Betreiber bestätigt Risse im Atomkraftwerk Cattenom
In drei Reaktorblöcken im Atomkraftwerk Cattenom finden seit Monaten Überprüfungen auf Korrosionsrisse statt. Nun hat der Betreiber bestätigt: Es gibt haarfeine Risse. Noch 2021 waren sie bei Wartungsarbeiten unentdeckt geblieben.
Der Cattenom-Betreiber EDF sprach bislang nur von Hinweisen, nun ist offiziell bestätigt: Im Atomkraftwerk Cattenom gibt es in mindestens einem Reaktorblock Risse in den Rohren des Kühlkreislaufs. Diese sollen durch Korrosion entstanden sein. Das teilte Electricité de France (EDF) in einem Ergebnisbericht mit.
Haarfeine Risse an einer Schweißnaht
Es handelt sich um Rohre von 66 Zentimetern Durchmesser. Durch sie wird Borwasser zur Kühlung in den Reaktorkern geleitet. Die Rohrwände sind einige Millimeter dick. Bei Reaktorblock 3 wurden demnach haarfeine Korrosionsrisse an einer von sechs kontrollierten Schweißnähten entdeckt.
Der Atomaufsicht wurden diese Risse mit einer Länge von einem bis zwei Zentimetern gemeldet. Die EDF gibt aber Entwarnung: Die Sicherheit der Anlage sei gewährleistet. Das Ereignis in Block 3 sei in Stufe eins der insgesamt siebenstufigen internationalen Skala Ines für nukleare Vorfälle eingeordnet worden.
Untersuchungen an weiterem Block
Der betreffende Block ist seit Ende März abgeschaltet. Er war 2021 ein halbes Jahr lang Wartungsarbeiten unterzogen worden und hatte anschließend von der französischen Atomaufsicht grünes Licht für eine Laufzeitverlängerung um weitere zehn Jahre bekommen. Bei diesen Wartungsarbeiten waren die Risse offenbar unentdeckt geblieben.
Zusätzlich sei bei den Überprüfungen in Reaktorblock 1 "eine leichte Spur" an einer der sechs kontrollierten Schweißstellen festgestellt worden. Die Ultraschallkontrollen an diesem Block sollen ausgeweitet werden. Unauffällig sei dagegen Block 4 gewesen: Dort habe man keine Rostschäden finden können.
Über 30 Jahre alte Rohre
Bei einer Spannungskorrision handele es sich um einen "in der Industrie bekannten Schädigungsprozess". Eine Sprecherin der EDF nannte drei Gründe, die dabei zusammenspielten: die Spannung – also die mechanischen Belastungen, denen das Material ausgesetzt ist –, mögliche Materialermüdung sowie chemische Produkte im Wasser.
Derzeit 28 von 56 Reaktoren heruntergefahren
Ob Block 3 im Winter wieder ans Netz geht, ist laut der EDF eher unwahrscheinlich. Die Blöcke 1 und 4 könnten dagegen im November wieder hochgefahren werden – wohl auch um Blackouts zu vermeiden.
Nach Angaben der EDF sind derzeit 28 der 56 Reaktoren in Frankreich heruntergefahren, die meisten wegen Wartungsarbeiten oder Zehnjahresrevisionen. Zwölf Reaktoren werden auf Korrosionsrisse untersucht. Im kommenden Frühjahr soll auch Block 2 von Cattenom kontrolliert werden. Er ist aktuell der einzige, der noch in Betrieb ist.
Auch wegen der vielen abgeschalteten Atomkraftwerke wollte die EDF am Montag das Kohlekraftwerk Emile Huchet nahe der saarländischen Grenze wieder hochfahren. Nach SR-Informationen ist das aber noch nicht passiert.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 05.10.2022 berichtet.