Im Interview der Woche
Walter Lindner
(17.09.2011) Er sieht nicht aus als wäre er einer der höchstrangigen Diplomaten Deutschlands. Er trägt einen Pferdeschwanz und benimmt sich nicht so, wie man das - zumindest traditionell - von einem Botschafter erwartet. Walter Lindner ist weder steif noch aristokratisch, sondern offen und jovial.
Lindner hat eine 68-er Biographie und war unter anderem sechs Jahre lang Pressesprecher von Joschka Fischer in dessen Zeit als Bundesaußenminister. Seit fast einem Jahr ist der 54-Jährige Afrikabeauftragter der Bundesregierung. Die Berufung Lindners war damals eine Überraschung. Zwar gilt er als exzellenter und kenntnisreicher Diplomat, aber seine Herkunft aus dem alternativen Milieu, die er auch heute nicht verhehlt, galt unter Außenminister Guido Westerwelle zumindest nicht als karrierefördernd.
Lindner betont dabei, dass unser Afrika-Bild, das oft von Krisen, Katastrophen und Korruption geprägt ist, eben nur einen Teil der afrikanischen Realität abbildet. Die ebenfalls zahlreich vorhandenen positiven Entwicklungen in Afrika will Lindner auch mit Hilfe des jüngst vorgelegten deutschen Afrika-Konzepts stärken. Ein wesentlicher Baustein darin ist die Betonung der afrikanischen Eigenverantwortung.