Darum müssen Kinder im Saarland lange auf Mandel-OPs warten
Um vier Euro hat der Bewertungsausschuss die Vergütung für Mandel-OPs bei Kindern gesenkt. Doch dagegen machen die niedergelassenen HNO-Ärzte mobil, es kommt zu sehr langen Wartezeiten. Der Landesvorsitzende der HNO-Ärzte im Saarland kann den Unmut seiner Kollegen verstehen.
Es ist eigentlich nur ein kleiner Betrag: vier Euro. Um diesen Satz hat der Bewertungsausschuss für dieses Jahr die Vergütung von Mandel-Operationen bei Kindern gesenkt, von 111 auf 107 Euro. Doch das führt deutschlandweit zum „Vier-Euro-Streik“ niedergelassener Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, die deshalb keine Mandel-OPs bei Kindern mehr durchführen.
Monatelanges Warten auf einen Termin
Die Folge: Kinder müssen sehr lange warten, bis sie einen OP-Termin bekommen können – im Saarland derzeit sechs bis neun Monate ambulant, stationär über ein Jahr. Das bedeutet mindestens eine gesundheitliche Belastung.
Dr. Matthias Heinze, Landesvorsitzender der HNO-Ärzte im Saarland und selbst mit einer Praxis in Dillingen vertreten, kann den Unmut seiner Kollegen nachvollziehen. Die vier Euro seien letztendlich der Auslöser dafür gewesen, das System zu überdenken. Er selbst führt dringliche OPs durch.
Ambulante OPs chronisch unterfinanziert
Heinze verweist auf die seit Jahren bestehende chronische Unterfinanzierung bei ambulanten Operationen insbesondere bei Kindern im HNO-Bereich und die gleichzeitig enorm gestiegenen Kosten. Ein Arzt sei auch Unternehmer. Mit den aktuellen Gebühren seien kostendeckende Operationen nicht möglich. Hier müsse man mit den Krankenkassen ins Gespräch kommen.
Der Bewertungsausschuss setzt sich aus Vertretern des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (GKV), und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zusammen. Mit der neuen Gebührenordnung wollte der Ausschuss zum einen ambulante Operationen vorantreiben. Zum anderen sollten höherwertige, komplexere Eingriffe mehr Geld bekommen.
Kein ungefährlicher Vorgang
„Da aber nur eine gewisse Geldmenge im Topf zur Verfügung steht, hat man gleichzeitig andere Operationen, die man als leichtere Eingriffe sieht, abgesenkt“, erklärt Heinze. Dahinter stehe die Überlegung, dass jeder Arzt ein Potpourri an Operationen anbietet und am Ende von dieser Situation profitieren würde. Ärzte aber, die sich beispielsweise auf Kinder-Operationen spezialisiert haben, seien nicht berücksichtigt worden.
Vor 15 Jahren haben noch 15 niedergelassene HNO-Ärzte im Saarland Mandeln operiert, heute sind es nur noch fünf. Der Rückgang liegt nach Ansicht Heinzes sowohl in der niedrigen Honorierung als auch am recht großen Risiko, das die Operateure übernehmen. Eine Mandel-OP sei kein einfacher ungefährlicher Vorgang, sondern könne aufgrund der Gefahr von Nachblutungen teils lebensbedrohliche Folgen haben, wenn der Patient nicht engmaschig überwacht wird.
Über dieses Thema hat auch die SR 2 Bilanz am Abend vom 30.08.2023 berichtet.
Gesundheit im Saarland
31.08.2023, 16:44 Uhr
Hinweis der Redaktion: Die entsprechende Gebührenordnung wurde nicht vom Gemeinsamen Bundesausschuss verabschiedet, sondern vom Bewertungsausschuss. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.