Saarbrücker ZF-Werk droht möglicherweise Abspaltung aus dem Konzern
Das ZF-Werk in Saarbrücken könnte aus dem Konzern ausgegliedert werden. Eine ZF-Sprecherin bestätigte dem SR, dass zurzeit strategische Kooperationen und Partnerschaften geprüft würden. Den Status dieser Überlegungen kommentiere man allerdings nicht öffentlich.
Um aus den roten Zahlen herauszukommen, prüft der Autozulieferer ZF die Abspaltung des gesamten Antriebsgeschäfts, der sogenannten E-Division. Zu der zählen auch alle rund 9000 Beschäftigten am Standort Saarbrücken. Zunächst hatte das Handelsblatt über die Abspaltungspläne der Konzernleitung berichtet.
E-Mobilität stockt, aber auch geringe Getriebenachfrage
Die Geschäftseinheit Elektrifizierte Antriebstechnologien – also beispielsweise die Getriebe, die in Saarbrücken gebaut werden – leide unter den aktuellen Marktgegebenheiten besonders, sagte eine Sprecherin dem SR. Zum einen laufe die E-Mobilität nicht so an wie erwartet. Zum anderen sei auch die Nachfrage nach den Verbrenner-Getrieben gering.
Hinzu kommen die insgesamt gestiegenen Kosten und die hohen Schulden, die der ZF-Konzern in Folge mehrerer Übernahmen stemmen muss.
ZF kündigte bereits deutschlandweiten Stellenabbau an
Vor einem Jahr hatte Vorstandschef Holger Klein bereits angekündigt, sechs Milliarden Euro einsparen zu wollen. Deshalb sollen deutschlandweit rund 11.000 bis 14.000 Jobs abgebaut werden.
IG Metall fordert tragfähiges Konzept für die E-Division
Die IG Metall fordert ein tragfähiges Konzept für die E-Division. „Wir erwarten vom Management angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation der ZF und der ganzen Branche eine Strategie, die Beschäftigung sichert und ZF als integrierten Technologiekonzern nach vorne entwickelt“, so Patrick Selzer, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Saarbrücken.
Eine Carve-out-Diskussion sorge nur für unnötige Unruhe. Eine Ausgliederung („Carve out“) der Division E sei für die Arbeitnehmervertretung keine Option. „Nach unserer Auffassung bedroht dies massiv unsere Arbeitsplätze an den saarländischen Standorten.“
Der Fokus müsse darauf liegen, die operativen Themen der ZF zu lösen und die Division wettbewerbsfähig aufzustellen. „Auf dieser Basis waren und sind wir zu gemeinsamen Lösungen mit dem Unternehmen bereit“, so Selzer.
Landesregierung hatte finanzielle Zusagen gemacht
Die Landesregierung hatte dem ZF-Werk bereits vor gut zwei Jahren finanzielle Zusagen über 250 Millionen Euro gemacht, um den Standort zu sichern und als E-Leitwerk zu etablieren. Das Wirtschaftsministerium betonte jetzt gegenüber dem SR erneut: Diese Gelder seien an Bedingungen geknüpft, beispielsweise die höchstmögliche Anzahl an Beschäftigung.
Automotive-Experte Bratzel erwartet Stellenstreichungen
Autozulieferer müssten allesamt dringend Kosten senken, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management. Dies sei momentan nur über Personaleinsparungen zu lösen, unabhängig davon, ob ZF die Antriebssparte verkaufe oder nicht.
In Europa sieht Bratzel zudem keine Interessenten, auf dem asiatischen Markt könnte es aber mögliche Investoren geben. Diese wüssten aber auch um die schwierige Situation des Unternehmens, und das werde sich sicherlich auf den Preis niederschlagen.
Über dieses Thema berichten die SR info-Nachrichten im Radio am 18.02.2025.
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