Wo schon König Ludwig und Hildegard von Österreich lustwandelten
Tour de Kultur 2021: Das romantische Karlstal
Das Geräusch deutet sich schon auf dem Pfad an, der vom Parkplatz zum Wald führt. Ein dichtes Rauschen liegt ganz leise hinter dem Vogelgezwitscher und den Blättern der Bäume, die der Wind rascheln lässt. Wir laufen vom Oberhammer los, einem früheren Mühlenweiher. Dann schließt uns der Pfälzerwald bei Trippstadt ein, und bald schon finden wir die Ursache für das Rauschen heraus.
Dafür müssen wir aber erst einen steilen Pfad hinabsteigen. Er führt uns direkt hinunter in die Karlstalschlucht und dort zur Moosalb, einem Fließgewässer. Kleine Stufen im Fließbett sorgen dafür, dass es ordentlich rauscht und gluckert. Das Wasser sucht sich seinen Weg durch das Karlstal und wir folgen ihm.
Zauber einer Schlucht
Wir, das sind zwei Familien mit insgesamt vier Kindern im Alter zwischen drei und fünf Jahren. Kaum sind wir unten angekommen, hat uns der Zauber des Waldes schon fest im Griff. Die Schlucht mit ihrem weichen Waldboden, den sanften Braun- und Grüntönen der Laub- und Nadelbäume und den glatten Sandsteinen hat so gar nichts von den engen felsigen Tälern, die einem üblicherweise bei dem Begriff Schlucht in den Sinn kommen.
Die außergewöhnliche Schönheit des Karlstals ist ein beliebtes Fotomotiv, besonders angetan hat es vielen ein Pavillon, der mitten im Tal steht und mit seinem moosbedeckten Dach je nach Lichteinfall besonders mystisch wirkt.
Auch Marcel Krupka aus Trippstadt ist fasziniert von der Schlucht. Er hat sich sogar in seiner Masterarbeit mit dem Karlstal befasst. Zusammen mit einem Kommilitonen hat er den Eisenhüttenweg, einen Wanderweg, der auch durchs Karlstal führt, genau unter die Lupe genommen. Denn im Pfälzerwald wurde Eisen gewonnen – in größerem Stil machte das in Trippstadt die Familie Gienanth. „Möglicherweise ist der Eisenhüttenwerksbesitzer Carl von Gienanth auch der Namensgeber für des Karlstal“, erklärt Marcel Krupka.
Hier war ein Landschaftsgärtner am Werk
„Das Tal wurde Ende des 18. Jahrhunderts von dem Landschaftsgärtner Friedrich Ludwig von Sckell gestaltet.“ Sein Auftrag war es, den Garten des Barockschlosses in Trippstadt anzulegen. Er verband ihn mit dem Karlstal, nahm aber keine Neugestaltung des Tales vor, sondern ließ Wege anlegen und den hölzernen Pavillon aufstellen. Viel mehr sei nicht nötig, befand von Sckell, denn für ihn stand fest, dass das Karlstal „eines der schönsten Thäler, die ich je in dieser Art gesehen habe“, war.
Diese Wirkung ist bis heute erhalten geblieben. Die riesigen Buntsandsteinfelsbrocken, von der Natur glatt geschliffen, ziehen uns Erwachsene und natürlich vor allem die Kinder magisch an, eine kleine Klettertour zu unternehmen oder einfach eine kleine Rast auf dem von der Sonne gewärmten Stein zu machen. Moos und Farne geben der Landschaft eine fantastische Anmutung. Hier könnte gut eine Szene im Reich der Elben aus dem Herr der Ringe gedreht worden sein.
Ein plätschernder Spaß für die Kinder
Der Wanderweg folgt dem Lauf der Moosalb. Sie ist höchsten knöcheltief und ganz klar. Den Kindern und auch uns macht es Spaß, das Wasser an einigen Stellen über kleine Holzbrücken zu überqueren. Schmetterlinge flattern am Ufer entlang, Libellen und unterschiedliche Vögel lassen sich beobachten – im Hintergrund das beruhigende Rauschen und Gluckern des fließenden Wassers.
An einem Felsen sticht uns eine schwarze Eisentafel mit altertümlicher Schrift ins Auge. Sie erinnert an die Zeit, als die Pfalz noch zum Königreich Bayern gehörte und 1862 König Ludwig I. von Bayern, der Großherzog III. von Hessen, sowie die Erzherzogin Hildegard von Österreich die wildromantische Schlucht genossen. Jetzt kommen vor allem Touristen, zum Beispiel US-Amerikaner und -Amerikanerinnen, die als Angehörige des US-Militärs in Kaiserslautern oder Ramstein leben. Da kann es an manchen Tagen schon ziemlich voll sein – vor allem an heißen Sommertagen.
Den Grund dafür spüren wir jetzt, denn an dieser Stelle verändert sich das Karlstal. Das Rauschen der Moosalb wird leiser, wir spüren, dass die Luft viel wärmer ist. Nach gut einem Kilometer haben wir den Ausgang der Karlstalschlucht erreicht. Nur allmählich können wir uns von dem Zauber dieser unvergleichlichen Natur lösen.
Nicht zum Anschauen, sondern zum Durchwandern
Wir laufen weiter und kommen an die Klug‘sche Mühle, ein Ausflugslokal mit Biergarten und einem Weiher mit Schwänen. Einen kleinen Aufstieg wollen wir dann doch noch wagen.
Hinter der Mühle geht es hoch zur Burg Wilenstein, einer Burgruine, von der ein Teil erhalten und als Selbstversorgerheim geführt wird. Die Kinder stürmen sofort zur Burgmauer, sie wollen von oben auf den Zauberwald schauen. Denn direkt gegenüber liegt sie, die Karlstalschlucht. Doch die dichten Baumkronen versperren uns den Blick. Wir verstehen. In die Magie der Karlstalschlucht kann man nur eintauchen, wenn man sie durchwandert.
Auf einen Blick
Tourist Information
Luftkurort Trippstadt
Hauptstraße 26
67705 Trippstadt
Tel.: (06306) 341
Fax: (06306) 15 29
E-Mail: info@trippstadt.de
www.trippstadt.de
Öffnungszeiten
Die Karlstalschlucht ist ganzjährig geöffnet
Anfahrt
Über die A6 Ausfahrt Kaiserslautern-West auf die B270 Richtung Pirmasens bis zur Kreuzung L500 Richtung Trippstadt abbiegen. Die Karlstalschlucht ist ausgeschildert. Parkmöglichkeiten sind je nach Wandertour ausgeschildert.
Routeninfos
Länge: je nach ausgewähltem (Rund-)Wanderweg
Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer
Start der Wanderung: Parkplatz Oberhammer
Festes Schuhwerk wird empfohlen.