Warum Wahlplakate wirken
Vor der Kommunal- und Europawahl am 9. Juni erblüht in saarländischen Städten und Dörfern auch wieder ein bunter Wald aus Wahlplakaten für Kandidaten und Parteien. Dabei stehen doch so viele modernere Kanäle zur Verfügung. Sind Wahlplakate noch zeitgemäß?
Im Jahr 2024 wurde bereits viel über den Wert der Demokratie diskutiert. Dass in dem Jahr in Deutschland auch Wahlen stattfinden, nämlich am 9. Juni sowohl auf Kreis- als auch auf Europaebene, war vielen trotzdem vielleicht gar nicht klar.
Das dürfte sich in den vergangenen Wochen geändert haben. Denn seit Beginn der heißen Wahlkampfphase haben die Parteien auch in saarländischen Städten und Dörfern wieder zahlreiche Plakate aufgehängt, mit denen sie um die Gunst der Menschen buhlen.
Denn auch wenn viele Parteien versuchen, über moderne Kanäle wie Social Media gezielt potenzielle Wählerinnen und Wähler zu erreichen: Auf traditionelle Wahlplakate verzichtet kaum jemand, wie auch aus einer SR-Umfrage unter den größeren Parteien im Saarland hervorgeht.
Wahlplakate haben größte Reichweite
Dass das durchaus eine kluge Entscheidung ist, zeigt eine Studie, die die Konrad-Adenauer-Stiftung nach der Bundestagswahl 2021 durchgeführt hat. Dabei wollte sie unter anderem wissen, welche Wahlwerbung die Menschen denn tatsächlich erreicht.
Ergebnis: Plakate lagen mit weitem Abstand auf dem ersten Platz. 92 Prozent der Befragten gaben an, von mindestens einer Partei ein Wahlplakat gesehen zu haben. An zweiter Stelle rangierten Postwurfsendungen mit 65 Prozent. Posts von Parteien in Social-Media-Kanälen nannte nur ein Drittel der Befragten.
Ein entscheidender Punkt: Wahlplakate erreichen alle Teile der Bevölkerung, Ost und West, Frauen und Männer, Bewohner in größeren Städten und in ländlicheren Gebieten, Junge wie Alte. Bei Social-Media-Posts gibt es hingegen eine deutliche Diskrepanz zwischen jüngeren und älteren Altersgruppen.
Wahlplakate mobilisieren
Dass die Wahlplakate so viele Menschen erreichen, ist auch entscheidend für die wichtigste Funktion, die sie ausüben: Die Menschen darauf hinzuweisen, dass überhaupt Wahlen stattfinden. So erklärt es der Politikwissenschaftler Jürgen Maier von der Uni Kaiserslautern-Landau, der auf die Kommunikationsweisen politischer Kampagnen spezialisiert ist. Gerade bei der Kommunal- und der Europawahl sei das wichtig, denn dort liege die Wahlbeteiligung teilweise deutlich unter der von Bundestagswahlen.
Daneben dienten die Plakate natürlich auch dazu, den Wählerinnen und Wählern ein politisches Angebot anzubieten, die Kandidaten der Parteien bekanntzumachen und die Positionen der Parteien zu verdeutlichen.
Kein Trend zu mehr Personalisierung
Dass es dabei einen Trend hin zu mehr Personalisierung, weg von politischen Inhalten gebe, verneint Maier. Diese These werde in der Forschung zwar schon lange diskutiert, empirische Belege ließen sich dafür aber nicht finden. So habe etwa schon in den 1950er Jahren die CDU groß mit Konrad Adenauer als ihrem Kanzler plakatiert.
Zumal es durchaus sinnvoll sei, auf Plakaten die Kandidatin oder den Kandidaten in den Mittelpunkt zu rücken, sagt Maier. Denn Bilder wirkten für die kurze Zeit, die den Plakaten in der Regel gewidmet wird, schneller und stärker. Eine Überfrachtung der Plakate mit Text wirke dagegen tendenziell eher negativ.
Hingegen könne es durchaus funktionieren, in wohldosierter Weise Kandidatinnen und Kandidaten mit bestimmten Attributen zu verknüpfen, also zum Beispiel ein Porträtbild in Verbindung mit Schlagworten wie „engagiert“, „kompetent“, „erfahren“. Da bleibe bei den Menschen schon mal was hängen, sagt Maier.
Saar-Parteien nutzen ganze Palette
Die saarländischen Parteien versichern auf Anfrage, dass sie sich bemühen, sowohl die Kandidatinnen und Kandidaten als auch ihre politischen Inhalte zu transportieren. Dafür nutzten sie die ganze Palette an Informationsmöglichkeiten, seien es Infostände für Bürgergespräche oder Social-Media-Plattformen.
Wahlplakate sind also nur ein Teil der Wahlkampfstrategie der Parteien. Er bleibt aber ein wichtiger.
Über dieses Thema hat auch die "Region am Nachmittag" auf SR 3 Saarlandwelle am 10.05.2024 berichtet.