Nur wenige Frauen treten bei den saarländischen Direktwahlen an
Bei den Direktwahlen am 9. Juni stehen im Saarland nur wenige Frauen auf dem Wahlzettel. Von insgesamt 72 Kandidaturen entfallen nur acht auf Frauen. Politikwissenschaftler van den Boom sagt: Stereotype und Sexismus seien auf kommunaler Ebene häufig ein Problem.
Am 9. Juni gibt es im Saarland nicht nur die Europawahl: in 19 Städten und Gemeinden im Saarland finden zudem Bürgermeister- beziehungsweise Oberbürgermeisterwahlen statt. In drei Landkreisen und dem Regionalverband gibt es Landrats- beziehungsweise Direktorenwahlen.
Insgesamt bewerben sich dafür 72 Kandidaten - darunter aber nur acht Frauen. Die Frauenquote liegt also nur knapp über elf Prozent.
Nur eine Frau bei der CDU, drei bei der SPD
Die zwei großen Volksparteien SPD und CDU stellen bei den Direktwahlen im Saarland insgesamt 39 Kandidaten auf. Darunter sind gerade einmal vier Frauen. Die SPD kommt auf drei Direktkandidatinnen, die CDU nur auf eine. Warum das so ist, dafür finden beide Parteien keine so richtigen Argumente.
CDU-Generalsekretär Frank Wagner beobachtet nach eigenen Angaben, dass die Zahl der Frauen auf den Listen von Orts- und Gemeinderäten sowie Kreistagen im Saarland allmählich steige. Allerdings entschieden sich nur wenige Frauen für eine Direktkandidatur.
"Ich glaube, dass die Frauen oft nicht den nächsten Schritt schon überspringen möchten", so Wagner. Frauen wollten zunächst erstmal Erfahrungen sammeln, zum Beispiel im Orts- oder Gemeinderat oder auf Kreistagsebene, bevor sie sich für eine Direktkandidatur entscheiden würden.
Der SPD-Generalsekretär Esra Limbacher sagt: "Ich glaube, für viele Frauen ist es momentan noch nicht attraktiv genug, auch wirklich in die Kommunalpolitik zu wechseln." Man versuche dennoch, dafür zu werben. "Es sollten alle gesellschaftlichen Schichten in den kommunalen Räten vertreten sein", so Limbacher.
Politikwissenschaftler: Stereotype und Sexismusprobleme
Politikwissenschaftler Dirk van den Boom wird da schon konkreter. Die Forschung habe gezeigt, dass es im Wesentlichen drei Gründe dafür gibt, warum Frauen sich seltener kommunalpolitisch engagieren. Einer sei die eher schwierige Vereinbarkeit von Familie und Politik. Ein weiterer, dass die Kompetenzen von Frauen häufig stereotypisiert würden, also dass man ihnen etwa eher Bereiche wie Soziales oder Bildung zuweise - statt vermeintlich härtere Themen wie Wirtschaft oder Infrastruktur.
Auch Sexismus spielt laut van den Boom eine Rolle. "Wir haben sehr viele Klagen, auch gerade von Kommunalpolitikerinnen." Vor allem "Alltagssexismus" trete "immer wieder auf". "So Verniedlichungen, mal sanft über den Rücken streichen bei einem Meeting. Das sind so Sachen, gegen die sie sich auch schlecht wehren können, weil Parteien eigentlich noch keine richtigen Strukturen haben, wo man sich über sowas beschweren kann und was dann auch zu Sanktionen führt", so Dirk van den Boom.
CDU und SPD wiegeln ab
Dem widersprechen CDU und SPD. Zwar gebe es keine offizielle Beschwerdestelle, aber durchaus Strukturen etwa innerhalb der innerparteilichen Frauenorganisationen, an die sich Betroffene wenden könnten.
Mit speziellen Schulungs- und Mentorenprogrammen wollen die beiden großen Volksparteien Frauen stärker unterstützen. Diese liefen bereits seit einigen Jahren. Zu deutlich mehr Direktkandidatinnen haben diese Programme aber bisher zumindest noch nicht geführt.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Mittag im Radio am 31.05.2024 berichtet.