Industriekultur-Wanderweg (Ulli Wagner) (Foto: Ulli Wagner)

Schwarzes Gold und roter Eckstein

Der Industriekultur-Wanderweg um Quierschied und Bildstock

Ulli Wagner  

Die Spur unserer Ahnen und das schwarze Gold prägen den Industriekultur-Wanderweg rund um Quierschied und Bildstock. Auf 25 Kilometern kann man geschichtsträchtige Baudenkmäler und Naturschauspiele auf sich wirken lassen. So verknüpfen sich Industrie und Erholung und führen zu einem besonderen Wander-Erlebnis.

Quierschied und das zu Friedrichsthal gehörende Bildstock, das sind zwei Orte, die ganz stark vom schwarzen Gold des Saarlandes, also vom Kohlebergbau und der damit verbundenen Industrie geprägt sind. Sie liegen dicht beieinander, werden heutzutage durch die A 8 getrennt und durch einen wunderschönen Abschnitt des Saarkohlenwaldes miteinander verbunden.

Diese Verknüpfung von Industrie und Erholung, von geschichtsträchtigen Baudenkmälern und Naturschauspielen, macht sich auch der Industriekultur-Wanderweg zunutze. Er zeigt uns gleichzeitig, wie es um den Strukturwandel bestellt ist. Er konnte auch dank Bürgerarbeit verwirklicht werden.

Mediathek

SR 3 - Tour de Kultur 2016: Der Industriekultur-Wanderweg um Quierschied und Bildstock
[Audio, SR 3, Ulli Wagner, 16.08.2016, Länge: 3:15 Min.]
SR 3 - Tour de Kultur 2016: Der Industriekultur-Wanderweg um Quierschied und Bildstock

Große Tour über 25 Kilometer

Wir können uns mit einer Großwanderung oder in zwei in sich geschlossenen Rundwegen auf die Spur unserer Ahnen und des schwarzen Goldes machen, die große Tour ist gut 25 Kilometer lang, die Quierschieder Schleife hat elf und die Friedrichsthaler Schleife 14 Kilometer – auch wir haben uns diesen Weg aufgeteilt, schließlich gibt es ganz schön viel zu begutachten unterwegs.

Die Quierschieder Schleife haben wir am Autobahnparkplatz begonnen. Neben dem groß beschilderten Haldenrundweg findet sich ein bisschen im Wald versteckt das Logo dieses Industriekultur-Wanderwegs: ein Stollenmundloch und ein Förderturm.

Es ist ein markantes Zeichen. Eines, auf das Sie genau achten sollten und mit dem man, so scheint es, manchmal allzu geizig umgegangen ist. Die Gemeinden haben Besserung gelobt, auch wenn sie eigentlich keine Mittel dafür haben. Das ist die Crux bei dieser Sache, dem Strukturwandel wie der Industriekultur …

Der höchste Förderturm der Welt

Der Rundweg startet mit einem Waldstück, bevor er uns in den Ort hinein und zu einem kleinen, fast versteckten Mundloch eines Stollen führt. Durch den Wald führt der Weg ins obere Quierschied, zur Alten Näherei, Richtung Kraftwerk Weiher am Friedhof vorbei und von dort runter ins Tal des Lasbachs und zum Angelweiher und weiter in Richtung des alten Knappschaftskrankenhauses, das dann aber doch zu weit ab von der Strecke liegt.

Industriekultur-Wanderweg (Ulli Wagner) (Foto: Ulli Wagner)

An den Sportplätzen und am Fischbach entlang geht es langsam wieder auf die Höhe, in Richtung Kraftwerk Weiher und in Richtung Weißer Riese. Das ist der höchste Förderturm der Welt. Er ist längst außer Betrieb, lädt aber an jedem ersten Sonntag im Monat zu einem besonderen Blick über das Saarland ein.

Teichhuhn, Stockente und Große Mummel

Sie können nun von dort die Tour fortsetzen, die Autobahn queren und über ein kleines Verbindungsstück auf die Friedrichsthaler Schleife stoßen. Oder Sie machen es wie wir, widmen diesem Teil eine Extra-Wanderung und starten am Saufangweiher in Bildstock. Der ist ein ehemaliger Absinkweiher der Saarbergwerke und das größte künstliche Gewässer der Gemeinde Friedrichsthal.

Hier steht viel unter Naturschutz, und der Angelsportverein Bildstock sorgt dafür, dass hier nicht nur durstige Kehlen eine Anlaufstelle haben, sondern auch dass Teichhühner und Stockenten ausreichend Ruhezonen haben und niemand der „Großen Mummel“, einer gelben Teichrose zu nahe kommt, die  unter Naturschutz steht – auch wenn ihre Art am Südufer des Saufangweihers noch reichlich vorkommt.

Industriekultur-Wanderweg (Ulli Wagner) (Foto: Ulli Wagner)

Gutshof des Grafen von Ottweiler

Durch die Lilienstraße führt der Industriekultur-Wanderweg Richtung Ortsmitte, um gleich wieder zum Grühlingsstollen in Friedrichsthal abzufallen. Von der Grube Friedrichsthal ist noch das Stollenmundloch mit seinen Türmchen und Zinnen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten.

Vor fast 50 Jahren wurde dieses Denkmal der Industriekultur restauriert und lässt sich heute von uns Wanderern bestaunen. Von dort geht es durch ein neues Wohngebiet hoch zum Hofer Kopf, wo es einst die erste Besiedlung gab, einen Gutshof des Grafen von Ottweiler, der diesem Hügel seinen Namen gegeben hat.

