St. Ingberter Dokumenten-Abholautomat bleibt einmalig im Saarland
Den bestellten Personalausweis einfach nach der Arbeit oder am Wochenende abholen – in St. Ingbert geht das seit Februar. Jetzt hat die Bundesregierung die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, dass das auch in anderen Kommunen möglich ist. Die haben jedoch im Saarland bislang kein Interesse.
Seit Mittwoch dürfen Kommunen Städte und Gemeinden Bürgerinnen und Bürgern ihre bestellten amtlichen Dokumente in speziellen Abholautomaten deponieren, wenn es gewünscht ist. Die entsprechenden gesetzlichen Regelungen sind am 1. November in Kraft getreten.
Stadt St. Ingbert sieht Projekt als Erfolg
Der Vorteil für die Bürger: Sie müssen sich nicht an die Öffnungszeiten des Rathauses oder Bürgeramtes halten, sondern können rund um die Uhr vorbei kommen und ihren Personalausweis, Reisepass oder Baugenehmigung abholen – auch abends, auch am Wochenende.
In St. Ingbert wurde ein solcher Abholautomat bereits im Februar als Test in Betrieb genommen. Die Stadt ist mit den Ergebnissen zufrieden. "Wir als Stadtverwaltung bewerten die innovative Inbetriebnahme als Erfolg", teilte Stadt-Pressesprecher Florian Jung auf SR-Anfrage mit.
PIN kommt per Post
Wie viele Bürger das Angebot genutzt haben, konnte die Stadt jedoch nicht sagen. Nach der Inbetriebnahme habe ein Software-Update installiert werden müssen, dazu kam ein Defekt, der sich bis in die Sommermonate hinzog. "Wir gehen davon aus, dass prozentual eine niedrige zweistellige Zahl das Angebot bisher genutzt hat."
Wer den Service nutzen möchte, kann das bei der Beantragung angeben. Sind die Dokumente dann fertig, werden sie im Automaten hinterlegt, und der Antragsteller erhält eine PIN-Nummer zugesandt, mit der er sie abholen kann.
Zu teuer – Städte winken ab
Allerdings dürfte der St. Ingberter Automat auf absehbare Zeit ein Unikat im Saarland bleiben. Zwar haben sich nach den Worten Jungs viele Kommunen in St. Ingbert informiert. Eine stichprobenartige SR-Nachfrage ergab aber, dass keine der angefragten Städte plant, einen solchen Automat aufzustellen.
Die Landeshauptstadt Saarbrücken etwa verweist auf die hohen Kosten für das Gerät und "erhöhte Sicherheitsstandards", die notwendig seien. Außerdem könnten Ausweise und Reisepässe bald direkt von der Bundesdruckerei per Post verschickt werden. "Vor diesem Hintergrund ist eine Beschaffung aus Sicht der Landeshauptstadt nicht zielführend."
Auch Merzig, Saarlouis und Neunkirchen haben nicht vor, Abholautomaten für Personalausweise und Reisepässe aufzustellen. Die Kreisstadt Neunkirchen teilte auf Nachfrage mit: "Die Investitionskosten für diese Ausgabeautomaten sind hoch und die Auslastung ist ungewiss." Bis der geplante Postversand von Dokumenten kommt, werden also in den meisten saarländischen Kommunen wohl auch weiter mindestens zwei Gänge zum Amt nötig sein.