Biodiversum Haff Remich  (Foto: Karin Mayer)

Keltisches Langhaus mit Blick ins Grüne

Das Biodiversum am Haff Remich

Karin Mayer  

Das Naturschutzzentrum Biodiversum am luxemburgischen Haff Remich möchte möglichst viele Menschen nicht nur seine Artenvielfalt zeigen, sondern zeigt seit 2014 auch Einblicke in früzeitliche Siedlungsgeschichte: Gleich am Eingang kann man ein keltisches Langhaus besichtigen - Archäologie und Natur zum Anfassen und Miterleben!



Die Grauschwalbe flitzt nur knapp über der Wasseroberfläche. Sie fliegt begeistert Kurven und Schleifen über dem Haff. Belohnt wird sie mit reichlichem Futter. Eine Fliege hier, eine Mücke dort. Seit Mitte April sind die Grauschwalben wieder zu Gast im Haff Remich. So heißt die Landschaft aus Baggerseen direkt neben der Mosel.

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Tour de Kultur: Keltisches Langhaus mit Blick ins Grüne
Audio [SR 3, Karin Mayer, 03.07.2017, Länge: 03:01 Min.]
Tour de Kultur: Keltisches Langhaus mit Blick ins Grüne

Außer der Grauschwalbe ist auch die größere Flussseeschwalbe eingezogen, Kormorane trocknen ihre Flügel am Ufer, und auch der Haubentaucher fühlt sich wohl im artenreichsten Feuchtgebiet Luxemburgs. 76 Prozent der Vogelarten des Großherzogtums haben sich hier schon angesiedelt. Zugvögel rasten hier oder werden Sommergäste. Der Tisch ist also reich gedeckt. Für Wildkatzen oder Füchse, die durch das Gebüsch und den Wald am Ufer streichen. Wildschweine gibt es hier, wilde Bienen und das Naturschutzzentrum Biodiversum will dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen Einblick in diese Vielfalt bekommen.

Von Kelten und Römern

Biodiversum Haff Remich  (Foto: Karin Mayer)

Seit 2014 steht er am Eingang des Haffs. Ein langgezogener Holzbau: dreieckig wie ein riesiges Zelt, metallisch glänzend das gebogene Dach in der Sonne. Tonnenweise Zedernholz wurde verbaut, und herausgekommen ist eine ganz besondere Eingangspforte für das Haff Remich. Die luxemburgische Architektenkammer hat das beeindruckt und den Bau mit ihrem Bauherrenpreis ausgezeichnet. Futuristisch sieht das Gebäude aus und wurde doch inspiriert von der Vergangenheit. Die Architekten hatten ein keltisches Langhaus vor Augen, als sie ihre Pläne machten. Denn wo später nach Kies gegraben wurde, lebten vor vielen Jahrhunderten Kelten. Im Juni 2016 wurde das Biodiversum eröffnet. Zuvor wurde die Fauna im Haff und die Siedlungsgeschichte aufgearbeitet.

Die Landschaft neben der Mosel wird seit Jahrhunderten vom Menschen genutzt. Angefangen von den Nomaden, die im Mesolithikum ihren Herden hinterher zogen, über die Kelten bis zu den Römern reichen die Funde, die bei den Baggerarbeiten im Kies gemacht wurden. Wie die Menschen damals lebten, welche Werkzeuge sie benutzten, zeigt der erste Teil der Ausstellung.

