Taxi-Gewerbe im Saarland am Limit
Der Taxi-Branche geht es schlecht. Hohe Spritpreise, Mindestlohn und Fachkräftemangel setzen dem Gewerbe stark zu. Höhere Preise sind derzeit das einzige Gegenmittel. Auch zu Beginn des kommenden Jahres könnten die Taxi-Tarife im Saarland erneut steigen.
Die guten Zeiten sind für Taxi-Unternehmen längst vorbei. Spätestens der 2016 eingesetzte Mindestlohn stellt die Branche vor große Herausforderungen. Hinzu kommen die schwächelnde Konjunktur, die hohen Spritpreise und der Fachkräftemangel, der auch vor dem Taxigewerbe nicht Halt macht.
Rahmenbedingungen, die Hartwig Schmidt Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Er ist Geschäftsführer des Landesverbandes Verkehrsgewerbe Saarland (LVS). „Es sieht wirtschaftlich schlecht aus. Das geht soweit, dass viele Taxiunternehmen ans Aufhören denken, viele alteingesessene Betriebe wollen verkaufen“, erzählt Schmidt. Und aufgrund der generell schwierigen Wirtschaftslage hätten die Bürger weniger Geld in der Tasche und nutzten daher auch weniger Taxis. „Die Stimmung ist also denkbar schlecht.“
Taxipreise könnten erneut steigen
Als Reaktion auf die widrigen Umstände bleibt der Branche meist nur die Anpassung der Taxipreise. Erst im Juni des vergangenen Jahres wurden die Tarife deutlich erhöht. „Das war problematisch aber notwendig wegen der Spritpreise und des Mindestlohns.“
Und die nächste Steigerung ist schon in Aussicht. Grund ist laut Schmidt die nächste Stufe des Mindestlohns, die im Januar in Kraft tritt. „Da müssen wir erneut die Preise anpassen und haben auch schon einen entsprechenden Antrag beim Ministerium gestellt. Wenn es nach uns geht, sollen schon ab 1. Januar neue Taxitarife im Saarland gelten“, sagt der LVS-Geschäftsführer. Derzeit liegt der Mindestlohn bei zwölf Euro brutto in der Stunde. Ab Januar steigt er dann auf 12,41 Euro.
Probleme im ländlichen Raum
Vor allem im ländlichen Raum lohne sich seit der Einführung des Mindestlohns 2016 das Taxi-Gewerbe kaum noch. Dort zögen sich immer mehr Unternehmen zurück. „Denn wenn ein Fahrer irgendwo auf dem Land stundenlang steht und keine Fahrt hat, verdient das Unternehmen nichts, der Fahrer wird aber dennoch bezahlt“, so Schmidt. Für die Fahrer ist das gut, für die Taxi-Unternehmen ist das aber kaum rentabel. Denn sie müssen auch zahlen, wenn sie nichts einnehmen.
Auch den Fachkräftemangel bekommen die Taxi-Unternehmen – wie andere Wirtschaftszweige auch – mehr und mehr zu spüren. Das Problem: „Die anderen Branchen, die ebenfalls händeringend nach Personal suchen, ziehen uns zusätzlich Fachkräfte ab. Denn in anderen Branchen wird mehr gezahlt. Das ist alles ein Teufelskreis nach unten“, sagt Schmidt.
Am 20. Oktober sollen nun die Verhandlungen mit den Krankenkassen starten. Denn ein Großteil der Fahrten von Taxiunternehmen sind laut Schmidt Krankentransporte – ein wichtiges Standbein also. Die Patienten überreichen die sogenannten Transportscheine den Fahrern. Die Taxi-Unternehmen rechnen dann mit den Kassen ab „Wir wollen, dass die Kassen mehr für die Krankentransporte bezahlen", so Schmidt.
Kooperationen geplant
Zudem versuche man derzeit in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur Kooperationen mit Fahrschulen zu knüpfen, um potenzielle Fachkräfte zu gewinnen. „Wir reden da zum Beispiel von Migrantinnen und Migranten. Doch das läuft derzeit noch zäh.“
Und es ist ein neues Modell geplant, das eine Co-Finanzierung des Taxigewerbes vorsieht, quasi als Teil des ÖPNV oder anders: ein ÖPNV-Taxi. „Dann können die Taxiunternehmen besser vergütet werden. Wir stehen da in Gesprächen mit einem Verkehrsunternehmen. Es geht da um Fahrten ‚on demand‘. Da steckt Zukunft drin“, erklärt Schmidt.
Uber noch wenig aktiv im Saarland
Mit Blick auf die Konkurrenz durch Dienstleistungsunternehmen wie Uber macht sich Schmidt für das Saarland noch nicht ganz so große Sorgen. „Ich glaube nicht, dass das im Saarland in großem Stil kommen wird. Dafür sind hier die Strukturen suboptimal: Zu wenige Ballungsgebiete, zu viel ländlicher Raum.“
Es gebe aber auch im Saarland schon Uber-Fahrer. Auch Taxi- und Mietwagen-Unternehmen seien schon für Uber tätig. „Wenn das auf Dauer erfolgreich ist, kann es schon sein, dass sich mehr Taxiunternehmen Uber anschießen. Uber ist ja keine Konkurrenz für die Taxinternehmen, sondern für die klassischen Taxizentralen, die die Vermittlung der Fahrten regeln.“