Mehr Menschen im Saarland wegen Wohnkosten in Armut

Mehr Menschen im Saarland wegen Wohnkosten in Armut

  13.12.2024 | 06:58 Uhr

Wegen hoher Wohnkosten leben im Saarland und in Rheinland-Pfalz mehr Menschen in Armut als bisher angenommen. Eigentlich gelten im Saarland rund 14 Prozent als arm. Werden aber Wohnkosten wie Miete, Nebenkosten und Kreditzinsen berücksichtigt, liegen rund 22 Prozent unter der Armutsgrenze.

Nach Abzug von Miete, Nebenkosten, Kreditzinsen und anderem bleibt vielen Menschen nur noch ein verfügbares Einkommen im Armutsbereich. Zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands bei Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamts.

Wegen der hohen Miet- und Nebenkosten leben in Rheinland-Pfalz und im Saarland der Studie zufolge deshalb mehr Menschen in Armut als bisher angenommen.

21,7 Prozent leben in Armut

Im Saarland betrage die Armutsquote nach konventioneller Berechnung 14,3 Prozent, bei Berücksichtigung der Wohnkosten steige sie auf 21,7 Prozent. Das Saarland liege beim ersten Wert bundesweit auf Platz neun, beim zweiten auf Platz zehn.

In Rheinland-Pfalz liegt die Armutsquote nach konventioneller Berechnung bei 12,3 Prozent, mit den Wohnkosten bei 19,3 Prozent. Deutschlandweit betragen die beiden Quoten 14,4 und 21,2 Prozent. 

Wer gilt als arm?

Als arm gelten Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben. Doch an dieser Bemessung gibt es auch Kritik: Das Ausmaß von Armut werde übersehen. Bei der üblichen Armutsstatistik blieben Millionen Menschen unsichtbar, weil ihre Wohnkosten nicht berücksichtigt würden, kritisiert der Verband.

Michael Leinenbach von der Armutskonferenz zum Problem der Mieten
Audio [SR 3, Interview: Simin Sadeghi (c) SR, 13.12.2024, Länge: 03:34 Min.]
Michael Leinenbach von der Armutskonferenz zum Problem der Mieten

Mehr Menschen in Armut als angenommen

Tatsächlich lebten in Deutschland 5,4 Millionen mehr Menschen unter der Armutsgrenze als bislang angenommen. Um die Wohnkosten bereinigt, gelte mehr als ein Fünftel der Bevölkerung als arm. Der Schwellenwert liegt nach diesen Berechnungen für einen Ein-Personen-Haushalt bei 1016 Euro frei verfügbarem Einkommen im Monat.

In Bremen, Sachsen-Anhalt und Hamburg sei die sogenannte Wohnarmut am stärksten verbreitet, am wenigsten stark in Baden-Württemberg und Bayern. Der Unterschied zwischen der konventionellen und der um Wohnkosten bereinigten Armutsquote sei in Hamburg und Schleswig-Holstein besonders hoch.

Der Paritätische Gesamtverband ruft die künftige Bundesregierung auf, neue und dauerhaft sozial gebundene Wohnungen zu schaffen.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 13.12.2024 berichtet.


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