Anhaltende Polemik um queere Szene bei der Eröffnungsfeier

Anhaltende Polemik um queere Szene bei der Eröffnungsfeier

Sally-Charell Delin / Jakob Schwerdtfeger   02.08.2024 | 09:06 Uhr

Schon während der Eröffnungsfeier der olympischen Spiele in Paris schwappte die Empörungswelle durch die sozialen Medien. Die queere Szene wurde von vielen als Verhöhnung des Abendmahls bezeichnet.

Vor einer Woche sind die Olympischen Spiele in Paris gestartet, sehr schillernd und bunt bei der Eröffnungsfeier. Vier Stunden lang gab es dort ein großes Spektakel Céline Dion, die viele zu Tränen rührte, aber auch jede Menge Bezug zu Kunst. So wurde ein einem Einspielfilm eine Mona Lisa gezeigt, die von den Zeichentrick-Minions geklaut wird.

Assoziation verständlich, aber...

Außerdem gab es eine Performance von Drag-Queens. In bunten Kostümen tanzten  queere Performer um einen Catwalk herum. Diese Szene ist es, die aktuell für Aufsehen sorgt und heiß diskutiert wird. Viele sehen darin eine Referenz auf das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci.

Von einer Verunglimpfung des Christentums ist zum Beispiel in Teilen der  katholischen Kirche die Rede. Der Kunsthistoriker und Stand-up-Comedian Jakob Schwerdtfeger kann die Assoziation verstehen. Der rote Teppich sehe aus wie der lange Tisch bei Leonardo da Vinci. Schwerdtfeger selbst sieht darin aber eine farbenfrohe coole Performance auf beziehungsweise hinter einem Catwalk.

Queere Szene bei Eröffnungsfeier der olympischen Spiele in Paris (Foto: picture alliance/dpa/POOL AFP | Ludovic Marin)
Anhaltende Polemik um queere Szene bei Eröffnungsfeier der olympischen Spiele in Paris, die gar nicht das Abendmahl darstellt

Gelage um den Weingott Dionysos

Der Regisseur habe sich vom Fest der Götter von Jan van Bijlert inspirieren lassen. Die als Jesus gesehene Barbara Butch mit dem Strahlenkranz ums Haupt sei eben nicht eine Anspielung auf den Sohn Gottes, sondern stelle den Sonnengott Helios dar. Und Weingott Dionysos trägt Ranken um die Hüften wie der auf dem Bild von Jan van Bijlert, in der aktuellen Version allerdings in Bunt statt in Grün.

Es hat laut Schwerdtfeger, im Laufe der Kunstgeschichte schon einige Parodien auf das Abendmahl gegeben. Hier eben mit Drag-Queens. „Und da flippen alle plötzlich aus.“

Queerfeindlichkeit

Man müsse genau hinsehen, wer da eigentlich ausflippte, findet Schwerdtfeger. Das seien vor allem sehr rechte und sehr problematische Politiker, die sich echauffierten. Den Rechten, die sich darüber aufregten, hier werde das letzte Abendmahl verunglimpft, ginge es jedoch gar nicht um religiöse Gefühlte, sondern um Queerfeindlichkeit.

Als Kunsthistoriker finde er es spannend, sagt Schwerdtfeger, wenn Kunst aus dem Museum zur Performance werde und dann in die Medien gelange. Er rede ja auf der Bühne humorvoll über Kunst. Und er freue sich jedes Mal, wenn Kunst in den Mainstream gelange.

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 01.08.2024 auf SR 2 KulturRadio. Das Bild ganz oben zeigt einen Vergleich der beiden Szenen. (Bildquelle: SR, IMAGO / Bestimage)

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