Fußball auf Euro-Scheinen und Schiedsrichterpfeife (Foto: IMAGO / McPHOTO)

Mögliche Spielmanipulation im Saar-Fußball - Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln

  06.09.2024 | 17:25 Uhr

Ein Fußballspiel aus dem Saarland steht derzeit im Fokus von Staatsanwaltschaft und Polizei. Der Verdacht: Es wurde manipuliert. Nach Medienberichten laufen bei weiteren Partien bundesweit Ermittlungen wegen mutmaßlichen Betrugs.

Ist bei einem Fußballspiel im Saarland alles mit rechten Dingen zugelaufen? Diese Frage stellen sich derzeit die Polizei und Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Es gibt nach Polizeiangaben bei einer Partie, die im Saarland stattgefunden hat, den Verdacht, dass sie manipuliert worden ist. Um welches Spiel es sich genau handelt, teilten die Behörden noch nicht mit.

Die Polizei gehe im Auftrag der Staatsanwaltschaft den Hinweisen nach, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber dem SR. Zu der Frage, ob bereits ein offizielles Ermittlungs- oder Vorermittlungsverfahren eingeleitet worden sei, wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. Weitere Details wolle die Behörde nicht preisgeben.

Fußballverband im Saarland: Keine Betrugsfälle derzeit bekannt

Laut einem Bericht der Hamburger Morgenpost handelt es sich dabei um eine Partie aus der Saison 2023/24. Die nachträgliche Beobachtung dieser Begegnung zeigte leichte Auffälligkeiten bei der Entstehung eines Treffers, der in diesem Spiel gefallen ist. An der Partie nahm außerdem eine Mannschaft teil, die auch bei anderen verdächtigen Spielen auftaucht.

Der Präsident des Saarländischen Fußballverbands (SFV), Heribert Ohlmann hat eigenen Angaben nach vor acht Tagen durch den Deutschen Fußballverband (DFB) allgemein von den Manipulationsvorwürfen erfahren. Dem SFV seien aber bislang solche Fälle aus dem Saarland nicht bekannt.

Wurden weitere Spiele in Deutschland manipuliert?

Wie die Hamburger Morgenpost berichtete stehen bundesweit insgesamt 17 Fußballspiele unter Manipulationsverdacht. Seit November 2022 könnten Partien aus der 3. Liga, zwei Regionalligen und mehreren Oberligen beeinflusst worden sein. Hintergrund ist möglicher Wettbetrug. Das Hessische Landeskriminalamt bestätigte unter Berufung von Informationen des Bundeskriminalamtes, dass solche mutmaßliche Betrugsfälle in Deutschland den Behörden bekannt sind. Deshalb hat die Hessische Landeskriminalamt bei zwei Spielen Ermittlungen eingeleitet.

Welche Spiele insgesamt konkret unter Verdacht stehen, soll aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen zunächst nicht öffentlich werden. In den betroffenen Begegnungen soll es teilweise um auffällige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter oder schwere Patzer von Torhütern und Abwehrspielern gehen.

Wurden Daten zu den Spielen über das Darknet weitergeben?

Bei den 17 Spielen sollen dem Bericht zufolge Informationen über die zu erwartenden Spielergebnisse im Darknet verkaufen worden sein. So konnten womöglich hohe Wettgewinne erzielt werden. Entsprechende Chatverläufe sollen die kriminellen Deals belegen.

Der Verdacht sei sehr plausibel, so Hannes Beuck, einer der Gründer des Unternehmens Gamesright. Die Firma setzt sich eigenen Angaben nach für Verbraucherinnen und Verbraucher ein, die Geld bei Online-Casinos und Online-Sportwetten verloren haben. Die Verflechtung von Sport und Wetten sei ein grundsätzliches Problem, betont Beuck. Das Potenzial für manipulierte Spiele in den Amateurligen sei dabei besonders hoch. Denn Schiedsrichter und Spieler werden laut Beuck schlecht oder gar nicht bezahlt.

Illegale Wetten in der Oberliga in Hamburg?

Das Hamburger Abendblatt berichtet von zwei Vorfällen bei den Spielen des Niendorfer TSV und des TSV Sasel in der Oberliga Hamburg am vergangenen Dienstag. Danach erhielten beide Clubs jeweils einen Hinweis, das auf ihre Spiele Live-Wetten abgeschlossen werden sollen. Beide Clubs entdeckten auf ihren Sportanlagen jeweils einen Datenscout, der Informationen für die Live-Wetten an einen entsprechenden Anbieter weitergab.

Als die Männer von den Anlagen verwiesen worden waren, konnten im Internet keine Wetten mehr auf die beiden Spiele abgeschlossen werden. Laut Glücksspielstaatsvertrag sind Wetten auf Amateurspiele in Deutschland verboten. Bei ausländischen Anbietern sind diese Wetten aber weiter möglich.

"Der Hamburger Fußball-Verband hat sich durch seine Spielordnung und seine Partner deutlich gegen illegale Sportwetten positioniert. Den vorliegenden Fällen gehen wir gemeinsam mit dem DFB nach. Sollte sich dahingehend etwas bewahrheiten, werden wir dagegen vorgehen", erklärte Präsident Christian Okun.

DFB mit Behörden im Austausch

Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) liegen zu möglichen Spielmanipulationen in Deutschland bislang keine belastbaren Erkenntnisse vor. "Wir stehen allerdings bereits in Kontakt mit den zuständigen Behörden und unserem Monitoring-Partner Genius Sports", so der Verband.

Der DFB könne sich im Hinblick auf die angelaufenen Ermittlungen nicht weiter dazu äußern.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 06.09.2024 berichtet.


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