Ein junger Mensch hält ein Smartphone in Händen (Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)

Handy-Warnsystem "Cell Broadcast" ist bundesweit gestartet

  23.02.2023 | 14:23 Uhr

Es ist ein schriller Ton, der Leben retten könnte: Das Warnsystem "Cell Broadcast" steht nach Auskunft der Handynetzbetreiber jetzt bundesweit zur Verfügung. Das System ist eine Reaktion auf die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 2021. Alle Menschen werden mit der Technologie trotzdem nicht erreicht.

Das neue Warnsystem "Cell Broadcast" ist am Donnerstag bundesweit an den Start gegangen. Nun könnten alle Lagezentren der Bundesländer zusätzlich über dieses System eine Warnung verbreiten, teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn mit.

Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind – daher kommt der Name "Cell Broadcast". Ausgelöst werden die Warnmeldungen von den für Katastrophenfälle zuständigen Landesbehörden.

Da Handys und Smartphones sich automatisch in einer Funkzelle für den Netzempfang registrierten, könnten so alle Nutzerinnen und Nutzer mit einer Nachricht auf ihrem Gerät anonym erreicht werden. "Der hierfür erforderliche Datenverkehr wird auch durch ein erhöhtes Aufkommen an Mobilfunkgesprächen nicht beeinflusst", erklärte die Behörde. Dadurch funktioniere das System auch, wenn die Netze stark ausgelastet seien.

Flutkatastrophe war Anlass für die Einführung

Gewarnt wird zum Beispiel vor extremer Hitze, einem Großbrand oder vor Hochwasser. Anlass für die Einführung des Warnsystems in Deutschland war die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfallen und im Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. Damals hatten Warnungen durch die bisherigen Apps, Sirenen und Radiodurchsagen viele gefährdete Menschen nicht erreicht.

Bereits im Dezember hatte es einen bundesweiten Probealarm gegeben.

Technologie mit Einschränkungen

Bei Cell Broadcast muss keine zusätzliche App installiert werden, wie es bei den Warn-Apps "Nina" oder "Katwarn" der Fall ist. Alle Menschen werden mit der Technologie trotzdem nicht erreicht. Zum einen haben schätzungsweise vier Prozent der Bundesbürger kein Handy. Zum anderen sind nach Angaben von Vodafone etwa ein Viertel der Handys technisch nicht in der Lage dazu.

Bei dem Warnsystem schrillt auch dann ein Handy laut, wenn es auf stumm geschaltet ist. Ist es hingegen im Flugmodus – etwa wenn jemand schläft und nicht gestört werden will –, so bleibt es stumm und bekommt auch keine Nachricht, da es in dieser Zeit nicht im Netz ist. Dennoch bewertet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe das neue Warnsystem als einen "weiteren wichtigen Schritt zur Stärkung des Bevölkerungsschutzes".

In anderen EU-Staaten wird das System längst genutzt.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 23.02.2023 berichtet.


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