Ist ein Kinderarztpraxis-Besuch unbedingt erforderlich?

Ist ein Kinderarztpraxis-Besuch unbedingt erforderlich?

  17.03.2025 | 17:08 Uhr

Die Kinderärzte im Saarland sind am Limit. Viele Kinder können nicht mehr aufgenommen werden, vor allem wenn sie neu ins Saarland gezogen sind oder den Wohnort gewechselt haben. Kinderarzt Dr. Holger Wahl erklärt, was man als Elternteil machen kann, um die Kinderärzte zu entlasten.

Fieber bei Kindern: Wann zum Arzt?

Laut Dr. Holger Wahl wird die Bedrohlichkeit von Fieber von Eltern oftmals anders eingeschätzt als von Kinderärzten: "Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion bei der Infektbekämpfung. Nicht das Fieber ist die relevante Tatsache, sondern die Grunderkrankung", so der Kinderarzt.

Die Höhe sei weniger bedeutsam als der Grund des Fiebers. Wenn das Kind also neben dem Fieber keine weiteren auffälligen Symptome zeige, könnte man es vorerst auch zu Hause behandeln und nicht sofort den Arzt aufsuchen.

Angst vor Fieberkrämpfen

Einige Eltern beschäftigt die Angst vor einem Fieberkrampf. Der Kinderarzt kann hier aber erstmal beruhigen: Ein Fieberkrampf sei sehr selten und meist nur bei Kindern mit Vorerkrankungen ein Thema. Außerdem würde der Krampf bei plötzlicher Erhöhung der Körpertemperatur auftreten und nicht, wenn das Kind bereits eine hohe Temperatur zeige.

Und falls es doch zu einem Fieberkrampf komme, wäre es vor allem wichtig, die Ruhe zu bewahren, denn dies sei in der Regel kein lebensbedrohlicher Zustand. Hilfe sollte sich in diesem Fall trotzdem dazu geholt werden.

Dann ist ein Arztbesuch notwendig

Eine dringende Notwendigkeit für den Arztbesuch sieht Dr. Wahl, wenn das Kind zusätzlich zum Fieber weitere Sympotome zeigt:

  • einen großflächig sichtbaren Hautausschlag hat,
  • sich eine Atemanstrengung
  • oder eine Lethargie, also eine erhöhte Schläfrigkeit, bemerkbar macht, die auch trotz der Einnahme von Fiebersaft anhält
  • und sich eine zusätzliche Trinkschwäche einstellt.

Möglichst Termine absagen

Das vermutliche größte Problem sei laut Dr. Holger Wahl aber, dass Termine, die nicht akut sind, wie Vorsorgeuntersuchungen, nicht wahrgenommen und vor allem nicht abgesagt werden. Diese Termine können in der Folge nicht an andere Kinder oder Jugendliche weitergegeben werden und sorgen für Lücken in der Zeitplanung.

Die Kinderarztpraxen sind überlastet. Viele Kinder können nicht mehr aufgenommen werden. Doch welche Lösungen gibt es, um Kinderärzte zu entlasten? Darüber sprachen wir mit Benedikt Brixius, Kinderarzt aus Homburg und Sprecher der Kinderärzte im Saarland.

Krankschreibungen auch ohne Besuch möglich

In einigen Fällen, eben wenn das Kind zu Hause behandelt wird, ist eine Krankschreibung sowohl für das Kind als auch für das Elternteil notwendig. Diese könne man in vielen Fällen auch per Video-Termin oder per Telefon bekommen. Dr. Wahl sagt, dass es hier auf den Arzt-Patienten-Kontakt ankäme. Dieser müsse hergestellt werden, ob per Video oder Telefon, würde individuell festgestellt werden. Also auch hier keine notwendige Bedingung für einen Arztbesuch.

Weitere Informationen:

kindergesundheit-info.de
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Auch Thema in der Sendung 'SR 1 - Die Morningshow' am 17.03.2025.

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