Wie die Kulturschaffenden im Saarland und Lothringen auf die Frankreichwahl blicken

Kulturschaffende sehen Parlamentswahl gelassen entgegen

Barbara Grech / Onlinefassung: Rebecca Wehrmann   29.06.2024 | 13:14 Uhr

Was würde es für die französische Kulturszene bedeuten, wenn der Rassemblement National bei den Wahlen am Sonntag eine absolute Mehrheit erreicht? Bernhard Leonardy, Chef der Musikfestspiele Saar, sieht keine Gefahr – die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei stark gefestigt. Der Leiter des Kulturzentrums „Le Carreau“ in Forbach, Gregory Cauvin, setzt auf Gelassenheit.

„Frankreich first - la France d'abord!“ – so könnte es nach den französischen Parlamentswahlen immer öfter heißen, auf europäischer Ebene – und damit auch im deutsch-französischen Verhältnis. Der Rassemblement National (RN), die extremen Rechten in Frankreich, haben es unter anderem durch ihre Entteufelungs-Strategie geschafft, salon- und nicht nur stammtischfähig zu werden. Es droht sogar – durch das Mehrheitswahlrecht – eine absolute Mehrheit im Parlament.

Leonardy für grenzüberschreitende Zusammenarbeit zuversichtlich

Zwei bedeutende deutsch-französische Kulturschaffende raten dazu, erst einmal Ruhe zu bewahren. Bernhard Leonardy gibt sich eher kampflustig und nicht etwa verzagt, wenn es um die Parlamentswahlen in Frankreich geht. Der Leiter der Musikfestspiele Saar kooperiert schon seit Jahren mit französischen Institutionen. So etwa die großen Konzerte im Rahmen der Musikfestspiele in der Kathedrale von Verdun.

Leonardy glaubt, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hier im Saarland und in Lothringen auf einem starken Fundament steht, das auch eine rechtsnationale Regierung nicht so einfach abschaffen kann.

Kluft zwischen Wahlkampf und Realpolitik

Gregory Cauvin hingegen, der Leiter des Kulturzentrums Le Carreau in Forbach, setzt auf Gelassenheit. „Abwarten und Tee trinken“, ist seine Devise. Sollte die rechtsextreme Partei gewinnen, müsste man erst einmal schauen, wie sich die ganze Sache entwickelt. Cauvin hofft, dass es ähnlich laufen könnte wie in Italien. Die postfaschistische Regierungschefin Georgia Meloni habe sich ja auch nicht als das europäische Schreckgespenst erwiesen, als das sie vorher dargestellt wurde.

Das sei doch auch in Deutschland so: Zwischen Wahlversprechen und dem Regierungsalltag lägen Welten. Man müsse dann Realpolitik machen und auf aktuelle Geschehnisse reagieren.

Cauvin ebenfalls hoffnungsfoll

Gregory Cauvin jedenfalls ist hoffnungsvoll, dass die bereits gelebte kulturelle Zusammenarbeit zwischen Lothringen und dem Saarland nicht so einfach zerstört werden kann. Die Finanzierung läuft jeweils getrennt von den beiden Ländern, und dann gibt es ja auch noch die EU, die mit Förderprojekten wie INTEREG aktiv ist.

„Momentan glaube ich nicht, dass sich an unserer Zusammenarbeit viel ändern wird. Wir sind ja auch in die EU mit eingebunden, die mit Projekten fördert“, so der Leiter des Carreau.

Über dieses Thema hat auch die Sendung "Region am Nachmittag" auf SR 3 Saarlandwelle am 29.06.2024 berichtet.


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