Veni, vidi - Playmobil
Tour de Kultur 2021: Römer für Kinder in und um die Villa Borg
Wie erklärt man Kindern, wer die Römer waren? Und warum die schon so viel wussten und unser Leben bis heute beeinflussen? Da hilft ein Ausflug zur Villa Borg in Perl. In Stimmung bringt die Kleinen der kurze, aber durchaus auch mit Abenteuern versehene Villa-Borg-Trail. Einer der wenigen zertifizierten Wanderwege (Traumschleifchen) im Saarland, der sich an alle Altersklassen richtet.
Ein Text ohne Römer – geht nicht ohne das Leben des Brian. Monty Pythons Film war auch meine persönliche Abrechnung mit den quälenden Latein-Lektionen der Schulzeit. Romanus ite domus – oder vielleicht doch domum? Dabei faszinieren die Römer bis heute – ihre Kultur, ihr Lebensstil, das Kulinarische. Gut, dass die Römer nicht einfach so nach Hause abgehauen sind, sondern die Region lange bereichert haben. Gerade auch für Kinder gibt es auf der Reise zu den Römern vieles zu entdecken.
Der Villa-Borg-Trail
Also, konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Und da gibt es nichts Besseres als den Wald, der natürliche Reset-Knopf für den Kopf. Davon gibt es auf dem Villa-Borg-Trail rund um die römische Villa Borg reichlich. Gerade für Kinder ist der Weg ein perfekter Einstieg in die Welten des Wanderns und der Römer. Er führt über etwas mehr als sieben Kilometer durch abwechslungsreiches Terrain. Geübte Wanderer schaffen ihn ohne größere Schweißmengen in 90 Minuten, Familien mit kleineren Kindern brauchen eher das Doppelte.
Start ist am Parkplatz der Villa Borg. Und zu Beginn gibt es gleich eine Lektion in Geschichte. Doch statt kaskadenhafter Sätze über die politische Beschaffenheit Galliens gibt es kindgerechte Wissenshäppchen auf mehreren Tafeln – dass auch die Römer schon das Pizzagewürz Oregano nutzten oder warum auf manchen römischen Dach- und Bodenziegeln Spuren von Katze, Schaf und Sandale zu sehen sind.
Die Kinder sind schon jetzt im Römerfieber. Im Wald wächst so auch die Sammlung an Römersteinen, Römerstöcken und Römerblumensträußen, die in unserem Streit-/Kinderwagen landen.
Mit dem Wagen ist die Tour übrigens machbar. Luftreifen helfen natürlich auf den Wurzelwegen, eine zweite Hand sowieso. Wagemutige Legionäre trauen sich so über das Streckenhighlight auf der Hälfte: ein Wasserlauf, der nur über wackelige Steine zu überqueren ist. Doch keine Angst vor nassen Sandalen, die Überquerung ist für den Streckenverlauf kein Muss – nur ein Angebot für ein kleines Abenteuer.
Danach führt der Weg über sanft hügelige Landschaften, durch Rapsfelder und Streuobstwiesen. Das passt, denn die kleine Zenturie hat mittlerweile Hunger wie eine ganze Kohorte. Ein Picknick muss her.
Das Ziel in Sicht
Ein Legionär soll an einem Marschtag übrigens rund 10.000 Kalorien verschlungen haben. Dafür lief er aber mit rund elf Kilometern pro Stunde. Davon sind wir natürlich weit entfernt – die kindliche Begeisterung für Blumen, Bäche und Pferde am Wegesrand bestimmt das Marschtempo. Doch schon bald erscheint hinter einem lichten Wäldchen der Abschluss der Tour: die Villa Borg.
Die Villa wurde vor gut 20 Jahren komplett rekonstruiert und bietet einen unmittelbaren Einblick in das Luxusleben in einem römischen Herrenhaus: hauseigene Bäckerei, Schafe, Hühner, Wachteln, ein Kräutergarten, Fische. Und wenn nicht geschlemmt wurde, ging es mit dem Haussklaven ins wohltemperierte Bad. Dort ist auch ein Teil der Sonderausstellung für Kinder zu sehen: veni, vidi, Playmobil.
veni, vidi, Playmobil
Die Schau wurde von Sammler Peter Linn gestaltet. Dabei griff er auf das mittlerweile über 5.000 Figuren umfassende Playmobil-Sortiment zurück. Was sich nicht finden ließ, baute Linn liebevoll nach, aus Holz, Stoff und Ton. Im Bad der Villa Borg rudern so römische Soldaten auf einer selbstgebauten Galeere zur Seeschlacht.
In einem anderen Raum bebt die Erde unter den Füßen der Plastik-Legionen. Auch für die Eltern ist es eine Zeitreise in die eigenen Kinderzimmer mit ihren üppigen Western-Forts und Ritterburgen aus Nürnberger Produktion. A propos Zeitreise: In einer Scheune versteckt sich auch ein besonderes Easter-Egg, eine Überraschung für erwachsene Popkultur-Nerds – sie hat mit dem Jahr 1985 zu tun.
Aber es geht in der Ausstellung nicht nur um Krieg, sondern auch um römisches Alltagsleben zwischen Schule, Handwerk und Markt. Die Kinder tauchen schnell ab in die Tiefe der Dioramen, mit ihren putzigen Details: Was macht denn die Maus da zwischen den Dachziegeln? Wie realistisch die Modelle sind, können die Kleinen dann direkt mit echten archäologischen Funden aus Borg abgleichen.
Die Sonderausstellung ist der würdige Abschluss einer römischen Spurensuche – bevor es heißt: Familia, retro!
Auf einen Blick
Villa Borg
Im Meeswald 1
66706 Perl-Borg
Tel.: (06865) 91 17-0
E-Mail: info@villa-borg.de
www.villa-borg.de
Öffnungszeiten
Di. - So., 10.00 - 18.00 Uhr.
Die Sonderausstellung „veni, vidi, Playmobil“ ist noch bis zum 31. Okt. zu sehen.
Eintritt
Erwachsene: 6,- €
Ermäßigter Eintritt (Schüler, Studenten, Behinderte): 4,- €
Familie (2 Erwachsene und Kinder bis 14 Jahre): 12,- €
Kinder bis 6 Jahre: frei
Kinder bis 14 Jahre: 2,- €
Gruppe ab 20 Personen: 3,- € / Erwachsener
Schulklasse (2 Begleiter frei): 1,50 € pro Person
Die Sonderausstellung ist im Eintrittspreis der Villa enthalten.
Anfahrt
Von Saarbrücken über die A620 und A8 bis zur Ausfahrt Perl-Borg. Von dort über die B407 und der Beschilderung folgen. Über ein paar hundert Metern Landstraße kommt man zum Parkplatz der Villa Borg. Dort startet auch der Villa Borg Trail.
Tipp
Empfohlen ist die Einkehr zum Beispiel in der Taverne der Villa Borg. Dort gibt es römisches Essen und das Weltraum-Menü des Saar-Astronauten Matthias Maurer.