Prozess um Anschlag auf Straßburger Weihnachtsmarkt hat begonnen
Vier Männer, die verdächtigt werden, mit dem Attentäter Chérif Chekatt in Verbindung gestanden zu haben, stehen seit Donnerstag vor Gericht. Einige erhoffen sich von dem Prozess auch eine Bewältigung des Schreckens.
Bei einem Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt 2018 hatte der Attentäter Chérif Chekatt innerhalb weniger Minuten fünf Menschen getötet und elf weitere verletzt. Er wurde nach einer zweitägigen Großfahndung von der Polizei erschossen. Der tote Attentäter Chérif Chekatt soll sich im Gefängnis radikalisiert und dem sogenannten „Islamischen Staat“ angehört haben.
Beim Prozessauftakt um die Nebentäter des Anschlags saßen am Donnerstag vier Männer auf der Anklagebank. Diese sollen dem Attentäter Chérif Chekatt unter anderem geholfen haben, Waffen zu besorgen und ebenso wie er einen kleinkriminellen Hintergrund haben. Alle vier Männer sind Franzosen.
Hauptangeklagtem droht lebenslange Haft
Der 42-jährige Hauptangeklagte Audrey Mondjehi, ein Rapper aus Straßburg, soll seit seinem Gefängnisaufenthalt mit dem Täter befreundet gewesen sein und diesem Waffen verkauft haben. Er gibt an, Chérif Chekatt für einen einfachen Kriminellen gehalten zu haben. Von dessen Anschlagsplänen habe er nichts gewusst.
Nur dem Hauptangeklagten wird im Prozess Beihilfe zum Mord im Zusammenhang mit Terrorismus vorgeworfen und droht eine lebenslange Haftstrafe.
Haftstrafen drohen auch weiteren Nebentätern
Zu den Angeklagten gehören außerdem zwei 37 und 39 Jahre alte Brüder aus Sélestat sowie ein 34 Jahre alter Mann aus Haguenau, die dem Täter am Tag des Anschlags die Tatwaffe vermittelt haben sollen. Auch sie hätten von den Anschlagsplänen nichts gewusst. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu zehn Jahren.
Zum Prozessauftakt ging das Gericht auf die vielleicht etwas technische, aber für viele Betroffene wichtige Abgrenzung ein, wer als Nebenkläger anerkannt werden kann.
Bewältigung des Schreckens erhofft
Die Angehörigen der Opfer hoffen unter anderem auch auf neue Erkenntnisse. "Sie warten seit fünf Jahren auf diesen Moment, gehört zu werden und Erklärungen für den Horror zu bekommen, den sie durchlebt haben", sagte der Anwalt Arnaud Friederich, der mehrere Nebenkläger vertritt.
Neben den unmittelbar betroffenen Dutzenden von Nebenklägern erhoffen sich viele von dem Prozess eine Bewältigung des Schreckens. «Ich versichere den Opfern dieser Tragödie, die unsere Stadt für immer gezeichnet hat, meine ganze Unterstützung», erklärte die Straßburger Bürgermeisterin Jeanne Barseghian am Donnerstagmorgen. «Dieser Prozess ist ein grundlegender Schritt auf dem Weg der Genesung der Opfer.»
Der Prozess gegen die Nebentäter wird vor dem französischen Sondergericht für Strafsachen in Paris geführt. Das Urteil soll am 5. April gesprochen werden.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten am 29.02.2024 berichtet.