Lo Malinke
Alle unter eine Tanne
Fischer KRÜGER
ISBN: 978-3810503961
Preis: 14,99 Euro
E-Book: 12,99 Euro
Hörbuch (Download): Roof Music, Preis, 19.99 Euro
Lo Malinke erzählt die Geschichte selbst
(24.12.2014) Eigentlich sind sie ein Traumpaar: die Psychotherapeutin Elli und der Arzt Robert. Sie 62, er drei Jahre älter. Sie haben drei erwachsene Kinder und sind seit Jahrzehnten miteinander verheiratet. Wobei, das stimmt nicht ganz, denn sie sind seit drei Jahren geschieden. Aber das wissen nur die beiden und ihre neuen Partner. "Und den Kindern sagen wir es erst, wenn wir tot sind."
Den Kindern wird also noch heile Welt vorgespielt, vor allem an Weihnachten. Da quartiert Elli Micha aus, ihren um Jahre jüngeren Partner und Robert lässt seine Chrissi vorübergehend allein und zieht wieder ins alte Haus im Berliner Westend.
"Robert saß in seinem Wagen und beschloss, dass er noch nicht bereit war, für zwei Tage in sein altes Leben zurückzukehren. Er würde noch ein wenig hier sitzen bleiben. Sitzen bleiben, bis es wieder einmal unabwendbar Zeit wäre, seine Freundin zu enttäuschen und seine Kinder zu belügen."
Warum das so ist, das können weder Elli noch Robert so richtig sagen. Vor allem Chrissi wurmt es, an Weihnachten allein zu sein und so klingelt sie an der Tür des Ex-Paares und das Unglück nimmt seinen Lauf … oder vielleicht doch das Glück? "Gaubte Chrissi wirklich, Elli die Kegel aus der Hand schlagen zu können, die sie nun schon seit Jahren so mühsam in der Luft hielt? Elli hatte gerade die Hälfte der Treppenstufen ins Obergeschoss erklommen, als es klingelte."
Mussten die Kinder ausgerechnet in diesem Jahr früher kommen? „Leo, Tobi, das ist Chrissi. Eine ganz liebe, alte Freundin von mir. Und das ist Micha, ihr Freund."
Damit ist die Situation gerettet, vordergründig – obwohl Tobias und Leonie, das Nesthäkchen sich schon wundern, dass zum ersten Mal an Heiligabend Freunde der Eltern dabei sind. Und Susanna, die Älteste, versteht die Welt nicht mehr. „Mama, hilfst Du mir mal mit dem Tisch?“ Elli sah ihre Tochter nachdenklich an. Sie hatte recht. Es war Zeit, sich ums Abendessen zu kümmern.
Die Kinder kommen natürlich beladen mit ihren Geschenken, aber auch mit ihren Problemen. Und einer macht dem anderen was vor, so gut es eben geht. Der stille und blasse Heiner, Susannas Ehemann, durchschaut die Farce als erster. „Eure Eltern, das glückliche Paar?“, wandte sich Heiner an Leonie und Tobias. „Sie sind längst geschieden! Euer Vater? Lebt mit seiner Sprechstundenhilfe zusammen!“
Nicht nur für Leonie, das schwangere Nesthäkchen zerbricht eine Welt. Aber für Elli ist Angriff die beste Verteidigung: „Die Wahrheit!“, schrie Elli und riss theatralisch die Arme über den Kopf. „Mit einem Mal! Wo sich in dieser Familie ja alle so sehr der Wahrheit verpflichtet fühlen! Ein Autohaus ohne Autos! Ein Studium ohne Abschluss! Ein Baby ohne Vater!“Es fehlte nur noch, dass Elli verächtlich ausgespuckt hätte. „Die Wahrheit! Die hat hier niemand verdient!“
Sie stoben alle auseinander, wütend einer auf den anderen. Aber keine Angst: Sie treffen sich alle wieder und nach diesem Gewitter wird es ihr schönstes Weihnachtsfest – sonst wäre „Alle unter eine Tanne“ ja kein Weihnachts-Familienroman! Und das ist er: sehr witzig, sehr pointiert, und gleichzeitig einfühlsam und am Ende auch versöhnlich. Frohe Weihnachten!