Mit der ARGO-App auf der alten Römerstraße bei Gusterath (Foto: Augmented Archaeology (Universität Trier))

Archäologie 2.0

Tour de Kultur 2021: Die „ARGO-App“ lässt Ruinen und antike Bauwerke virtuell wieder auferstehen

David Differdange   19.07.2021 | 06:00 Uhr

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Wanderung durch die antike Welt

Mit der ARGO-App auf der alten Römerstraße bei Gusterath (Foto: Augmented Archaeology (Universität Trier))

Viel erinnert in den Feldern vor Gusterath bei Trier nicht an die gallo-römische Vergangenheit der Region. Es gibt keine Ruine, kein Denkmal – und doch kann man hier, wo früher eine Römerstraße verlief, seit 2020 auf archäologische Entdeckungstour gehen. Dafür brauche ich nur mein Smartphone und die kostenlose Archäologie-App ARGO der Uni Trier.

Die ARGO-App erweckt historische Tempel, Burgen, Brücken und Theater mithilfe von Augmented Reality (übersetzt „erweiterte Realität“) zum Leben. Forscherinnen und Forscher haben die App zusammen mit Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Luxemburg entwickelt.

110 Stationen im 3D-Modell

Mit der ARGO-App auf der alten Römerstraße bei Gusterath (Foto: Augmented Archaeology (Universität Trier))

Insgesamt gibt es 110 Stationen, an denen man sich ein 3D-Modell anschauen kann. Auf der Homepage des Projekts kann ich mir vorab einen Überblick über die nachgebildeten historischen Stätten machen. Hier kann ich auch eine Route mit mehreren Stationen planen, die man anfahren oder, wenn sie nah genug beieinander liegen, abwandern kann. In der App werden immer einzelne Gebäude dargestellt, die man aus allen Richtungen betrachten kann. Dazu kommt ein kurzer Infotext.

So funktioniert's

Um die richtigen Stellen zu finden, kopiert man die GPS-Koordinaten aus der App oder von der Homepage in einen Routenplaner. In Gusterath führt dieser mich auf einen kleinen Feldweg, abseits der Landstraße. Hier öffne ich die App. Sie greift auf die Handykamera zu und blendet das 3D-Modell eines Tempels mit umlaufendem Säulengang an dessen Originalstandort, mitten auf dem Feld, ein. Je nach Uhrzeit, verändern sich dabei sogar Licht und Schatten.

Der richtige Winkel ist entscheidend

Tour de Kultur 2021: Die „ARGO-App“ lässt Ruinen und antike Bauwerke virtuell wieder auferstehe
Audio [SR 3, David Differdange, 10.08.2021, Länge: 02:56 Min.]
Tour de Kultur 2021: Die „ARGO-App“ lässt Ruinen und antike Bauwerke virtuell wieder auferstehe

Als nächstes habe ich die App in Palzem an der Mosel getestet. Auf Höhe der modernen Schleuse wurden sowohl Spuren einer keltischen als auch einer römischen Brücke gefunden. Davon ist heute bis auf ein Denkmal und eine Infotafel nicht mehr viel zu sehen. Den geeigneten Blickwinkel für das 3D-Modell zu finden, ist gar nicht so einfach. Ich muss das Bild der Brücke, das heißt meine Handykamera, hin und her bewegen.

Manchmal ruckelt das etwas oder die Animation schwebt in der Luft – sie muss sich immer erst am integrierten Handykompass ausrichten. Schließlich bekomme ich einen guten Eindruck davon, wie wichtig die Brücke in der Antike als Verbindung der Moselufer gewesen sein muss. Heute ist die nächste Moselbrücke gut drei Kilometer entfernt.

Burgruine als „erweiterte Realität“

Mit der ARGO-App auf der alten Römerstraße bei Gusterath (Foto: David Differdange)

Ein weiteres Ziel ist die Freudenburg im Landkreis Trier-Saarburg. Johann der Blinde, Graf von Luxemburg und König von Böhmen, ließ sie im 14. Jahrhundert als Teil eines Befestigungssystems errichten. In der Burgruine funktioniert die ARGO-App wie eine Art fehlendes Puzzlestück – das Prinzip der „erweiterten Realität“ wird hier besonders deutlich.

Manches lohnt auch ohne App

Anders als Ziele ohne sichtbare Spuren, ist die Burgruine schon allein einen Ausflug wert. Hier hat die App eine eher ergänzende Rolle und hebt so die Bedeutung und Dimensionen des Ortes hervor. Auf diese Weise bekomme ich einen Eindruck von der Holzbrücke, die früher einmal über den Burggraben zum Dorf führte. Außerdem vervollständigt die App aus zahlreichen Perspektiven den imposanten Bergfried und Burgmauern.

Um die Modelle in der ARGO-App so realistisch wie möglich zu gestalten, hat das Forschungsteam seit 2017 zahlreiche Quellen ausgewertet. Die EU fördert das Projekt mit 1,4 Millionen Euro.


Auf einen Blick


Alle Informationen rund um die ARGO-App

ARGO – Augmented Archeology
www.ar-go.co

Die App ist kostenlos im App-Store für iPhone und bei Google Play für Android verfügbar.


Die Tour de Kultur 2021


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