nach der Flutkatastrophe kennen: Schuld war besonders schwer von den Fluten getroffen, die Feuerwehrleute waren unermüdlich im Einsatz. „Das Fahrzeug heißt Pätti“, erzählt Rolf Weber. Er ist leidenschaftlicher Feuerwehrmann und führt die Kinder ehrenamtlich durch das Museum. „Die sind mit Pätti 190 Kilometer durch Wasser gefahren, das bis zur Windschutzscheibe stand.“ 40 Menschenleben haben die Feuerwehrleute mit Pätti vor dem Ertrinken gerettet. Danach gab Pätti den Geist auf und steht seitdem im Feuerwehrmuseum. Vor dem Fahrzeug liegen Steine, Geröll und kaputte Wanduhren. Rolf Weber zeigt darauf. „Diese Uhren gehören natürlich nicht zur Feuerwehr. Die sind aus der Grundschule in Ahrweiler. Und weil die Klassenräume ja alle unter Wasser standen, sind die alle zur gleichen Uhrzeit voll mit Wasser gelaufen und stehen geblieben.“
Erlebnis auf zwei Etagen
Das ist nur ein Teil der Ausstellung im feuerwehr erlebnis museum in Hermeskeil, der nachdenklich macht, der beeindruckt und der zeigt, wie wenig selbstverständlich das ist, was unsere heutige Feuerwehr alles leistet und Dank immer ausgefeilterer Technik auch leisten kann. Auf zwei Etagen gibt es zahlreiche Fahrzeuge, eine Wand voller Helme, alte Feuermelder, aber auch persönliche Berichte von Feuerwehrleuten und noch viel mehr zu entdecken. Und zu erleben! Denn: Natürlich können die Jungen und Mädchen jetzt endlich den schwarzen, großen Knopf drücken, der wie ein Quiz-Buzzer vor dem Feuerwehrauto aus Schuld aufgebaut ist: Hellblaue Lampen blinken, dazu tönt über die Lautsprecher der Donner. Das Feuerwehrauto steht noch einmal im Gewitter. So wird im Museum Feuerwehr erlebbar.
Eine Etage oben drüber, zeigt Museumsführer Rolf Weber den Kindern ein Wohnzimmer. „Wir gehen mal eben um die Ecke, nur so ein kleines Stückchen, zu dem Sofa“, in diesem Wohnzimmer hat das Feuer gewütet. „Also wir sehen hier eine weiße Ecke, da hängt oben der Rauchmelder und wir sehen eine schwarze Ecke.“ Die Couch hat an einer Seite kein Polster mehr, man sieht nur das Holzgestell. Im Tisch ist ein großes Brandloch. Sogar der Lampenschirm ist von der Hitze halb weggeschmolzen. Die Kinder der Bambini-Feuerwehr aus Tholey staunen über die Gewalt des Feuers.
Einmal im Leben Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau sein
Gleich nebenan sitzt der neunjährige Luca an einem Schreibtisch: Hier ist eine Leitstelle nachgebaut. Vor ihm ein Computer, neben ihm ein rotes Telefon, auf dem er tippt. „Ja man kann hier die 112 anrufen, und dann redet jemand dort“, erzählt Luca und hält den roten Telefonhörer ans Ohr. Pauline steht nebendran. Sie drückt auf den Feuermelder. Also den Knopf, der sonst im rotumrandeten Kästchen mit Glas geschützt ist und normalerweise erst aufgebrochen werden muss. Hier ist kein Glas und hier kann Pauline ohne Probleme mit dem Zeigerfinger drauf drücken. Schon dröhnt die Sirene. Der sechsjährige Niklas ist mittlerweile auch in die Museums-Leitstelle gekommen. Er findet es prima, dass er ausprobieren kann.
Feuerwehr zum Anfassen
Und das gilt tatsächlich für fast alles: Man kann per Knopfdruck ehemaligen Feuerwehrleuten zuhören, die beim Brand des Nonnweiler’ Hochwalddoms 1984 dabei waren. Oder man kann zu zweit Wasser bei einer Feuerlöschpumpe von 1871 pumpen und zuschauen, wie hoch man das Wasser damit in die Luft bekommt.
„Es war eine gute Führung gewesen und jetzt dieses selber Ausprobieren, das ist natürlich das Highlight des Tages“, sagt Steffi Alongi, die Leiterin der Löschlöwen. „Die Kinder können einfach anfassen, ausprobieren und das Gelernte in der Praxis erleben.“ So sieht es auch Emanuel. Er hat heute extra seine Geburtstagsfeier nach hinten verschoben, weil er zuerst mit seinen Freunden von den Löschlöwen ins feuerwehr erlebnis museum wollte. Und das war die absolut richtige Entscheidung: „Das war cool. Vor allem die Autos.“
Auf einen Blick
Kontakt
feuerwehr erlebnis museum
Neuer Markt 2
54411 Hermeskeil
Tel.: (06503) 92 16 742
Kontaktformular auf der Internetseite
www.feuerwehr-erlebnis-museum.de
Öffnungszeiten
Di. – Fr.: 14.00 – 17.00 Uhr, Sa., So. und an Feiertagen: 10.00 – 16.00 Uhr.
Eintritt
Erwachsene (ab 15 Jahren ) 6,- €, Kinder (ab 4 Jahren) 5,- €, Kinder unter 4 Jahren frei, Führung 25,- €.
Außerdem gibt es einen kostenlosen Audio Guide, den alle Besucher über ihr Smartphone und einen QR-Code im Museum aktivieren können.
Ein Thema in der "Region am Mittag" 02.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle