Pestizide und giftige Beikräuter: Kräutertees im Check
Sie gelten als gesund und magenschonend: Kräutertees. Als vor ein paar Jahren die Nachricht die Runde machte, dass auch in diesem Lebensmittel Pestizide stecken, war die Aufregung groß. Wie sieht es heute aus?
Bei dem Winterwetter machen wir es uns oft mit einem warmen Tee gemütlich: Kräutertees sind da sehr willkommen. Aber wie gesund sind die? Vor Jahren sorgte die Nachricht über Pestizide in Tee-Beuteln für Aufregung. Und heute? Sechs Beutel-Kräutertees werden im Labor getestet, wie nah kommen sie an einen perfekten Tee heran?
Thomas Langnickel-Stiegler gibt regelmäßig Teeseminare. Wenn er eine Kräuterteemischung aufbrüht, ist für ihn neben einer bauchigen Kanne mit viel Platz für die Teekräuter sprudelnd kochendes Wasser ein Muss. Dies sei aus zweierlei Gründen wichtig, erklärt der Teeexperte: „Einmal tötet das heiße Wasser eventuelle Keime ab und zum anderen brauchen bei getrockneten Kräutern und Früchten die feinen Aromen, die in den Blättern und Knospen sind, einfach eine gewisse Temperatur, um sich wirklich auch schön zu entfalten.“
Nachweis gesundheitsschädlicher Substanzen
Wie sieht’s aus mit handelsüblichen Kräutertees in Beuteln? Können sich die Aromen hier gut entfalten? Und was ist mit der Schadstoffbelastung? Die sechs Produkte „Kräuter pur“ von Meßmer, „8 Kräuter“ von Teekanne, „Westminster 11 Kräuter“ von Aldi, „Lord Nelson Kräuter“ von Lidl, „Captains Tea 9-Kräutertee“ von Netto und „Mayfair 9-Kräutertee“ von Penny schicken wir zur Analyse in ein unabhängiges Lebensmittellabor. Denn wiederholt wurden in Kräuterteemischungen gesundheitsschädliche Substanzen und giftige Beikräuter nachgewiesen, die bei der Ernte zufällig zwischen die Kräuter gelangt sind.
Am Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn ist Ismail Acir Lebensmittelchemiker. Er weiß, dass Beikräuter in Kräuterteemischungen ein immer wiederkehrendes Problem sind: „Bestimmte Beikräuter wie das Jakobskreuzkraut oder das Bilsenkraut bilden so genannte Alkaloide - giftige Stoffe – für den Fraßschutz. Wenn die mitgeerntet und verzehrt werden, können die Vergiftungen auslösen oder zu Leberschäden führen.“
Phthalimid bei allen Produkten
Die Tests im Labor zeigen, dass es bei den sechs getesteten Tees keine Verunreinigungen durch chlorhaltige Reinigungs- oder Desinfektionsmittel gibt und auch bei den Pyrrolizidinalkaloide geben die Laborergebnisse Entwarnung. Zwar wurden in drei der untersuchten Tees Pyrrolizidinalkaloide nachgewiesen. Allerdings deutlich unterhalb der erlaubten Höchstgrenzen.
Auch Pestizide konnten im Labor nur in Spuren nachgewiesen werden. Bei allen Produkten wurde Phthalimid gefunden. Das kann ein Abbauprodukt des Pestizids Folpet sein. Phthalimid kann allerdings auch unabhängig von Folpet bei der Teeproduktion durch Trocknung der Kräuter entstehen. Daher heißt der Nachweis nicht zwangsläufig, dass das Pestizid verwendet wurde.
Entwarnung bei Laborergebnissen
Im Netto-Tee lagen die Phthalimid-Werte deutlich höher als bei den anderen Produkten. Wir haben darum Netto um Stellungnahme gebeten. Netto verweist auf eigene Untersuchungen: „Die Parameter Folpet/Phthalimid als Summe, sowie Phthalimid sind fester Bestandteil der regelmäßigen Überprüfungen. Die bisherigen Ergebnisse weisen keinen positiven Befund von Folpet an sich auf und wir sehen daher keine Grundlage für abweichende Bewertungen.“
Leichte Abstriche im Labor wegen erhöhter Phthalimidwerte, aber ansonsten hat der Netto-Tee das Urteil gut bekommen. Im Labor durchgehend gute Ergebnisse gab es für die Kräutertees von Penny, Lidl, Aldi, Teekanne und Meßmer.
Das Fazit: Erfreuliche Laborergebnisse. Und auch geschmacklich konnten die meisten Kräutertees überzeugen.
Über dieses Thema berichtet die Sendung "Wir im Saarland - Service" am 21.01.2025.