Die Hermann Neuberger Sportschule in Saarbrücken (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

Finanzchaos beim LSVS immer offensichtlicher

Thomas Gerber   09.01.2018 | 11:44 Uhr

Wie konnte es zu dem Millionenloch beim LSVS kommen und wer trägt letztlich dafür für die Verantwortung? Die Aufklärung wird sich vermutlich noch Monate hinziehen, das Chaos wird aber immer offensichtlicher. Auch Verbandspräsident Meiser ist unter Druck - wegen einer Stellenbesetzung, bei der es möglicherweise um mehr geht als nur ein „Geschmäckle“. Thomas Gerber mit einer Zwischenbilanz.

Während der angeschlagene Landtags- und LSVS-Präsident Klaus Meiser (CDU) nicht müde wird zu betonen, dass der Finanzskandal keine negativen Auswirkungen auf die Vereine hat, wird der Dilettantismus in der Buchhaltung des Sportverbands immer offensichtlicher. Wie Meiser dem SR bestätigte, wurde der 15 Millionen Jahresetat des LSVS über ein einziges Konto abgewickelt.

Auch der Erlös aus dem Verkauf von Sportstätten an die private Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement ist demnach auf dieses Konto geflossen. Zwei Millionen Euro, die eigentlich als Rücklage für schlechtere Sportachtel-Zeiten (Anteil des LSVS an den Gewinnen von Saartoto) gedacht waren, flossen so in den "laufenden Betrieb".

Der geschasste Hauptgeschäftsführer Paul Hans wirtschaftete am Ende nur noch "von der Hand in den Mund". Bis es dann im Herbst 2017 krachte - die Univerwaltung wurde plötzlich rebellisch.

420.000 Euro Schulden bei der Uni

Seit mehr als zwei Jahren wartete die Hochschule nämlich auf die Begleichung der Fernwärmekosten. Seit Mitte 2015 hatte Hans der Uni nur noch ca. 20.000 Euro überwiesen. Als Abschlag auf die Gesamtfernwärmekosten von ca. 38.000 Euro monatlich. Warum die bitterarme Hochschule bemerkenswerte zwei Jahre wartete, bis sie aktiv wurde und mahnte, ist ein anderes Thema. Aber Geschäftsführer Hans brach es das Genick. Als er krankheitsbedingt nicht im Büro war, trudelte - so die Version von Präsident Meiser - nämlich beim LSVS eine Mahnung ein.

Die designierten Nachfolger von Hans schlugen Alarm. Inzwischen ist klar: Die Uni fordert abzüglich der Gebühren für die Hallennutzung durch den Unisport 420.000 Euro netto vom LSVS. Machbar sagt Meiser, der sich aber ebenso wie sein Vorgänger Gerd Meyer und das komplette Präsidium die Frage gefallen lassen muss, warum erst 2017/2018 das Vier-Augen-Prinzip beim LSVS Einzug halten soll. In Zukunft soll es nämlich statt eines Hauptgeschäftsführers zwei Geschäftsführer geben.

Wobei auch dann das Präsidium keineswegs außen vor ist. Denn laut LSVS-Satzung sind die Sportfunktionäre für den Haushalt und den Haushaltsvollzug zuständig. Übrigens auch für die Einstellung von Mitarbeitern - Meisers nächste Baustelle.

Möglicherweise mehr als nur ein "Geschmäckle"

Dass die Doppel-Beschäftigung seiner Lebensgefährtin in seinem Präsidiumsbüro im Landtag und als seine Assistentin beim LSVS keine gute Idee war, sieht Meiser inzwischen zwar ein. "Als wir ein Paar geworden waren, hätte ich das beenden müssen", sagte er. Aber es geht möglicherweise um mehr als nur ein "Geschmäckle". Meiser sagt, die Einstellung der 54-Jährigen sei satzungsgemäß erfolgt.

Allerdings hat der SR aus Präsidiumskreisen anderes gehört. Demnach soll Meiser die Neue auf einer Klausurtagung Ende 2015 eher beiläufig als seine Assistentin vorgestellt haben. Von 1200 Euro brutto pro Monat sei da keine Rede gewesen. Meiser will vom Präsidium dafür gar Prokura bekommen haben - einen förmlichen Beschluss des Präsidiums gab es jedoch nicht. Ob die CDU-Kommunalpolitikerin für ihr Geld eine adäquate Gegenleistung erbracht hat? Meiser sagt "Ja!". Letztlich könnte auch das entscheidend sein. Die Staatsanwaltschaft prüft den Sachverhalt.

"Systematischer Fehler" bei der Haushaltsführung

Wobei die Untreueermittlungen gegen Geschäftsführer Hans vermutlich Monate dauern werden. Mindestens 100.000 Euro investiert die Behörde für die Expertise eines namhaften Wirtschaftsforensikers, der dem Finanzloch auf die Schliche kommen soll. Der LSVS spricht inzwischen von einem "systematischen Fehler" bei der Haushaltsführung. 550.000 Euro, die von der Sportplanungskommission jährlich für die Sportstätten an den LSVS flossen, sollen demnach von Hans doppelt verbucht und gleich zwei Mal an die LSVS-Tochter Sportschule geflossen sein. All das wollen weder Klaus Meiser, noch Gerd Meyer, noch das Präsidium, noch das Innenministerium, noch die Wirtschaftsprüfer über Jahre bemerkt haben. Das ist sportlich.

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