Grenzblickweg (Ulli Wagner) (Foto: Ulli Wagner)

Grenzen entdecken, begreifen, überschreiten

Auf der Traumschleife „Grenzblickweg“ rund um Leidingen und Ihn

Ulli Wagner  

Seit Herbst vergangenen Jahres hat unsere Region einen neuen Premiumwanderweg. Er führt durch Wälder und über Felder und bietet nicht nur eine grenzenlose Aussicht: Ganz unbemerkt überschreitet man auf dem deutsch-französischen Rundweg auch die Landesgrenze. Der Name der Traumschleife: Grenzblickweg.

Der Saargau ist bekannt für seine schönen Wanderwege, von denen viele inzwischen zu Traumschleifen Saar-Hunsrück geworden sind. Und nahezu jedes Jahr kommt eine neue dazu. Im Herbst 2015 wurde der Grenzblickweg als zwölfter Premiumwanderweg im Landkreis Saarlouis eröffnet.

Grenzblickweg rund um Leidingen und Ihn (Ulli Wagner) (Foto: Ulli Wagner)

Dieser Weg hält, was er verspricht, in jeder Beziehung. Traumwandlerisch kann man auf ihm durch Wälder und über Felder stapfen, in natürliche Tunnel eintauchen, um gleich darauf unbemerkt Grenzen zu überschreiten und auf Höhen zu steigen, die, wenn das Wetter gut ist, einen grenzenlosen Weitblick bieten – bis in die Vogesen auf der einen und bis nach Luxemburg auf der anderen Seite.

Mediathek

[Audio: SR 3, Ulli Wagner, 25.08.2016, Länge: 3:16 Min.]
SR 3 - Tour de Kultur 2016: Der Grenzblickweg rund um Leidingen und Ihn
[Audio: SR 3, Ulli Wagner, 25.08.2016, Länge: 3:16 Min.]

Start und Ziel dieses deutsch-französischen Rundwegs ist die Kirche in Französisch Leidingen, gleich oberhalb geht es durch einen Wald nach Heiningen, das inzwischen zu Bouzonville gehört und auf französischer Seite Kooperationspartner dieser Traumschleife ist.

Nur wenige Asphaltpassagen

Der Bürgermeister, Maire Barthélémy Lemal, sorgt ab und zu selbst mit seinem Traktor dafür, dass die Strecke über Wiesen und Felder gut zu gehen ist, und dabei hat er auch immer ein Auge auf die Beschilderung. Denn Traumschleifen müssen gut ausgezeichnet sein, das ist eine der Voraussetzungen. Und sie dürfen nur ganz wenige Asphaltpassagen haben – auch das erfüllt der deutsch-französische Grenzblickweg problemlos. Maire Lemal ist, wie Wolfgang Schmitt, der Ortsvorsteher auf deutscher Seite, mächtig stolz auf diese Traumschleife. Sie sei ein wunderbarer Beleg ihrer guten Zusammenarbeit.

Nur wer Grenzen überschreite, könne sie auch überwinden, sagt er und legt uns das Denkmal auf der Höhe zwischen Heiningen und Ihn besonders ans Herz. Dort oben wurden Schlachten geführt und Menschenleben vergeudet. Der Aufstieg auf diese Höhe wird mit einem wunderbaren Blick in die Weite belohnt. Und damit, dass es im nächsten Abschnitt dieses Weges nur noch bergab geht, über einen Feldwirtschaftsweg und durch Heckentunnel runter zum Ihner Weiher – einem idealen Ort für eine Rast, an dem selbstgezimmerte „Bänke der Sinne“ zu einer längeren Pause einladen – zumal dann schon gut der Hälfte des Grenzblickwegs geschafft ist.

Grenzblickweg rund um Leidingen und Ihn (Ulli Wagner) (Foto: Ulli Wagner)

Vom Sudelfels zum Königsbruch

Wenn Sie noch Puste haben, können Sie von dort aus eben noch einen Abstecher zum Sudelfels, einem Quellheiligtum, machen, bevor Sie ein kurzes Stück des Weges durch Ihn gehen, um dann gleich wieder hoch auf die Felder zu steigen und über herrlich federnden Boden rüber zum Königsbruch wandern.

Und dann auf der anderen Seite der Landstraße immer noch über Wiesen und Felder weiter nach Leidingen – zur neutralen Straße, die spätestens seit Alfred Guldens Leidinger Hochzeit weit über die Grenzen unseres Grenzlandes bekannt ist, weil auf der einen Seite Deutschland und auf der anderen Frankreich ist. Links ab geht es durch Deutsch-Leidingen zum Grenzblickfenster hinter der Kirche.

