Das Gebäude des Saarbrücker Finanzamts soll abgerissen werden – die Genehmigung dafür soll vom Bildungsministerium kommen. Diese Entscheidung hatte der Saar-Ministerrat vergangene Woche getroffen.
Dass das Grundstück sich in einer Toplage in der Innenstadt befindet, ist unbestritten. Der Abriss selbst, was mit dem Gelände passiert und was künftig darauf entstehen soll, wird hingegen stark diskutiert.
Architektenkammer spricht von Teilabriss
Der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) sieht darin eine Chance: „Das kann städtebaulich hoch interessant sein, an dieser markanten Stelle eine entsprechend hochwertige Bebauung, möglicherweise aber auch einen neuen Zugang zur Saar, oder auch eine Fortsetzung der Berliner Promenade zu ermöglichen.“
Die Architektenkammer betrachtet die Abrisspläne kritisch: „Der Fokus aller Bauaufgaben im Saarland liegt auf dem Bauen im Bestand. Durch den Erhalt des Bestandes lässt sich die darin gebundene graue Energie nutzen, wodurch CO2-Emissionen massiv eingespart werden“, so Kammerpräsident Alexander Schwehm. Die Kammer bringt deswegen auch einen möglichen Teilabriss ins Gespräch.
Bürogebäude nicht mehr zeitgemäß
Sollte das Gebäude aber komplett dem Erdboden gleich gemacht werden, plant das Land ein moderne Bürogebäude, was die Architektenkammer als nicht mehr zeitgemäß betrachtet:
„Wir haben genügend Büro-Leerstände. Wir machen immer mehr Homeoffice. Von daher wäre da eine Alternative gesucht. Ob das jetzt Wohnungsbau ist oder kleine Geschäfte sind, die dort hinkommen oder auch eventuell Gastronomie, das bleibt dahingestellt“, so Schwehm.
Die Architektenkammer wünscht sich in jedem Fall einen Ideenwettbewerb. Auf Grundlage dieser Ideen könnten Investoren dann Konzepte einreichen. Auf diese Weise käme ein Ergebnis heraus, dass für Land, Stadt und Bürger am besten sei.
Grünen-Fraktion will Sanierung
Die Grüne-Fraktion des Saarbrücker Stadtrats plädiert auf Sanierung statt auf Abriss. „Wir halten dieses Vorgehen für den falschen Weg! Erhalt im Bestand muss vor Neubau gehen, gerade, wenn es sich um denkmalgeschützte Gebäude handelt“, sagt der kulturpolitische Sprecher Thomas Brass. Sollte das Finanzamt abgerissen werden, sind aber auch die Grünen gegen einen Bürokomplex.
Statt Büroflächen brauche die Stadt mehr Kulturflächen. So könne die Saarbrücker Musikhochschule dort untergebracht werden: „Wir sind der Auffassung, dass das ehemalige Finanzamt nach umfassender Sanierung einen passenden Standort für die Musikhochschule darstellen würde. Zumal diese dann weiter in unmittelbarer Nachbarschaft des Staatstheaters an der ‚Kulturmeile‘ Saarbrückens angesiedelt wäre.”
Über dieses Thema berichtet auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 29.04.2024.