Regionale Biohöfe im Saarland unter Druck
Bürokratie, Personalprobleme, Preisdruck durch Discounter oder auch die geringe Größe der Betriebe – all das macht es Biohöfen im Saarland und unserer Region schwer, auf dem Markt mitzuhalten.
Auf dem Biohof am Weiher versorgt Landwirt Lukas Bensel 30 Mutterkühe und ihre kleinen Kälber, die derzeit noch im Stall stehen. Die Weide ist recht feucht, was das liebe Vieh überhaupt nicht mag. Der 185 Hektar große Bio-Hof liegt in Albessen direkt an der Grenze von Rheinland-Pfalz zum Saarland. Der Biohof ist eigentlich nicht allzu klein, doch Landwirt Lukas Bensel hat trotzdem ein Problem, Gewinne damit zu erwirtschaften.
Probleme für nachhaltige kleinere Höfe
"Das ist eine tolle Sache, Kreislauf und Vielfalt in einem Betrieb zu haben, aber wir haben schon ein Problem, weil wir überall nicht effizient genug sind", beklagt Bensel. Man sei eben ein kleiner Mutterkuhhalter, ein kleiner Gemüsebauer, ein kleiner Getreidebauer, ein Mini-Schweinehalter und ein kleiner Hühnerhalter. Der Druck sich zu spezialisieren steige jedoch, wenn die Vermarktung im Preiskampf sich weiter schwierig gestalte.
Doch spezialisieren wolle er sich gerade nicht. Gemeinsam mit seiner Schwester Eva hatte er sich sehr bewusst dafür entschieden, nicht nur auf ein einziges Produkt zu setzen. Beide wollten eine echte, regionale Kreislaufwirtschaft: also Getreide für die Kühe, deren Dünger dann später wieder für den Getreide-Anbau genutzt werden kann. Aufwändige, regionale Erzeugung mit Vorteilen für die Umwelt ist aber teurer.
Diese Sorgen teilt man auch bei den beiden größten Bio-Verbänden in Deutschland. Steffen Reese, Geschäftsführer bei Naturland, sieht eine Hürde, die eigentlich alle Unternehmen haben, aber nur große Betriebe personell noch einigermaßen gut bewältigen können: "Wir haben bürokratische Herausforderungen, die automatisch dazu führen werden, dass kleinere Betriebe es auf Sicht immer schwerer haben und auf Sicht auch weniger werden."
Jan Plagge, Präsident Bioland e.V. befürchtet, dass Bio-Erzeugnisse aus Deutschland in den nächsten Jahren knapp werden könnte.
Problem: Nachwuchsmangel
Ein anderes Problem besteht bei der jahrhundertealten Gemüsegärtnerei Denis in Saarlouis. Dort ist nun erst einmal Schluss mit dem Anbau. Gärtner Roman Denis hatte vor mehreren Jahrzehnten auf Bio umgestellt. Nun will er mit 69 endlich in Rente gehen, aber niemand will die zehn Gewächshäuser weiterführen.
"Keiner wollte das Risiko nehmen und den Hut aufziehen als Chef. Also Arbeitnehmer würden wir immer noch genügend finden, aber keiner will das Risiko tragen in den heutigen Zeiten", beklagt der Gemüsebauer.
Nachfrage nach Bio-Erzeugnissen steigt
Ortswechsel: Auf der Messe Biofach in Nürnberg Mitte Februar war von dieser Krisenstimmung nicht viel zu bemerken. Die Warenströme werden immer globaler und Deutschland ist einer der wichtigsten Bio-Märkte, der noch viel Potenzial hat. Zur weltgrößten Leistungsschau für Bio-Lebensmittel kommen Besucher aus 140 Ländern.
Wohlgemerkt deutsche Bio-Ware werde fehlen, sagt Jan Plagge, Präsident bei Bioland, der die Interessen von 8000 deutschen Betrieben in Deutschland bündelt. Dem Geschäft tut das keinen Abbruch. Es geht aufwärts: 17 Milliarden Euro betrage in Deutschland nun der Gesamtumsatz mit Bio-Lebensmitteln, wird auf der Messe verkündet. Allerdings gibt es immer weniger einheimische Bio-Höfe. Profiteure des Bio-Booms sind fast ausschließlich die großen Einzelhandelsketten und Drogeriemärkte.
Und das, obwohl an der Biolandwirtschaft in Deutschland immerhin 380.000 Arbeitsplätze hängen, vor allem in der Landwirtschaft und der Verarbeitung. Die kleinen Bio-Pioniere kommen dagegen immer mehr unter Druck und haben die Wahl aufzugeben oder stark zu wachsen.
Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 12.03.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.