Ein Paradies für Vogelkundler

Biodiversum Haff Remich  (Foto: Karin Mayer)

Dann tauchen wir ein ins Haff. Auf einer Videowand flimmert die Unterwasserwelt der Baggerseen. Wer durch einen Vorhang geht, kann zwischen Fischen und Algen, die als Stoffbahnen von der Decke hängen, die Perspektive wechseln. Welche Fische in den Seen schwimmen, erfährt man im Vorbeigehen. Wie sie sich fortbewegen, kann man an einem Schaukasten ausprobieren und an Hebeln ziehen oder drehen. Die Vögel des Naturschutzgebiets lernt man in der Ausstellung auch kennen. Man kann sie zwitschern hören und sich anzeigen lassen, wie ein Zilpzalp oder eine Bachstelze sich anhören. Es gibt Nachbildungen von Vögeln und Säugetieren. Wer sie gesehen hat, hat das Langhaus Biodiversum einmal durchschritten und steht vor einem großen Panoramafenster. Es öffnet den Blick auf einen See und ist eine Einladung, hinaus zu gehen und das Zwitschern der Vögel im Freien zu hören.

Naherholung, mitmachen, lernen

Biodiversum Haff Remich  (Foto: Karin Mayer)

Das Biodiversum ist nichts für Theoretiker. Schon in der Ausstellung wird man eingeladen, mitzumachen. Man kann sich Vogelstimmen anhören und versuchen, sie nachzupfeifen. Der Computer wertet dann aus, ob es passt. Noch schöner wird es aber draußen. Auf zwei Rundgängen um die Weiher kann man im Schliff und auf dem Wasser Vögel beobachten und wiedererkennen.

Das Naherholungsgebiet, wie wir es heute sehen, ist durch eine Kiesgrube entstanden. Aus den Gruben wurden Baggerseen, und seit 1990 erobert sich die Natur das Gebiet zurück. Immer mehr Vögel, Säugetiere und Insekten wurden heimisch. Und Juliane Reichert, die Leiterin des Naturschutzzentrums, hofft, dass es noch mehr werden. Der Biber beispielsweise hätte optimale Bedingungen, so meint sie. Nur darauf muss der Biber schon selbst kommen. Tiere ansiedeln wollen die Naturschützer nicht. Eingreifen und Flächen frei halten, für Vögel, die im Kies nisten, dagegen schon. Der Flussregenpfeifer zum Beispiel braucht freie Kiesflächen. Also werden im Haff Büsche gerodet und Äste gestapelt.

Beobachtungshütten wurden am Ufer errichtet, und im Biodiversum kann man sich Ferngläser ausleihen. Mehrere Ornithologen des Naturschutzzentrums bieten geführte Wanderungen an. Die sollte man rechtzeitig reservieren. Und, besonders attraktiv, im Sommer kann man die Badehose mitbringen. Trotz Naturschutzgebiet ist einer der Weiher zum Baden freigegeben. Aufhalten kann man sich am Haff Remich also den ganzen Tag. Die Rundgänge sind 2,3 oder 4,6 Kilometer lang. Im Biodiversum ist es auch möglich, Kindergeburtstage zu feiern und einen Schulausflug zu machen.

Karin Mayer


Kontakt

Biodiversum
5, Bréicherwee
L-5441 Remerschen

Tel.:     (00352) 23 60 90 61
Fax:     (00352) 46 70 70
E-Mail: biodiversum@anf.etat.lu
Internet: www.biodiversum.lu

Öffnungszeiten

Di. - So. 10.00 - 17.00 Uhr, Führungen auf Anfrage.
Das Naturschutzgebiet ist immer geöffnet.

Eintritt

Kinder unter 10 Jahre gratis,
10 - 25 Jahre: 1,- €, ab 25 Jahre: 4,- €,
Gruppen (ab 8 Personen) 3,- €.
Der Eintritt in das Naturschutzgebiet ist frei.

Anfahrt

Autobahn A 8 nach Luxemburg, A 13 Abfahrt Schengen, weiter in Richtung Remerschen, am Kreisel dem Hinweisschild Biodiversum folgen, auf der N 10 in Richtung Remich liegt links das Biodersium. Auch hier steht ein Hinweisschild Biodiversum.



Über dieses Thema wurde in der Sendung "Region" vom 06.07.2017 auf SR 3 Saarlandwelle berichtet.

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