Warum die Luftqualität im Saarland gerade so schlecht ist
Wetterapps zeigen derzeit eine schlechte Luftqualität im Saarland an - insbesondere wegen der hohen Feinstaubbelastung. Auch wenn keine gesetzlichen Grenzwerte gerissen werden: Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation zur Luftqualität kann das Saarland bislang nicht einhalten.
Aktuell herrscht im Saarland eine erhöhte Feinstaubbelastung. Während in den Sommermonaten die gemessenen Werte meist im einstelligen Bereich bleiben, werden derzeit an den Messstellen im Saarland sowohl bei den größeren (PM 10) als auch bei den kleineren Partikeln (PM 2.5) regelmäßig Werte von mehr als 20 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) gemessen - teils sogar deutlich mehr.
Am 10. Februar wurde der gültige Grenzwert von 50 µg/m³ (PM 10) in Ottweiler sogar überschritten. Meist bleibt es im Saarland zwar bei einzelnen Überschreitungen - die maximal zulässige Zahl von 35 Grenzwertüberschreitungen pro Jahr wird nie erreicht.
Warum sich aktuell mehr Schadstoffe in der Luft anreichern
Dennoch beurteilt das Umweltbundesamt (UBA) die derzeitige Luftqualität als schlecht - nicht nur im Saarland, sondern in großen Teilen Zentraleuropas. Ursache sei grundsätzlich der Ausstoß von Feinstaub. "Im Winter ist dieser größer, weil mehr Energie benötigt wird, Kamine mit Holz geheizt werden, aber auch die Emissionen aus dem Straßenverkehr (aus dem Auspuff und vom Straßenabrieb) erhöht sind", schreibt das UBA hierzu auf seiner Internetseite.
Hinzu komme die winterliche Hochdruckwetterlage, in der der Luftaustausch auf wenige hundert Meter beschränkt sei. "Die Schadstoffe sind in solchen Situationen quasi in den unteren Luftschichten 'gefangen'", schreibt das UBA. Kurzfristige Maßnahmen zur Senkung der Feinstaubkonzentration seien allerdings wenig erfolgversprechend - eine schnelle Besserung werde nur durch eine Wetteränderung erreicht.
2024 erstmals alle EU-Grenzwerte eingehalten
Über die Jahre hinweg hat sich die Luftqualität allerdings deutlich gebessert. So wurden laut Umweltbundesamt im vergangenen Jahr erstmals in ganz Deutschland alle Grenzwerte der europäischen Luftqualitätsrichtlinie eingehalten. "Insbesondere mit der Abgasnachbehandlung, zum Beispiel durch Partikelfilter und schärferen Abgasnormen, konnte ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung der Emissionen aus dem Verkehrsbereich erzielt werden", sagte UBA-Präsident Dirk Messner.
Gleichzeitig verwies er darauf, dass die geltenden Grenzwerte bereits mehr als Jahre alt seien und nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung entsprechen würden. Das zeigt sich auch im Saarland.
Feinstaubbelastung gesunken - WHO-Richtwert trotzdem überschritten
Im Saarland ist die Luftverschmutzung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich gesunken, wie Daten des Immissionsschutzmessnetzes Saar (IMMESA) zeigen. Hier wird an neun festen Messstationen saarlandweit kontinuierlich die Luftqualität gemessen. Lagen in Völklingen etwa die Jahresmittelwerte beim Feinstaub (PM 10) in den 80er Jahren noch bei 65 µg/m³, waren es zuletzt 13.
Bei den kleineren Partikeln (PM 2.5) sank der Jahresmittelwert von 16 µg/m³ auf 9 µg/m³ in Saarbrücken. Der verbindliche EU-Grenzwert von 25 µg/m³ wird damit laut saarländischem Umweltministerium zwar eingehalten - nicht aber der Richtwert der Weltgesundheitsorganisation WHO, der seit 2021 bei 5 µg/m³ liegt. "Es ist hierbei allerdings zu beachten, dass die veröffentlichen Richtwerte der WHO zunächst eine Empfehlung darstellen und keinen rechtsverbindlichen Charakter haben", betont das Ministerium.
Generell hat sich die Luftqualität im Saarland in den vergangenen 40 Jahren deutlich verbessert - nicht nur beim Feinstaub, sondern auch bei Schwefeldioxid, Stickstoffmonoxid oder Kohlenmonoxid. Lediglich die Ozonkonzentration ist tendenziell angestiegen.
Wie bei schlechter Luft gewarnt wird
Ein spezielles Warnsystem bei schlechten Luftwerten gibt es im Saarland nicht - bei Grenzwertüberschreitungen wird lediglich der jeweilige Wert auf der Internetseite rot hinterlegt.
Warnungen versendet aber zum Beispiel die kostenlose und werbefreie App "Luftqualität" des Umweltbundesamtes. Hier gibt es die Werte von mehr als 400 Messstationen in Deutschland und zusätzliche Verhaltenstipps.
Bei der derzeitigen Luftqualität gerade im städtischen Raum können empfindliche Menschen laut UBA bereits gesundheitliche Auswirkungen spüren. Sie sollten körperliche Anstrengungen im Freien deshalb vermeiden.