Geheimtipp: 100 Meter Weg, die es in sich haben
Tour de Kultur 2021: Bergmannspfad in Wiesbach freigelegt
Einen kleinen Sensationsfund haben zwei Rentner in Wiesbach am Waldrand gemacht: einen original erhaltenen befestigten Bergmannspfad. Etwa anderthalb Meter breit und rund einhundert Meter lang führt er in der Verlängerung der Grubenstraße im Hahnwald den Hang hinauf in Richtung Lummerschied.
Mit Besen und Rechen auf den Spuren der Kindheit
Harald Schorr, einer der beiden ehrenamtlichen Ausgräber, kannte den Weg aus Kindertagen, sein Vater ist ihn noch regelmäßig zur Grube Göttelborn gelaufen. Kurz vor der Rente hat er sich vorgenommen das Wegstück, das mittlerweile unter gut 20 Zentimetern Laub und Waldboden zugewuchert war, wieder freizulegen. Und das hat er im April zusammen mit Peter Stein, dem zweiten Wiederentdecker des Wiesbacher Bergmannspfades, getan. Mit Schaufel, Rechen und Besen trugen die beiden ganz vorsichtig den Waldboden ab und legten das Pflasterwerk offen.
Ein ganz besonderes Pflaster
Und der Aufwand lohnte sich, denn der Weg ist im Saarland das einzige erhaltene befestigte Stück Bergmannspfad überhaupt. Ursprünglich wurde der Weg bereits um 1700 in die andere Richtung genutzt. Er war eine Verbindung nach Lebach zum Markt. Mit der Industrialisierung und dem Aufblühen der Gruben wurde er mehr und mehr in die andere Richtung zuerst zur Grube Sulzbach und, als diese geschlossen wurde, nach Göttelborn von Bergleuten genutzt. Damals war der Weg noch unbefestigt.
Im 19. Jahrhundert gab es solche Trampelpfade im ganzen Saarland. Doch die am stärksten frequentierten Wege hat die Bergwerksdirektion irgendwann eingefasst. Aus alten Karten geht hervor, dass das in Wiesbach um 1895 der Fall war. Der Weg wurde zunächst gepflastert, mit Ablaufrinnen links und rechts versehen und auch beschildert. Alles, damit die Bergleute möglichst sicher und flott den Weg zur Grube und wieder zurück beschreiten konnten. Dem Ausbau ging eine längere Vorbereitung voraus. Erstmal musste erhoben werden, wie viele Bergleute den Weg überhaupt nutzen und ob vielleicht auch Karren über den Weg müssen. Materialien und Streckenverlauf mussten geplant werden, Kosten erhoben und teilweise Grundstücke erworben werden. Der eigentliche Weg, der aus unterschiedlich großen Sandsteinen besteht, ist kein architektonisches Meisterwerk, baulich nichts Besonderes und für das ungeschulte Auge eher eine alte Buckelpiste im Wald, ein Weg wie jeder andere.
Ein Weg mit vielen Geschichten
Das Besondere dieses Weges sind eigentlich die Geschichten, die damit verbunden sind, waren dieser und andere Bergmannspfade doch so etwas wie Autobahnen, um Arbeiter möglichst schnell zu ihrem Arbeitsplatz zu bringen. Ein Fußmarsch von über einer Stunde jeden Morgen hin und jeden Abend zurück war nichts Außergewöhnliches. In dieser Zeit trafen sich auf dem Pfad Bergleute aus vielen Dörfern entlang des Weges von Lebach, Wiesbach und Lummerschied nach Göttelborn. Um das Jahr 1870 sollen allein aus Lebach-Landsweiler 30 Bergleute den Weg genutzt haben. Sie redeten miteinander über die Arbeit unter Tage, sie sangen Bergmannslieder, haben Freundschaften geschlossen und über die Gruuw geschwätzt. Nicht wenige Bergleute heirateten in Familien, die entlang des Weges wohnten ein. Man könnte sagen, der Pfad war so etwas wie eine Hauptschlagader für das Saarland zur Blütezeit des Bergbaus.
Peter Stein und Harald Schorr, die beiden Wiederentdecker, engagieren sich im Verein Illtalerland e. V., der Wanderungen organisiert. Der Verein überlegt nun gemeinsam mit der Gemeinde Eppelborn und dem Landesdenkmalamt, ob der Weg weiter freigelegt werden und vielleicht sogar touristisch erschlossen werden soll.
Auf einen Blick
Illertalerland e. V.
Peter Stein
Mobil: 0170 3847857
E-Mail: presse@illertalerland.de
www.illertalerland.de
Öffnungszeiten
Ganzjährig geöffnet
Tipps
Der ausgegrabene Bergmannspfad liegt im Hahnwald zwischen Wiesbach und 66265 Lummerschied/ Heusweiler an der Gemeindegrenze zwischen Eppelborn und Illingen noch sehr versteckt im Wald. Man erreicht die Stelle von der L266 aus. An einem kleinen Parkplatz an der Landstraße führt ein Weg zunächst durch einen Buchenwald, am Ende des Weges rechts halten und an der nächsten Sitzbank links halten.
Geeignetes Schuhwerk wird empfohlen.