Auf den Spuren des Viez
Einem Getränk, das bald auch Immaterielles Kulturerbe der UNESCO werden könnte, ist im Mettlacher Ortsteil Wehingen ein ganzer Wanderweg gewidmet, mit vielen Informationen rund um die Geschichte und die Herstellung des vergorenen Apfelsaftes. Es geht um den Viez. Und so ist es nicht verwunderlich, dass gleich am Startpunkt ein Automat mit regionalen Produkten, vor allem Viez und Apfelsaft aufgestellt ist. Der Rundweg startet am Bistro Alte Schule. Dort ist außerdem eine große Infotafel zum Viezpfad aufgestellt, kleine Wegkarten, auf denen die Höhepunkte der Tour eingezeichnet sind, liegen zum Mitnehmen bereit.
Vorbei an der kleinen Kapelle des Dorfes führt der Pfad gleich zu Beginn an Wiesen mit alten Streuobstbäumen vorbei. Kirsch-, Birnen- und vor allem Apfelbäume säumen den Weg, der kontinuierlich an den Hängen des Kewelsberges ansteigt. Weidende Kühe und Schafe links und rechts des Weges machen die Landidylle perfekt. Langsam wird der Weg immer schmaler und steiler und führt schließlich an Hecken vorbei zum höchsten Punkt der Strecke.
Pause mit Aussicht
Auf 417 Metern Höhe bietet sich auf einer Sinnenbank auf dem Schneeberg ein herrlicher, weiter Blick in Richtung Osten über den Schwarzwälder Hochwald und das Merziger Becken. Eine Infotafel zeigt: Hier liegt den Wanderern der saarländische Teil der Viezregion zu Füßen. Eine kleine Rast nach dem beschwerlichen Anstieg ist dort unbedingt empfehlenswert.
Der wilde Teil des Wegs
Beim Abstieg dann Szenenwechsel: Kein Streuobst mehr, keine weite Sicht. Stattdessen geht es nun in den Wald. Tiefhängende Äste, herausstehende Wurzeln und enge Kurven fordern höchste Konzentration. Dennoch lohnt es sich auch hier einmal, stehen zu bleiben und die Natur zu bewundern: Ein Meer von Kalksteinen in allen Größen säumen den Weg. Sie sind mit Moos überwachsen und erinnern an einen Urwald.
Und immer wieder allerlei Wissenswertes
Vorbei an vielen Sitzgelegenheiten und Infotafeln rund um den Viez führt der Pfad nun wieder an Streuobstbäumen entlang. Unterhalb des Wehinger Friedhofes bietet sich eine ausgedehnte Pause an der Semmerhütte an. Neben dieser kleinen Hütte plätschert der Wehingerbach vor sich hin. Eine „Vieztankstelle“ lädt zumindest im Sommer dazu ein, sich die Landschaft bei dem Getränk, um das es bei der Wanderung geht, zu verköstigen. Im Automaten gibt es je nach Verfügbarkeit verschiedene Viezköstlichkeiten, vom klassischen, trockenen Särkower bis hin zu fruchtigen Mischungen wie den Cherry-Cider.
Direkt hinter der Semmerhütte gibt es die Möglichkeit, abzukürzen und aus der 14 Kilometer langen Traumschleife ein etwa fünf Kilometer langes Traumschleifchen zu machen. Wer in den vollen Genuss des Viezpfades kommen will, folgt dem Weg aber weiter zunächst an weiten Landschaften, an Hängen, Jagdsitzen und weiteren Obstbäumen vorbei in ein großes Waldgebiet. Nach unzähligen Buchen und Fichten taucht mitten im Wald ein kleiner Weiher mit Sitzgelegenheit auf. Dort lohnt es sich, noch einmal kurz Luft zu holen für den nächsten Anstieg, hinauf zum „Rehchens Kopf“: ein Aussichtspunkt über eine große offene Wiese.
Nach weiteren breiten Waldwegen biegt der Pfad hinter der Blechmühle in einen schmalen steilen Pfad, der langsam aus dem Wald herausführt. Es beginnt ein Wechselspiel aus Frei- und Waldflächen. Mal an Hecken und Streuobstwiesen vorbei, mal an Weideflächen für Schafe und Kühe entlang. Mal ist der Weg breit, befestigt und beschattet, dann wieder führt er über Wiesen und ist nur noch schwer erkennbar. Nur eines bleibt gleich: immer wieder Sitzgelegenheiten und Erklärungen zur Viezherstellung oder zu alten, regionalen Obstsorten. Ein Hochsitz lädt Wanderer dazu ein, sich die Landschaft aus Jägersicht zu betrachten.
Viezgeschichte zum Anfassen
Bevor die Wanderung in die Schlussgerade durch ein Waldstück einbiegt, sind auf einer Anhöhe historische Landmaschinen samt Erläuterungen und einer Bank aufgestellt. Die letzten Kilometer bieten noch einmal das ganze Landschaftsspektrum der Viezregion: Wälder, Wiesen, Apfelbäume. Schließlich tauchen nach gut viereinhalb Stunden hinter der letzten Infostation zu heimischen Birnensorten der Ort Wehingen und der Ausgangspunkt wieder auf.
Hinter uns liegen gut acht Kilometer schmale Pfade, aber auch Wald-, Schotter- und ein wenig Asphaltwege. Wer die ganzen 14,1 Kilo- und 322 Höhenmeter überwinden will, braucht gute Kondition und festes Schuhwerk. Vor allem die abwechslungsreiche Landschaft zeichnet diesen Weg aus. Und wer es kürzer mag, für den ist auch die erste kleine Runde bis zur Semmerhütte empfehlenswert. Wer am Ende des Wehinger Viezpfades noch nicht genug von dem vergorenen Apfelsaft hat, kann sich im Regiomat am Start- und Zielpunkt Flaschenweise mit dem Getränk eindecken. Wer lieber im Sitzen mit anderen Wanderern zusammen drinnen oder draußen noch ein Gläschen Viez genießen möchte, ist im Bistro Alte Schule direkt am Zielpunkt gut aufgehoben.
Auf einen Blick
Kontakt: Tourist Information Mettlach
Fußgängerzone
66693 Mettlach
Tel.: (06865) 91 150
E-Mail: tourist@mettlach.de
www.tourist-info.mettlach.de
Wegdaten
Rundweg 14,1 Kilometer, 4,5 Stunden, Abkürzungsmöglichkeiten.
Der Wanderweg ist ganzjährig begehbar. Der Wehinger Viezpfad ist weder für Rollstuhlfahrer noch für Kinderwagen geeignet.
Gastronomie
Bistro „Alte Schule“ im Bürgerhaus Wehingen
Markusstraße 2
66693 Mettlach
Mi. - Sa. von 12.00 - 22.00 Uhr, So. 11.00 - 20.00 Uhr, Mo. und Di. Ruhetag
Anfahrt
A8, Ausfahrt 4 (Merzig-Wellingen), L170 nach Wehingen, Parken am Bistro „Alte Schule“ Wehingen
Tipp
Festes Schuhwerk erforderlich und Sonnenschutz empfehlenswert wegen vieler unbeschatteter Wegabschnitte.