Ist die Mensa der Saar-Uni noch zu retten?
Vor 52 Jahren wurde die Mensa im Architektur-Stil des Brutalismus – roher Sichtbeton – gebaut. Das Gebäude steht seit 1997 unter Denkmalschutz, aber die dringend nötigen Sanierungsarbeiten lassen weiter auf sich warten.
Schon von Weitem ist das Gerüst an der Außenfassade am Haupteingang der Mensa zu erkennen. Das Studierendenwerk ließ es auf eigene Kosten aufbauen, um hungrige Studierende vor herabfallenden Beton-Bruchstücken zu schützen. Die Saarbrücker Mensa ist in die Jahre gekommen. Stolz und wuchtig thront sie wie eine Burg am Hang vor den beiden knallroten Scheer-Stahltürmen. Doch der Beton bröselt, und auch im Inneren gibt es dringenden Handlungsbedarf.
Versorgungsleitungen müssen erneuert werden
Wer in Saarbrücken studiert, speist in einem begehbaren Kunstwerk. Riesige Reliefs in leuchtendem Gelb, Orange und Blau hängen von der Decke. Sie stammen vom berühmten Bildhauer Otto Herbert Hajek. Entworfen wurde die denkmalgeschützte Mensa mit der kubusartigen Außenfassade von Architekt Walter Schrempf, 1970 war Eröffnung.
Doch heute droht dem Kunstwerk der Verfall. „Vor allem die Versorgungsleitungen – Wasser, Heizung, Strom – müssen dringend saniert werden“, sagt die Sozial- und Kulturanthropologin Mona Schrempf. Die 58-jährige Tochter des verstorbenen Architekten Walter Schrempf leitet im Auftrag der Saar-Uni die multimediale Ausstellung „Denk¬_mal anders – 50 Jahre BauKunst Mensa“.
Auch mittels einer Web-App möchte sie vor allem den jetzigen Studierenden das Mensa-Gebäude ihres Vaters erklären. Denn der Bau polarisiert: schön oder hässlich? Oder schön hässlich? Der Brutalismus ist ein Stil, der nichts beschönigt, die Baustoffe werden roh und unbearbeitet genutzt. Über die Ästhetik lässt sich streiten.
Hohe Energiekosten
Träger der Mensa ist das erst seit Kurzem öffentlich-rechtlich organisierte Studierendenwerk. „Die Energiekosten schlagen mit jährlich 500.000 Euro zu Buche““, sagt Heike Savelkouls-Diener von der Geschäftsführung, die aktuellen Preissteigerungen sind noch nicht inbegriffen. Die komplette Sanierung der Mensa würde mindestens 20 bis 30 Millionen Euro kosten – da seien das Land und der Bund gefordert.
Mensa ist Fairtrade-Vorreiter
1200 Plätze hat die Mensa, selbst die Stühle hat Architekt Walter Schrempf selbst entworfen. Etwa 3500 Essen gehen am Tag über den Tresen an der Essenausgabe. Die Studierenden haben eine große Auswahl von vegetarisch bis zum Komplettmenü. Umweltbewusst, häufig fair gehandelt und nachhaltig – dafür wurde die Mensa 2014 als erste Fair Trade University Deutschlands ausgezeichnet, 2020 hat sie den Ernährungspreis erhalten.
„Das Essen schmeckt immer superlecker, ich musste mich noch nie beschweren und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch“, schwärmt Martin Noll, Systems-Engineering-Student. Bei der Frage zum Ambiente wird er schmallippiger. „Es ist schon recht laut hier, und der Raum mit den bunten Deckenskulpturen wirkt zuweilen auch erdrückend“, meint er. Aber auf keinen Fall dürfe man die Mensa verfallen lassen. Schließlich sei das Gebäude Teil der Kulturgeschichte des Saarlandes.
Keine konkreten Sanierungspläne
Die Architektentochter hat schon ein paar Sanierungs-Vorschläge parat: „Die Energiekosten könnten mit Wärmepumptechnik, mehrfach verglasten Fenstern und einem wärmegedämmten und begrünten Dach gesenkt werden“, sagt Mona Schrempf.
Sanierungsanträge und mehrere Gutachten lägen der Bauverwaltung bereits vor, aber auch weil das Studierendenwerk bis vor Kurzem noch als Verein organisiert war, schob man die Entscheidung wohl auf die lange Bank. Allerdings fehlt es neben Geld auch an Planungspersonal, um die Maßnahmen umzusetzen.
Hinzu kommt, dass der Mensabetrieb während einer Rundum-Sanierung weitergehen muss – eine logistische Herausforderung. Der politische Wille, das Gebäude zu erhalten und zu sanieren ist prinzipiell da, aber es gibt noch keinen konkreten Plan – auch wegen der hohen Kosten. Und so bröckelt die Fassade der Mensa weiter vor sich hin.