Dort gibt es Picknick-Tische, einen Spielplatz und eine Ausflugsgaststätte, die zur Rast einlädt. Von hier aus sollte man wenigstens einen kurzen Blick auf das Bildstöckchen werfen, das eine Statuette von Maria mit dem Jesuskind enthält.

Ursprung der Gewerkschaftsbewegung

Dann erreichen wir nach dem Hoferkopf das älteste Gewerkschaftsgebäude Deutschlands, den sogenannten Rechtsschutzsaal. Hier hatte der von Nikolaus Warken, genannt Eckstein, gegründete Rechtsschutzverein seine Heimat. Der Saal wurde mit einer Reichsmark und zwei Backsteinen pro Bergmann aufgebaut.

So etwas wie diesen Saal, in dem Schulungen, aber auch Gewerkschaftsversammlungen stattfanden, gab es sonst nirgendwo im Reich und auch lange danach nicht in der Republik. Und deshalb gilt Bildstock bis heute einigen als Geburtsstätte der Gewerkschaftsbewegung.

Das alte Backsteingebäude wird immer noch für Versammlungen genutzt, meist sind es aber eher private Feste, denen dieses altehrwürdige Haus als Kulisse dient.

Industriekultur-Wanderweg (Ulli Wagner) (Foto: Ulli Wagner)

Schacht Erkershöhe und der Weiße Riese

Über die Bahngleise geht es in den Wald und nach einem kurzen Abstecher zum Schacht Erkershöhe durch den gleichnamigen Forst ein Stück Richtung Itzenplitzer Weiher und auf schönen Waldwegen um die Siedlung Erkershöhe herum, über die L 112 auf die andere Seite des Waldes Richtung Merchweiler auf den Fischbach zu.

Den Weißen Riesen und bei guter Sicht auch das Kraftwerk Weiher im Blick führt der Weg unter der A 8 durch, an Quierschied vorbei durch den Jungenwald – nicht weit davon gibt es einen Ort namens Altenwald – Richtung Maybach, wohl eine der berühmtesten Bergarbeitersiedlungen im Saarland.

Durch den Wald zum Saufangweiher

Noch einmal queren wir auf dem Industriekultur-Wanderweg die A 8, diesmal von oben, gehen kurz die L 262 zwischen Bildstock und Maybach entlang, bevor wir uns durch den Wald auf den Weg zum Saufangweiher und in das gleichnamige Naturschutzgebiet machen. Das ist das Ende unserer Wanderung auf den Spuren der Ahnen und des schwarzen Goldes und auf den Spuren unserer eigenen Geschichte.

Wir sind ein bisschen geschafft, aber auch beseelt vom kostenlosen Waldkonzert und beeindruckt davon, wie und unter welchen Bedingungen in dieser Gegend früher gearbeitet wurde. Hier und da hätten wir gerne noch ein paar Informationen mehr gehabt, aber der Anfang ist gemacht – wider das Vergessen.

Ulli Wagner


Auf einen Blick


Kontakt
Gemeinde Quierschied
Rathausplatz 1
66 287 Quierschied
Frau Bost
Tel.: (0 68 97) 96 11 95
www.quierschied.de/freizeit-familie/tourismus/wandern/

Gemeinde Friedrichsthal
Schmidtbornstraße 12a
66 299 Friedrichsthal
Tel.: (0 68 97) 85 680
www.friedrichsthal.de

Öffnungszeiten
Ganzjährig

Eintritt
Der Eintritt ist frei.

Anfahrt
Von Saarbrücken aus brauchen Sie eine gute Viertelstunde bis zum Start- und Zielpunkt 1, dem Autobahn P&R-Parkplatz Quierschied, über die Rußhütte und auf der L 127 weiter durch Fischbach und an Quierschied vorbei. Und etwa 20 Minuten über Grühlingstraße und A 623 bis Altenwald, dann über die A 8 nach Bildstock und die Lilienstraße rein bis zum Start- und Zielpunkt 2 am Saufangweiher in Bildstock. An beiden Punkten gibt es meist ausreichend Parkmöglichkeiten.

Tipps
Start und Ziel 1: A 8, P&R-Parkplatz zwischen Quierschied und Merchweiler, L 127, 66287 Quierschied
Start und Ziel 2: Parkplatz am Saufangweiher Lilienstraße (bis zum Ende durchfahren), 66299 Friedrichsthal-Bildstock

Schwierigkeitsgrad: mittel

Länge: insgesamt knapp 26 Kilometer
Schleife 1 rund 14 Kilometer
Schleife 2 rund 11 Kilometer

Dauer: 6 bis 7 Stunden

Der Wanderweg Industriekultur ist im Grunde ein Allwetter-Weg und kann auch bei leichtem Regen problemlos gegangen werden, wobei festes Schuhwerk immer von Vorteil ist. Wenn es richtig heiß ist, empfiehlt sich dieser Wanderweg nur in den Tagesrandzeiten, denn fast die Hälfte des Weges führt über nahezu schattenlose und asphaltierte Wegstrecken von Quierschied und Bildstock.

Der Weg lässt sich aber problemlos in zwei Abschnitte einteilen, die bequem als größere Spaziergänge durchgehen, da er sowohl um Quierschied als auch um Bildstock quasi als Rundweg mit einem kleinen Verbindungsweg geführt wird.



Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja