Kein Solarstrom in Blieskasteler Netzen?
In Blieskastel ist ein Streit um Photovoltaikanlagen ausgebrochen. Der von Hausbesitzern produzierte Strom darf zumindest in einigen Fällen nicht ins öffentliche Netz eingespeist werden – aus technischen Gründen, sagen die Stadtwerke. Das sorgt für Unmut.
Burkhard Spang plant für sein Hausdach in Blieskastel-Mimbach eine Photovoltaikanlage mit angeschlossenem Speicher und Wallbox fürs Elektroauto. Elektroinstallateur-Meister Udo Schmidt hat ihn beraten und wird die Anlage auch installieren. „Wir bauen seit 20 Jahren Photovoltaikanlagen, auch in Webenheim, in Blieskastel, im ganzen Saarland.“
Schmidt: Entwicklung war bekannt
Das Problem: Spang darf den überschüssigen Strom, den er nicht für sich selbst braucht, nicht ins Blieskasteler Stromnetz einspeisen – sagen die zuständigen Stadtwerke Bliestal. Aus technischen Gründen, wie es heißt. Offenbar ist das Netz nicht auf dem neuesten Stand.
Das ärgert nicht nur Spang, sondern auch Elektroinstallateur Schmidt. Es sei abzusehen gewesen, dass man die Netze stellenweise ertüchtigen muss, weil die Zahl der Photovoltaikanlagen bekanntermaßen immer weiter zunehme. „Nur wenn man das sukzessive, Schritt für Schritt über 20 Jahre gemacht hätte, dann wären die Investitionskosten pro Jahr überschaubar gewesen.“
400 Euro gehen pro Jahr verloren
Burkhard Spang könnte jährlich etwa 5500 Kilowattstunden an grünem Strom einspeisen – wenn er denn dürfte. So gehen ihm rund 400 Euro verloren. Dennoch kommt die Anlage in ein paar Wochen aufs Dach. Aus ökologischen Gründen.
„Da spielen natürlich auch jetzt noch umweltpolitische Gesichtspunkte eine Rolle“, sagt er. „Wir wollen natürlich, dass der Strom, der von unserem Dach kommt, auch von uns genutzt wird und dass für uns nicht irgendwelche Ressourcen verbraucht werden oder gar Atomstrom von sonstwoher eingeführt werden muss.“
Zu schwache Leitungen kein neues Problem
Auch Spangs Nachbar Bernd Angne darf seinen selbstproduzierten Strom nicht einspeisen. Trotzdem hat er bereits eine PV-Anlage installieren lassen. In ein paar Jahren, so hofft er, könnte das Netz vielleicht auf modernem Stand sein.
Auch er kritisiert die Stadtwerke. „Ich denke, da haben gewisse Leute auf jeden Fall gepennt. Denn der Kenntnisstand, dass die Energieleitungen zu schwach sind, das ist nicht neu. Das ist seit Längerem bekannt, und man hat sich offensichtlich überhaupt nicht darum gekümmert, dass irgendetwas passiert. Wir sind allerdings für uns selbst der Meinung, bei der momentanen Energielage in Deutschland, dass wir etwas tun müssen.“
Stadtwerke sprechen von mittelfristigen Investitionen
Deshalb habe er sich dafür entschieden, eine PV-Anlage mit Speicher zu bauen, so Angne. „Dadurch können wir uns zumindest im Sommer autark bewegen und brauchen keinen zusätzlichen Strom vom Energieversorger.“
Die Stadtwerke Bliestal bestätigen auf SR-Anfrage, dass das Netz eine Einspeisung derzeit nicht zulässt. Mittelfristig seien erhebliche Investitionen erforderlich. Dann könnten auch bestehende Anlagen ihren grünen Strom – voraussichtlich – einspeisen.
Über dieses Thema hat auch der „aktuelle bericht“ vom 18.09.2023 berichtet.
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