Saarbrücken legt Lärmaktionsplan vor
Eigentlich hätte Saarbrücken schon im Juni letzten Jahres einen Lärmaktionsplan haben müssen. Doch das Vorhaben zog sich hin – sogar so lang, dass die Deutsche Umwelthilfe mit einer Klage drohte. Doch jetzt hat die Stadt in einer Onlineveranstaltung über einen neuen Entwurf informiert.
Lärm – das ist viel mehr als nur laute Geräusche. Er kann auch krank machen. Um das Risiko zu senken, sollten Kommunen bis Juni 2024 einen Lärmaktionsplan erstellen – so auch Saarbrücken. Dort zog es sich aber wegen verwaltungsinterner Abstimmungen hin. Die Deutsche Umwelthilfe hatte im Dezember sogar gedroht, die Stadt und 20 weitere Kommunen zu verklagen. Doch inzwischen liegt ein Entwurf vor, und die Stadt hat ihn am Mittwoch in einer Onlineveranstaltung vorgestellt.
Problem Autoverkehr
Lärmquelle Nummer eins ist in Saarbrücken der Autoverkehr. Das zeigt auch die Lärmindexkarte der Landeshauptstadt, eine Karte, auf der alle Straßen eingezeichnet sind. Das Besondere: Anhand von Farben sieht man, wie stark die Lärmbelastung ist. Je dunkler die Farbe, desto lauter ist es.
Die Stadt hat Hotspots in den Blick genommen, an denen besonders viele Menschen betroffen sind – gemäß der Auswertung rund 12.700 Personen. Dazu gehören zum Beispiel die Breite Straße und die Brückenstraße in Malstatt, oder aber die Jakobstraße und die Hochstraße in Burbach. Neu dazugekommen sind die Von-der-Heydt-Straße, die Deutschherrenstraße, die Vorstadtstraße sowie die Viktoriastraße und die Trierer Straße.
Tempo 30 statt 50
Dort werden zusätzliche Lärmschutzbereiche geplant, so Bürgermeisterin Barbara Meyer (Grüne) vom Dezernat für Nachhaltigkeit. Statt normalem Asphalt will die Stadt Flüsterasphalt einsetzen, wenn die Fahrbahn erneuert wird.
Die schnellste Lärmreduktion soll aber die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer bringen. Auf lange Sicht soll aber nach Einschätzung Meyers auch der ÖPNV eine wichtigere Rolle spielen. „Als langfristige Maßnahme kommt es natürlich darauf an, grundsätzlich den umweltfreundlichen Verkehr in der Stadt zu stärken, um einfach die Lärmbelastung, die der Individualverkehr auch auslöst, zu reduzieren.“
SPD kritisiert Fokussierung auf die Innenstadt
Auch die größte Oppositionsfraktion im Stadtrat, die SPD, findet es gut, dass man im Zentrum von Saarbrücken versucht, den Verkehrslärm zu reduzieren. Doch für den verkehrspolitischen Sprecher Patrick Kratz reicht das nicht.
Man müsse auch die anderen Stadtteile mit ihren Lärmproblemen stärker in den Blick nehmen, etwa Fechingen und Gersweiler. „In Dudweiler haben wir ganz verschiedene Orte, wo ein massives Verkehrsaufkommen ist, wo auch gehandelt werden muss, denn Lärm ist gesundheitsschädlich. Und da kann man den Menschen vor Ort nicht erzählen, dass nur in der Innenstadt etwas gemacht wird.“
Bleibende Herausforderung
Doch auch wenn der Lärmaktionsplan steht und nochmals durch den Rat bestätigt wird, bleibt er erst einmal nur ein Plan. Die Stadt kann die Umsetzung nicht allein entscheiden. „Wir sind in diesem Fall im Endeffekt auch auf die Genehmigung der oberen Straßenverkehrsbehörde angewiesen, dass wir auch Geschwindigkeitsbegrenzungen hier vor Ort anordnen dürfen“, so Bürgermeisterin Meyer.
Lärmbekämpfung ist eine Aufgabe, die – das zeigt das Beispiel Saarbrücken – nicht im Schnellverfahren erledigt werden kann. Und auch wenn dieser Lärmaktionsplan steht und umgesetzt ist, kann man die Hände nicht in den Schoß legen. Schließlich muss laut EU-Vorgabe alles nach fünf Jahren überarbeitet werden.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Nachmittag vom 19.03.2025 berichtet.