Im Interview der Woche
Prof. Volker Linneweber
(20.04.2012) Am vergangenen Donnerstag wurde Professor Volker Linneweber einstimmig vom Universitätsrat in seinem Amt als Präsident der UdS bestätigt. Seine neue Amtszeit endet im Februar 2017. Linneweber geht in seine zweite Runde unter schwierigen finanziellen Voraussetzungen. Das Land hat sich einen strikten Sparkurs verschrieben und so wird der Landeszuschuss für die einzige saarländische Universität im besten Fall stagnieren.
Bei steigenden Kosten und Studierendenzahlen bedeutet dies allerdings ein Defizit von 70 Millionen Euro bis ins Jahr 2020.
Umstrittene Sparpläne
Mit Einspar-Überlegungen hat Universitätspräsident Linneweber bereits vor seiner Wahl Kritiker auf den Plan gerufen. So hatte er vorgeschlagen, eine ganze ingenieurswissenschaftliche Fakultät zu schließen und den weit über die saarländischen Grenzen hinaus beachteten Studiengang "Dolmetschen und Übersetzen" abzuschaffen. Auch den Fächern Geographie und Soziologie der schon häufiger von Sparmaßnahmen stark betroffenen Fakultät für Empirische Humanwissenschaften droht nun das Aus.
Linneweber begründet diese Pläne mit seiner Absicht, die Universität des Saarlandes "am Standort" zu sichern. So sei die Dolmetscherausbildung überdurchschnittlich betreuungs- und damit kostenintensiv und könne an finanziell besser ausgestatteten Hochschulen wie z. B. Heidelberg belegt werden. Ingenieurwissenschaftliche Fächer, wie beispielsweise die in der saarländischen Automobilindustrie stark nachgefragte Mechatronik, möchte der Universitätspräsident stärker mit der Informatik verzahnen. Das gilt auch für die Übersetzungswissenschaft: Die Universität des Saarlandes hat eine lange Tradition in der Entwicklung von maschinellen Übersetzungssystemen.
Stärkere Vernetzung
Wichtig ist Linneweber auch eine stärkere Vernetzung seiner Universität mit anderen Hochschuleinrichtungen im Land, in der Großregion und in Rheinland-Pfalz. Eine ausschließliche Konzentration der Universität des Saarlandes auf Master- und Promotionsstudiengänge lehnt der Präsident zwar ab, allerdings müsse man in Zukunft verstärkt versuchen, Studierende durch attraktive Studienangebote von anderen Hochschulen "abzuwerben".
Der geplanten Landesregierung aus CDU und SPD schreibt Linneweber ins Stammbuch, seine Universität und alle Hochschulen des Landes nicht nur mit der "Sparbrille" zu betrachten, sondern die geplanten Schwerpunktbildungen wohlwollend zu begleiten und ausreichend zu finanzieren. (SR 2/TB/prt)