Else Frenkel-Brunswik (Foto: Familiypedia)

Geburtstag der Psychologin Else Frenkel-Brunswik

ZeitZeichen: 18. August 1908

 

Sendung: Freitag 18.08.2023 9.05 bis 9.20 Uhr

Gut oder böse? Schwarz oder weiß? Oder gibt es etwas dazwischen? „Ambiguitätstoleranz“, die Fähigkeit zum Aushalten von Graubereichen und Mehrdeutigkeit, wird von Psychologen heute für ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal gehalten, um das Leben in einer komplizierten, krisenhaften Welt zu ertragen. Entdeckt wurde dieser Wesenszug von Else Frenkel-Brunswick.

Else Frenkel war sechs Jahre alt, als ihre jüdische Familie nach antisemitischen Pogromen in Lwiw (in der heutigen Ukraine) ihre Heimat verließ und nach Wien flüchtete. Nach dem Abitur begann die begabte junge Frau zunächst Mathematik- und Physik zu studieren, wechselte aber bald zur Psychologie. Else widmete sich der Biografieforschung und befasste sich intensiv mit der Entwicklung von Jugendlichen. Nebenher absolvierte eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin. 1938 musste sie erneut alles aufgeben. Nach dem Anschluss Österreichs an das Nationalsozialistische Deutschland floh sie in die USA. Dort heiratete sie noch im selben Jahr ihren Freund und Kollegen Egon Brunswik. Die Forscherin wandte sich in den 1940er Jahren der Antisemitismus- und Vorurteilsforschung zu und war maßgeblich an den Studien zur autoritären Persönlichkeit von Theodor W. Adorno, Nevitt Sanford und Daniel J. Levinson beteiligt. Ihr Anteil jedoch blieb über viele Jahre hinweg unerwähnt. Auch eine Professur hat sie trotz zahlreicher Ehrungen nie bekommen. 

Heute erinnert das 2020 gegründete Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung in Leipzig an die Wissenschaftlerin. Eine Vertriebene und Getriebene, die auch an den Zeitläuften zerbrach. Else Frenkel-Brunswik nahm sich 1958 das Leben, drei Jahre nach dem Suizid ihres Mannes.

Von Heide Soltau


Das Bild ganz oben zeigt Else Frenkel-Brunswik (Bildquelle: Familiypedia).


"ZeitZeichen"

Montag bis Freitag um 9.05 Uhr auf SR 2 KulturRadio

Seit über 40 Jahren ist die Sendung "ZeitZeichen" eine feste Institution in der deutschen Radiolandschaft. Mit erzählerischer Kraft, analytischer Brillanz und publizistischer Kompetenz erinnert das "ZeitZeichen" an wichtige Daten und Ereignisse. Dabei geht nicht nur um Geschichte, Politik, Kunst und Kultur, sondern auch das Alltägliche, bis hin zum Skurrilen.

Neben dem aufwändig komponierten Beitrag sind im 15-minütigen "ZeitZeichen" alle Darstellungs- und Stilformen des Hörfunks zu erleben, von der reinen O-Ton-Collage über die Reportage bis hin zum Mini-Hörspiel.

Das ZeitZeichen ist eine Kooperation von SR 2 KulturRadio mit dem Westdeutschen Rundfunk.

Redaktion SR: Peter Weitzmann

Redaktion WDR: Gesa Rünker

E-Mail: sr2@sr.de

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