Eine Zeitreise zwischen Realität und Imagination
Gästehaus "Die 3 Offiziere" bei Verdun
Frederick Metz und sein Partner Nicolas Dejardin sind Trödeljunkies und haben sich einen Traum erfüllt. Sie haben ein altes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert bei Verdun zu einem Gästehaus im Charme eines Privatmuseum umfunktioniert. Drei deutsche Offiziere sollen hier während des Ersten Weltkrieges einquartiert gewesen sein und geben dem Haus voller Kuriositäten und Sammlerschätzen seinen Namen - eine Zeitreise zwischen Realität und Imagination.
Die wuchtigen Fensterläden des Steinhauses leuchten dem Besucher rot entgegen. Das typisch lothringische Bauernhaus vom Anfang des 18. Jahrhunderts wirkt schon von außen einladend. Doch im Inneren ist es geradezu atemberaubend. Das liegt vor allem an der Sammelleidenschaft der Besitzer Frederick Metz und seines Partners Nicolas Dejardin. Die beiden sind – man kann es nicht anders ausdrücken – wahre Trödelmarkt-Junkies.
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Übernachten zwischen Geschichte und Trödelschätzen
Sie haben nicht nur das alte Haus in dreijähriger Arbeit liebevoll restauriert und ihm mit historischen Möbeln – Familienerbstücken und erworbenen Schätzen – einen ganz eigenen, etwas morbiden Charme verliehen, sondern lassen auch Übernachtungsgäste daran teilhaben. Letzteres war ursprünglich nicht geplant, als sie das Haus 2010 kauften.
Aber als die Renovierung abgeschlossen war, erschien Frederick – früher Marketingexperte bei Christian Dior in Paris – und Nicolas – Konservator im Denkmalamt – das Haus zu groß und leer. So entstand die Idee, zwei Doppelzimmer einzurichten. Jetzt teilen sie mit ihren Gästen den großen Garten, ihr Wohnzimmer, das Speisezimmer, in dem Frederick das Frühstück und auf Wunsch ein leckeres Abendessen serviert, und einen Aufenthaltsraum – jedes Zimmer ist auf eine andere Weise faszinierend.
Im hellblau gestrichenen Speisezimmer fällt der Blick als erstes auf einen geschwungenen Alkoven, der mit geblümtem Stoff verkleidet ist und in dem das merkwürdige Gemälde einer Frau mit Katzengesicht hängt. Einer ihrer vielen Trödel-Schätze. Vor rund 150 Jahren, erklärt Nicolas, war es in Mode, dass Frauen sich als Katzen und Männer als Hunde porträtieren ließen.
Noch deutlicher wird die Sammelwut der beiden im dezent gelb gestrichenen Wohnzimmer. An den Wänden hängen alte Stiche, afrikanische Masken und Fredericks Lieblingsstücke: gerahmte, aus menschlichen Haaren gelegte Ornamente – Erinnerungsstücke und Freundschaftsgaben aus dem 19. Jahrhundert.
Geht man die Treppe hinauf in die erste Etage zu den Gästezimmern, fällt an den orange gestrichenen Wänden des Flurs die große Geweih-Sammlung ins Auge. Bei der Einrichtung der beiden Zimmer haben Frederick und Nicolas imaginäre Geschichten vor Augen gehabt. Das eine, ganz in blau mit einem barock geschwungenen Tischchen, einer chinesischen Kommode und vielen Bildern, sei wie das Schlafzimmer einer Malerin – übrigens war die Vorbesitzerin des Hauses Malerin, erzählt Frederick.
Das zweite Zimmer ist in Rot- und Grüntönen gehalten und passt sich ganz dem kleinen braunen lothringischen Kachelofen an. Eines von zwei Möbelstücken, die hier im Haus waren, als sie einzogen. Das zweite ist eine lange Holzkiste im Flur – früher diente sie wohl zur Aufbewahrung von Getreide.
Les 3 officiers – Die 3 Offiziere.
Wenn man das Haus heute sieht, kann man sich gar nicht vorstellen, dass es noch vor einigen Jahren leer stand. Die Dekoration hätten sie so gewählt, weil sie dem Geist des Hauses entspricht, erzählt Frederick. Ganz so, als ob sie schon seit Generationen hier leben würden. Und genauso wirkt es. Am Eingang hängt das Bild eines deutschen Offiziers. Pickelhauben stehen auf der Konsole – eine Anspielung auf den Namen des Gästehauses, der historisch inspiriert ist: Les 3 officiers – Die 3 Offiziere.
Draußen, neben der Haustüre ist noch die Inschrift 3OFF zu erkennen. Sie zeigt, dass in der Zeit des Ersten Weltkriegs hier drei deutsche Offiziere einquartiert waren – Militärärzte. Denn das Dorf Woël – mit seinen rund 190 Einwohnern – war damals Rückzugsort der deutschen Soldaten. In der sehenswerten, mittelalterlichen Wehrkirche Saint-Gorgon – direkt neben dem Haus – war das Lazarett untergebracht. Um bei Beschuss gefahrlos dorthin zu gelangen, führte ein Tunnel von der Kirche zum Keller des Hauses. Dort scheinen die deutschen Militärärzte auch zeitweise übernachtet zu haben, meint Nicolas. Denn im hinteren Teil des Kellers haben sich Malereien erhalten: ein Soldat mit Pickelhaube, ein Affe, der eine lange Nase macht und Weinranken. Offenbar hat einer der Soldaten sie zum Zeitvertreib gemalt.
Leider können Übernachtungsgäste die Malereien nur auf Fotos ansehen, da der Keller aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich ist. Aber unabhängig davon lohnt sich ein Besuch, besonders für Geschichtsinteressierte. Denn Frederick und Nicolas nehmen ihre Gäste mit auf eine ganz eigene Zeitreise zwischen Realität und Imagination.
Stephanie Prochnow
Kontakt
Frederick Metz
„Les 3 officiers”
2, rue de Verdun
F-55210 Woël
Tel.: (00336) 83 30 42 62
E-Mail: les3officiers.resa@orange.fr
www.chambres-3officiers-lorraine.com
Öffnungszeiten
Ganzjährig buchbar.
Preise
Eine Übernachtung für eine Person 80,- €, für zwei Personen 90,- €, Frühstück inklusive. Abendessen pro Person 29,- €.
Anfahrt
Von Saarbrücken circa 1 Stunde. Über die A 4 Richtung Metz und weiter bis zur Ausfahrt Ville-en-Woëvre. Auf der D 908 und D 904 südlich bis nach Woël. Das Gästehaus liegt am Anfang des Ortes auf der rechten Seite der Hauptstraße (wenig befahren).
Über dieses Thema wurde in der Sendung "Region" am 07.08.2017 auf SR 3 Saarlandwelle berichtet.