Barke will auf Ford-Gelände kleinere Firmen ansiedeln
Eigentlich war es schon lange klar, nun ist es offiziell: Die Gespräche mit dem Investor für das Ford-Werk in Saarlouis sind gescheitert. Die Landesregierung will jetzt möglichst schnell Teile des Geländes übernehmen und sanieren, um dort über neue Ansiedlungen verhandeln zu können – ohne Ford.
Chery Automobile war nach SR-Informationen der Großinvestor, der Interesse am Saarlouiser Ford-Werk gehabt hätte. Der staatliche chinesische Autohersteller will in Deutschland Fuß fassen. In Saarlouis wird er das allerdings zumindest auf absehbare Zeit nicht tun.
Ärger über Ford
Denn was den meisten schon seit Langem klar war, hat Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) am Freitagmittag nun auch offiziell bestätigt: Die Gespräche sind gescheitert. „Am Ende müssen wir feststellen, dass es zumindest an dieser Stelle zu der Verständigung, die notwendig gewesen wäre, nicht gekommen ist. Für die realen Hintergründe dazu möge man dann bitte aber auch bei Ford hinterfragen.“
Bei der Pressekonferenz im Wirtschaftsministerium lässt Barke das letzte Jahr Revue passieren. Das Ministerium verhandelte demnach mit mehr als 50 Interessenten, habe ein großes Paket mit mehr als einer halben Milliarde Euro geschnürt, von denen man 380 Millionen am Kapitalmarkt aufnehmen wollte. Ford, wollte sich aber, so scheint es, auch keinen neuen Konkurrenten ins Haus holen.
Zwischen den Zeilen ist Verärgerung bei Barke über den US-Autohersteller herauszuhören. „Da will ich jetzt auch überhaupt kein Bashing betreiben“, sagt er. Man sei gemeinsam in die Gespräche gestartet, am Ende habe sich aber Ford für die jetzige Lösung entschieden.
Land will Teile des Geländes übernehmen
Die jetzige Lösung, das sind der gerade angenommene Sozialplan und eine teilweise Sanierung des Werksgeländes. Ford will in Saarlouis für Investoren schnell einen Teil des Geländes zur Verfügung stellen.
Damit soll der Weg für einen Technologiepark ermöglicht werden, sagte Ford-Deutschlandchef Martin Sander dem SR. Die Zustimmung der IG Metall-Mitglieder zum Sozialplan sieht er positiv. Neben der bereits beschlossenen Sicherung von 1000 Arbeitsplätzen werde man mit der Landesregierung an der Sicherung weiterer Beschäftigungsmöglichkeiten arbeiten.
Barke: Nachfrage sehr hoch
Ab kommendem Jahr sollen zehn Hektar des Geländes saniert werden, der sogenannte „Winterparkplatz“. Dort werden bislang die im Winter produzierten Pkw abgestellt. Barke will diese Flächen jetzt schnell erwerben. „Denn wir wollen raus aus der trilateralen Verhandlungsposition, wo Ford aus seiner Betroffenheit heraus mit beteiligt werden muss. Wir wollen jetzt über Flächen mit eigener Erschließung separat verhandeln und verfügen können.“
Ab 2026 sollen dann noch einmal 15 Hektar saniert und bebaut werden. Ziel ist es, kleinere Unternehmen mit je 100 bis 300 Mitarbeitern anzusiedeln. Die Nachfrage danach sei sehr hoch, so Barke. Wieviele Betriebe sich dann aber tatsächlich dort niederlassen werden, ist bislang völlig offen.
Speicher fordert Tempo und Qualität
Die CDU kritisierte erneut Wirtschaftsminister Barke. Nach fast zwei Jahren müsse die Landesregierung jetzt ihr unprofessionelles Handeln selbst eingestehen, sagte der Landtagsabgeordnete Marc Speicher. Er spricht von einem „massiven Vertrauensverlust in staatliches Handeln und die Arbeit der Landesregierung“. Es brauche jetzt Tempo und Qualität bei der Ansiedlung neuer Firmen. Dazu müsse, ähnlich wie beim Lisdorfer Berg, auch die Stadt Saarlouis hinzugezogen werden.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Mittag vom 23.02.2024 berichtet.