Streuobst-Wiesen im Saarland in Gefahr
Bereits vor zwanzig Jahren wurden mehr als die Hälfte aller Streuobstwiesen im Saarland nicht mehr gepflegt. Der Zustand hat sich seitdem verschlimmert. Zunehmend verschwinden die so wichtigen, artenreichen Lebensräume, denn der Nachwuchs fehlt, der sich für den Erhalt der Streuobstwiesen im Saarland einsetzt.
Gerade läuft die Apfelernte im Saarland. Ob Viez oder Apfelsaft – Produkte aus der Region werden immer noch gerne konsumiert. Auch Viez- und Apfelfeste verzeichnen meist regen Zulauf. Hört sich alles gut an, doch es gibt ein Problem und zwar ein essentielles: „Das Problem ist, dass wir zu wenige Nachfolger haben, die den gleichen Sinn in ihrer Freizeit darin sehen, Obstbäume zu pflegen“, erklärt Wolfgang Hegmann, ehemaliger Vorstand des Bliesgau Obst e.V..
Tradition nicht weitergegeben
Zweihundert Mitglieder zählt der Verein, aktiv sind aber nur 20. Zu wenige für mehr als 5000 Bäume. Und es kommen immer mehr Flächen dazu. Kaum einer kümmert sich noch selbst um eigene Wiesen und Bäume. Der neue Vorstand des Vereins, Axel Kammerer, weiß um die Problematik: „Es gab eine gewisse Periode, da waren die Bäume noch gepflegt von den Eltern oder Großeltern.“ Allerdings habe die Weitergabe der Tradition von Eltern, Großeltern auf die Kinder nicht mehr stattgefunden.
Hinzu kommt: „Wir leben halt in einer Gesellschaft, wo alles im Überfluss vorhanden ist, wo Nahrungsmittel, insbesondere Obst, billig in Supermärkten zu kriegen ist und wo man sich nicht danach bücken muss“, so Hegmann.
Überalterung in den Dörfern
Junge Leute fürs Streuobst begeistern will auch Alfred Kunz. Er ist Mitglied im Obst- und Gartenbauverein Herbitzheim. Der Zustand des Vereins ist für ihn sehr traurig: Das jüngste Mitglied sei knapp 50 und alle anderen weit älter. „Ich würde sagen, unser Verein ist einer der Vereine im Verband, an denen der Zahn der Zeit nagt!“
Im Verband der Gartenbauvereine Saarland registriert man seit längerem die Überalterung in den Dörfern. Der Altersdurchschnitt liege, so Geschäftsführer Roger Marti, zwischen 70 und 80 Jahren. Verjüngung sei das vorrangige Ziel. „Wenn uns das nicht gelingt, werden in den nächsten paar Jahren noch mehr Obst- und Gartenbauvereine sterben.“ Und damit auch mehr Streuobstwiesen.
Hegmann hofft, dass sich die Bevölkerung doch noch besinnt. Schließlich ginge es um den Erhalt der Streuobstwiesen als ökologischen Lebensraum und Teil saarländischer Kulturlandschaft.
Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Wir im Saarland - Das Magazin" am 19.10.2023 berichtet.