Ohne Kunst geht’s gar nicht
Das Museum Sammlung Zimmer in Hilbringen
Martin Zimmer aus Merzig-Hilbringen ist Kunstsammler aus Leidenschaft. Er beherbergt 130 Kunstwerke der sogenannten Neuen Wilden. Das sind Maler, die Ende der 1970er Jahre einen neoexpressionistischen Mal-Stil entwickelt haben - darunter auch Rainer Fetting. Jeden Sonntagnachmittag öffnet das Privatmuseum der ganz besonderen Art.
Kaum zu glauben, aber wahr! In einem hundsgewöhnlichen Wohngebiet im Merziger Stadtteil Hilbringen gibt es ein Museum mit hochkarätiger Kunst. Martin Zimmer hat es geschaffen, in einem Anbau an seinem Wohnhaus. Er beherbergt 130 Kunstwerke der sogenannten Neuen Wilden. Das sind Maler, die Ende der 1970er Jahre einen neoexpressionistischen Mal-Stil entwickelt haben. Mit krachenden Farben, wilder Gestik und figürlich.
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Was damals in der Hochzeit der abstrakten Kunst einem Affront gleich kam. Maler wie Rainer Fetting, dessen übergroße Willy-Brandt-Skulptur in der SPD-Parteizentrale in Berlin auch einem größeren Publikum bekannt ist, aber auch Bernd Zimmer, Salomé oder Helmut Middendorf zählen heute wie selbstverständlich zur deutschen Kunstgeschichte. Die Position der Neuen Wilden ist längst gefestigt. Doch Martin Zimmer begann, diese Kunst zu sammeln, als sie noch nicht so bekannt war – und somit auch nicht so teuer. Und so kommt es, dass er heute über eine stattliche Sammlung dieser Kunstrichtung verfügt, die er in all ihrer farbigen Pracht auch einem Publikum präsentieren will.
Ein Leben für die Kunst
Martin Zimmer lebt mit und für die Kunst – und das von Kindesbeinen an. Nach dem frühen Tod seines Vaters, suchte er nach Antworten, erzählt er in mitten seiner Gemälde, und diese Antworten fand er in den Bildern von Paul Klee. Bereits mit zarten 16 Jahren erstand er sein erstes Kunstwerk, ein Druck von Mirò. Danach sammelte der Rheumatologe saarländische Künstler – bis er bei einer Ausstellung in Wiesbaden auf die Neuen Wilden für sich entdeckte. Er war begeistert von dieser farbigen, expressiven Ausdrucksmalerei und sammelte jahrelang vor allem Werke von Fetting, Zimmer und Salomé aber auch andere stilistische Positionen wie K. H. Hödicke, Markus Lüpertz oder Jörg Immendorf. Heute allesamt Stars der Kunstszene. Damals, so Zimmer, waren die Gemälde noch erschwinglich, keine Spekulationsobjekte wie heute und die Sammler- und Galeristen-Szene noch überschaubar.
Geld hatte er trotzdem nie, obwohl er als Arzt nicht schlecht verdiente. Das ganze Geld floss in die Kunst. Urlaub? – Völlig überbewertet! Wenn Martin Zimmer mal auf Reisen geht, dann höchstens, um sich eine Ausstellung anzuschauen. Auto? Ein alter Ford-Fiesta tut es auch. Man kann sagen, Martin Zimmer ordnet sein ganzes Leben der Kunst unter. Auch wenn er das nicht so sieht. Für ihn ist das alltägliche Leben mit den Kunstwerken eine Bereicherung. Und so hat er auch kein Lieblingsbild. Das wechselt je nach Tagesform und Stimmung. Der stille und zurückhaltende Mann taut erst dann auf, wenn er über seine Gemälde erzählt. Wenngleich ihm das schwer fällt: Bilder kann man nicht erzählen, sagt er, Bilder muss man erleben.
Das kann man jetzt im neu geschaffenen Museum Sammlung Zimmer in Hilbringen tun. Dafür hat Martin Zimmer dann doch noch einmal ordentlich Geld ausgegeben. Für einen hochmodernen, musealen Anbau. Hier wird die Sammlung präsentiert wie in einem hochprofessionellen Kunstmuseum. Und was für eine Sammlung!
Spitzenwerke in professionieller Hängung
Es sind Spitzenwerke der Neuen Wilden, teilweise sogar Schlüsselwerke. Allein 70 Gemälde von Rainer Fetting hat er erstanden. Die besten sind darunter. Kraftvolle Gemälde voller Farbrausch, die auch auf solche Betrachter eine magische Wirkung haben, die sonst nichts mit moderner Kunst am Hut haben. Dafür sorgt auch die professionelle Hängung, das hervorragende Licht und das elegant-kühl gestaltete Gebäude.
Jeden Sonntagnachmittag öffnet Martin Zimmer dieses Privatmuseum für neugierige Besucher und freut sich, wenn Menschen kommen, die die Begeisterung für moderne Malerei mit ihm teilen. Inzwischen reisen Kunstliebhaber aus ganz Deutschland nach Hilbringen. Kenner aus Hamburg oder Berlin waren bereits da, um sich die Sammlung anzuschauen. Zimmer hat inzwischen das Sammeln von Kunstwerken der Neuen Wilden aufgegeben. Zu teuer! Außerdem habe er doch schon alles, was man von dieser Stilrichtung haben muss. Das Sammeln aufgeben?
Das kommt für ihn jedoch nicht in Frage. Momentan haben es ihm junge, belgische Künstler angetan. Die kennt heute noch keiner. Das kann sich ändern, wie das Beispiel von Zimmers Sammlung zeigt. Er will die aktuelle Kunst demnächst der neoexpressionistischen Kunst der Neuen Wilden gegenüber stellen. Ein neues Projekt in seinem Museum. Denn ohne Kunst – geht’s gar nicht im Leben des Martin Zimmer.
Barbara Grech
Kontakt
Museum Sammlung Zimmer
Hollandstr. 10
66663 Merzig-Hilbringen
Tel.: (0151) 52 40 22 20
E-Mail: prazim@web.de
Öffnungszeiten/Besichtigungen
So. 14.00 - 17.00 Uhr, Voranmeldung telefonisch erbeten oder nach Vereinbarung.
Eintritt
Der Eintritt ist frei.
Anfahrt
Von Saarbrücken aus fahren Sie auf die A 620 Richtung Saarlouis/Luxemburg, die zur A 8 wird. Bei Ausfahrt 6-Merzig Richtung Losheim am See, Hilbringen fahren. Links abbiegen auf die Merziger Straße und der Straße bis Waldwieser Straße folgen. Dort links abbiegen in die Zielstraße.
Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Region" am 04.08.2017 auf SR 3 Saarlandwelle berichtet.