Grenzblickweg rund um Leidingen und Ihn (Ulli Wagner) (Foto: SR/Ulli Wagner)

Dort sind Michel und Marianne zu finden, De Gaulle und Adenauer und diese Schlusspassage aus dem dreisprachigen Gedicht Die Grenze von Alfred Gulden aus dem Jahre 1979 – und zwar jeweils auf moselfränkisch und in der offiziellen Landessprache.

Tja, was hat die da verloren? Fragt der Lyriker und Filmemacher Alfred Gulden nicht nur in seinem Gedicht Die Grenze, dessen Abdruck und Nutzung er uns freundlicherweise erlaubt hat, sondern auch in vielen anderen seiner Werke.

Grenzblickweg (Ulli Wagner) (Foto: Ulli Wagner)

Die Grenze mitten auf der Gasse überschreiten wir auf dem Weg zurück zum Start- und Zielpunkt an der französischen Kirche, die vom Garten der deutschen aus schon gut zu sehen ist. Ob wir sie dabei aber auch überwinden? Auf dieser Traumschleife fällt das spielend leicht.

Ulli Wagner


De Grenz Die Grenze La frontière
Van ween Europa!
Dat es denn Ais!
Dääa eascht woo dòò
Fäscht drofdreet,
Dääa brächt en!
Un dòch, dòch, dòch!
En Aanfang muß et gen!
Sonscht fend dii Dommhätt
Kääme Änn! Aam Änn
Gewennt se nòch!
(Wii emma...)
Am hällen Dach
Metten of da Gass
Han aich de Grenz
Gefon.
Wat hòtt dii dòò
Valooa?
Von wegen Europa!
Das ist dünnes Eis!
Der erste der
Fest drauftritt
Der bricht ein!
Und doch, doch, doch!
Einen Anfang muss es geben!
Sonst findet die Dummheit
Kein Ende mehr! Am Ende
Gewinnt sie noch!
(Wie immer...)
Am helllichten Tag
Mitten auf der Straße
Habe ich die Grenze
Gefunden.
Was hatte die da
Verloren?
Penses-tu, l´Europe!
C´est de glace si mince!
Le premier qui
marche dessus
de tout son poids s´enfonce.
Et malgré tout!
Il faut qu´il y ait un début!
Sinon la bêtise sera sans
Fin! Elle finira
Par gagner quand-même!
(Comme toujours ...)
En plein jour
Au beau milieu de la route
J´ai trouvé
La frontière.
Qu´y avait-elle
Perdu?
Alfred Gulden

Auf einen Blick


Kontakt
Touristeninformation
Landkreis Saarlouis
Großer Markt 8
66 740 Saarlouis
Tel.: (0 68 31) 44 44 49
www.kreis-saarlouis.de oder über: www.leidingen-saarland.de

Öffnungszeiten
Ganzjährig

Eintritt
Der Eintritt ist frei.

Anfahrt
Von Saarbrücken aus brauchen Sie eine gute halbe Stunde über die A 620 bis Wallerfangen, dann auf der L 355 über St. Barbara, Gisingen und Ihn bis zum Start- und Zielpunkt dieser Traumschleife an der französischen Kirche in Leidingen, das mit seinem deutschen Teil zu Wallerfangen gehört.

Am Start finden Sie ausreichend Parkmöglichkeiten sowie eine Informationstafel zu diesem deutsch-französischen Grenzblickweg.

Tipps
Der „Grenzblickweg“ ist ein wunderbarer Wanderweg über den Saargau und durch die deutsch-französische Geschichte. Diese Traumschleife bietet in vielen Teilen einen ausgezeichneten Weitblick, aber den gibt es nur da, wo es auch keinen Schatten gibt.

Daher ist dieser Weg nicht unbedingt an richtig heißen Tagen das ideale Ausflugsziel. Zumal es nirgendwo an der Strecke Einkehrmöglichkeiten oder auch nur Geschäfte gibt – außer am Wochenende am Ihner Weiher. Sie sind also gut beraten, wenn Sie selbst für Verpflegung  und ausreichend Getränke sorgen.

Schwierigkeitsgrad: mittel,
Länge: 13,5 Kilometer,
Dauer: 4 bis 5 Stunden.



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