Zahl der Wohnungslosen im Saarland stark angestiegen
Im Saarland sind immer mehr Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen. Bei einer Fachtagung im Sozialministerium ging es um verschiedene Lösungsansätze, etwa das Projekt "Housing First". Das Land will außerdem künftig mehr Geld in die Hand nehmen, um gegen Wohnungslosigkeit vorzugehen.
Im Saarland gibt es rund um das Thema Wohnungslosigkeit einen großen Handlungsbedarf. Das geht aus dem ersten Wohnungslosenbericht hervor, der am Mittwoch bei einer Fachtagung im Sozialminsterium vorgestellt wurde.
Immenser Anstieg bei Wohnungslosigkeit
Demnach sind zwischen 71 und 132 Menschen im Saarland obdachlos und leben auf der Straße. Die große Spanne erklärt sich dadurch, dass eine obdachlose Person unter Umständen während der Befragung zwei oder mehr Einrichtungen aufgesucht haben und somit mehrmals mitgezählt worden sein kann. Drei Viertel von ihnen sind Männer, ein Viertel sind Frauen.
Dem Bericht zufolge galten außerdem im vergangenen Jahr rund 2800 Menschen als wohnungslos, das heißt, sie lebten zum Beispiel in Wohnungslosenunterkünften. Das waren knapp 2000 Menschen mehr als noch im Jahr 2022. Begründet wird der drastische Anstieg insbesondere damit, dass viele untergebrachte Wohnungslose Geflüchtete aus der Ukraine sind.
"Runder Tisch Wohnungsnot" will Lösungen finden
Hilfsmaßnahmen und Lösungen sollen am "Runden Tisch Wohnungsnot" erarbeitet werden, um der prekären Lage entgegenzuwirken. Sozialminister Magnus Jung (SPD) nannte bei der Tagung zum Beispiel das Projekt "Housing First", das es bereits im Saarland gibt und das in Zukunft noch ausgeweitet werden solle. Dabei werden wohnungslosen Menschen Wohnungen vermittelt und sie bekommen anschließend Unterstützung dabei, wieder in einen geregelten Alltag zu finden.
Außerdem plädierte der Minister für "eine gute Abstimmung zwischen Land, Stadt und den Trägern" der Wohnungslosenhilfen. Um Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu beseitigen, stelle das Land rund 500.000 Euro mehr zur Verfügung als bisher.
Zu wenig Sozialwohnungen
Aus dem Wohnungslosenbericht gehen darüber hinaus noch weitere Handlungsempfehlungen hervor. Ein zentraler Punkt dabei: Das Saarland braucht mehr bezahlbaren Wohnraum. An Sozialwohnungen mangelt es derzeit. Außerdem müsse das Beratungsangebot ausgebaut und das Hilfsangebot insbesondere für jüngere Menschen und Frauen erweitert werden, zum Beispiel durch Notschlafstellen für Frauen.
Betroffener gab Einblicke in das Leben auf der Straße
Als Redner war auch Dominik Bloh bei der Fachtagung dabei. Er weiß, was es heißt, kein Dach über dem Kopf zu haben. Als Jugendlicher wurde er obdachlos und lebte zehn Jahre lang auf der Straße. Er sagt, jeder einzelne könne helfen, die Wohnungsnot zu bekämpfen, indem man sich zum Beispiel an die Politik vor Ort wendet und sich gegen Wohnungslosigkeit stark macht.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 28.02.2024 berichtet.