Neue Ausstellungsreihe im Mudam in Luxemburg: A model

Neue Ausstellungsreihe im Mudam in Luxemburg: A model

Barbara Grech / Onlinefassung: Lisa Huth   02.12.2023 | 11:28 Uhr

Zum Auftakt der neuen Reihe "A model" wurde der libanesische Künstler und Architekt Rayyane Tabet eingeladen. Der Künstler und ausgebildete Architekt soll sich als erstes mit dem Museumgebäude selbst beschäftigten, das von dem Stararchitekten I.M. Pei entworfen wurde.

Welche Rolle spielt das Museum in der heutigen Gesellschaft? Diese Frage hat sich die Direktorin des MUDAM, Bettina Steinbrügge, gestellt und daraus ein neues Ausstellungsformat entwickelt.

Ausstellungsreihe, die sich entwickelt

"A model" ist eine sich ständig entwickelnde Ausstellungsreihe, die seit diesem Wochenende bis zum September nächsten Jahres zum Diskurs mit Künstlern und dem Publikum einlädt.

Es sind keine großen Werke, nicht die großen Künstlernamen, die jeder kennt. Ohne Führung, beziehungsweise Begleitveranstaltungen werden dem Besucher des MUDAM die Ausstellungen des neuen Formats "a model", größtenteils verschlossen bleiben.

Gespräch mit Publikum und Künstlern

Dennoch, so die Direktorin des MUDAM, Bettina Steinbrügge will man mit dem Publikum und den Künstlern ins Gespräch kommen

Zum Auftakt hat wurde deshalb der libanesische Künstler und Architekt Rayyane Tabet eingeladen. Er soll sich erstmal mit dem Bau selbst, dem Museumsgebäude das von dem Stararchitekten I.M. Pei entworfen wurde, beschäftigen.

Doppeldeutige Polyester-Vorhänge

Zum Beispiel auf der Brücke, die vom Hauptgebäude in den Pavillon führt. Dort geht man durch einen Korridor von weißen Polyester-Vorhängen.

Es sind die Vorhänge seiner Großeltern. Die Großmutter hatte die Vorhänge in den 1950-er Jahren gekauft, um Luft und Licht in das Haus der Schwiegereltern zu zaubern, in dem das junge Paar wohnte. 

Licht und Zwangsarbeit

Sie hat die schweren Velour-Vorhänge, die dort hängten und dunkel waren, durch diese weißen, leichten Vorhänge ersetzt, erzählt Rayyane Tabet. Es sollte Luft und Licht in die Wohnung kommen und diese Vorhänge waren ein Symbol für den Aufbruch in eine neue, fortschrittliche Zeit.

„Als ich mich aber mit den Polyester-Vorhängen näher auseinandergesetzt und recherchiert habe, kam heraus, dass dieses Material im ersten Weltkrieg erfunden wurde und dann im zweiten Weltkrieg europaweit produziert wurde.“ Und zwar mit Hilfe von Zwangsarbeit in Todesfabriken der Nazis.

Tragödie des Libanon

„Für meine Großeltern waren diese Polyester-Vorhänge ein Symbol der Schönheit, die sich die Mittelklasse leisten konnte. Aber sie haben eben auch eine sehr gewalttätige und triste Geschichte, und für mich sind diese Vorhänge eine Metapher.“

Rayyane Tabet ist ein libanesischer Künstler, der natürlich auch die ganze Tragödie des Libanon in das Museum herein trägt. Vom jahrzehntelangen Bürgerkrieg über die Explosion im Hafen von Beirut vor drei Jahren bis hin zur politischen Dauerkrise samt Korruption. Hinzu kommt noch der Krieg im benachbarten Gaza.

Hoffnung nach der Explosion im Hafen

Offen und ohne Vorbehalte die Diskussion angehen, dass ist die Mission von "a model". Dazu gehört auch das Thema "Hoffnung finden"; und sei es in den Glasscherben, die die Explosion im Beiruter Hafen hinterlassen hat, die in einem Werk, dass Tabet im Untergeschoss des Pavillons ausstellt, eine neue Funktion bekommen haben. Aufgereiht stehen Karaffen in einem großen Regal.

„a model -prelude mit Werken von Rayyane Tabet" ist noch bis zum 12. Mai im MUDAM in Luxemburg zu sehen. Mehr Infos gibt es hier.

Ein Thema u. a. in der Sendung "Canapé - das entspannte Kulturmagazin" am 03.12.2023 auf SR 2 KulturRadio. Das Foto ganz oben zeigt Six NIghts von Rayyane Tabet. (Bildquelle: Walid Rashid / Courtesy l'artiste et Sfeir-Semler Gallery Beyrout/Hambourg )

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