Haben die Warnsysteme beim Hochwasser im Saarland funktioniert?
Knapp zwei Wochen sind seit dem Hochwasser im Saarland vergangen. Nicht alle Landkreise hat es damals gleichermaßen getroffen. Aber in allen sind Warnsysteme zum Einsatz gekommen. Wie gut hat das geklappt?
Die Landkreise sind selbst dafür verantwortlich, die Bevölkerung im Katastrophenfall zu warnen. Einzige Ausnahme bietet da der Regionalverband Saarbrücken. Durch die Sonderstellung ist Saarbrücken als Landeshauptstadt dafür zuständig, digitale und analoge Warnsysteme zu aktivieren.
Durch modernste Technik lässt sich das heutzutage auch gezielt für einzelne Ortschaften aktivieren. Auf SR-Anfrage teilten die Landkreise mit, dass alle Warnsysteme während des Hochwassers funktioniert hätten. Von offizieller Seite sei man zufrieden, heißt es.
"Die Warnsysteme im Kreis haben funktioniert. Die Rückmeldungen aus den Einsatzabschnitten sind sehr positiv in Bezug auf die Warnungen", teilte etwa die Pressestelle des Landkreises Merzig-Wadern mit.
Alle digitalen Warnsysteme lösten aus
Auch, wenn die einzelnen Landkreise unterschiedlich stark vom Hochwasser betroffen waren, sind dennoch in allen Landkreisen die digitalen Warnsysteme aktiviert worden. Damit wurden Warnungen vor allem über Apps wie Katwarn und Nina, aber auch über das Handywarnsystem Cell Broadcast verbreitet.
Die Warnungen selbst sind dabei nicht einfach pauschal in allen Landkreisen verbreitet worden. Viel mehr habe man die Gefahreninformationen an einzelne Regionen verschickt.
Wie der Saarpfalz-Kreis schreibt, habe man die Warnungen zum Beispiel ganz gezielt nur für die Altstadt von Blieskastel sowie den Stadtteil Lautzkirchen herausgegeben. Gewarnt wurden also nur Betroffene innerhalb des Gebiets selbst, sowie alle Appnutzer, die über die Warnungen der Regionen informiert werden wollten.
Problemkind Cell Broadcast
Augenzeugen berichten allerdings dem SR, dass nicht alle Handys in den Gebieten Alarm geschlagen haben. Auch wenn keine Warnapp wie Katwarn oder Nina auf dem Handy installiert ist, sollte das eigene Smartphone zumindest über Cell Broadcast alarmiert werden. Doch gerade letzteres steht in der Kritik, nicht auf allen Geräten zu funktionieren. Die technische Mängelliste ist dabei groß.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat eine lange Auflistung an kompatiblen Geräten online veröffentlicht, sowie eine Auflistung vielzähliger Gründe, trotz passendem Smartphone doch keine Warnung zu erhalten. Zum Beispiel kann die SIM-Karte nicht kompatibel sein.
Auch die Funkzellen, über die man das Telefonnetz erhält, kann Cell Broadcast nicht weiterleiten, schreibt der Verbraucherschutz. Und wer sich in einem Funkloch befindet, bekommt die Nachricht erst, wenn das Smartphone wieder Netz hat.
Wegen dieser bekannten Mängel macht das BBK immer wieder deutlich, dass digitale Warnsysteme wie Cell Broadcast kein Ersatz für andere Systeme (beispielsweise Sirenen) sind. Vielmehr diene es als ergänzendes Glied einer langen Meldekette.
Bevölkerungsschutz von Tür zu Tür
Aus diesem Grund setzen die Landkreise zum Teil auch noch die "klassischen" Warnsysteme ein. Je nach betroffener Region ist die Ausführung aber sehr unterschiedlich gewesen. In St. Wendel sei man beispielsweise von Tür zu Tür gegangen, um die vom Hochwasser Betroffenen persönlich zu warnen.
In Neunkirchen und Merzig-Wadern habe man die Betroffenen mit Lautsprecherwagen informiert. Sirenen sind aber auch zum Einsatz gekommen. Der Regionalverband Saarbrücken, sowie die Landkreise Neunkirchen und Saarlouis, schreiben beispielsweise auf SR-Anfrage, dass die Sirenen eingesetzt wurden und funktioniert hätten.
Saarlouis will nachbessern
Besonders im Bereich Sirenen soll aber noch nachgebessert werden. Der Landkreis Saarlouis will seine Systeme so umrüsten, dass künftig darüber auch Lautsprecherdurchsagen möglich seien.
"Zukünftig können mit dem neuen Sirenenwarnsystem des Landkreises Saarlouis auch mit Sprachdurchsagen Bevölkerungswarnungen ausgegeben werden. Hierdurch wird ein sehr guter Warnmittelmix vom Landkreis Saarlouis weiter ergänzt", so Ulrike Paulmann von der Pressestelle des Landkreises.
Jeder kann etwas für die Meldekette tun
Die Grundidee einer Meldekette ist simpel: Je mehr Systeme warnen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, alle Betroffenen zu warnen. Dabei kann man auch selbst nachhelfen. Wer sich nicht auf Cell Broadcast verlassen möchte, der kann sich kostenfreien Apps des Bundes wie Katwarn oder Nina auf das Smartphone laden.
Im Saarland haben sich die Apps ihre Informationen vom bundesweiten Meldesystem MoWaS geholt und konnten so regionsspezifisch die Nutzer warnen.
Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau im Radio am 03.06.2024 berichtet.