Der aktuelle Präsident des LSVS, Klaus Meiser (li.) mit seinem Vorgänger Gerd Meyer (Foto: Imago/Becker&Bredel)

Meiser präsentiert seine Version zur LSVS-Affäre

Uli Hauck   11.01.2018 | 15:32 Uhr

Das Finanzloch beim Landessportverband Saar (LSVS) hat am Donnerstag den Innen- und Sportausschuss des Landtags beschäftigt. Rund zwei Stunden lieferte LSVS- und Landtagspräsident Klaus Meiser Antworten, wie es zum Defizit kommen konnte. Unterdessen ist ein Millionendarlehen, das der LSVS eigentlich für eine Turnhalle aufgenommen hatte, weg.

Stefan Rabel, Leiter der Sportabteilung im Innenministerium und CDU-Regionalpolitiker in Völklingen, stellte klar, dass das Ministerium nur die Rechtsaufsicht – nicht die Fachaufsicht habe. In den vorgelegten und von den Wirtschaftsprüfern des LSVS testierten Bilanzen sei ihnen das seit rund neun Jahren aufgelaufene Defizit von jährlich rund 500.000 Euro nicht aufgefallen. Wofür das Geld verwendet worden war, prüfte das Ministerium nicht. Jetzt, so kündigte es das Innenministerium an, will man selbst noch einen Wirtschaftsprüfer beauftragen, um das Defizit aufzuklären.

Video [aktueller bericht, 11.01.2018, Länge: 3:29 Min.]
Meiser präsentiert seine Version zur LSVS-Affäre

Nach dieser heutigen Ankündigung sind jetzt also drei Wirtschaftsprüfungsunternehmen beim Ministerium und beim LSVS mit dem Fall betraut. Die Staatsanwaltschaft hat zudem einen Wirtschaftsforensiker für mindestens 100.000 Euro beauftragt, die Geldflüsse zu rekonstruieren. Diese Mehrkosten, zumindest bei Ministerium und bei den Strafverfolgern, muss der saarländische Steuerzahler übernehmen.

"Fest des Sports" fällt weg

Video [aktueller bericht, 11.01.2018, Länge: 2:56 Min.]
Interview zum LSVS mit SR-Reporter Christoph Grabenheinrich

Seinen Verband will LSVS-Präsident Klaus Meiser (CDU) ohne weiteres Steuergeld sanieren, auch wenn ein Fünf-Millionen-Loch in den Bilanzen klafft. Die Zuschüsse für die über 40 Fachverbände will er vorerst nicht kürzen und auch beim Personal, der LSVS hat fast 100 Mitarbeiter, soll es keine Einschnitte geben. Da Altersteilzeitregelungen auslaufen, stünde ab 2019 zusätzliches Geld zur Verfügung. Zudem werden Veranstaltungen wie das „Fest des Sports“ gestrichen, bei den Aufträgen für Firmen werde gespart.

Außerdem will der LSVS die Tilgung seiner aktuellen Verbindlichkeiten in Höhe von aktuell 18,4 Millionen Euro reduzieren. Dadurch werden 300.000 Euro im Jahr frei, um das Haushaltsloch zu schließen. Die Zinskosten könnten dadurch für den Verband steigen.

Neues Darlehen für die Turnhalle

Meiser behauptet, dass das Defizit ihm, seinem Vorgänger Gerd Meyer und dem Präsidium über all die Jahre nicht aufgefallen sei. Er verwies auf die uneingeschränkten Testate der Wirtschaftsprüfer und darauf, dass Hauptgeschäftsführer Paul Hans seine Geldverschiebereien verschleiert habe.

Dennoch ist es erstaunlich, dass der größte saarländische Verband mit rund 400.000 Mitgliedern offenbar alle Finanztransaktionen nur über ein Konto abgewickelt hat. Zumal der suspendierte Hauptgeschäftsführer Hans vier Mitarbeiter in der Buchhaltung des LSVS hatte. Weder Meiser noch sein Präsidium schauten aber offenbar genauer hin: So fiel nicht auf, dass ein Darlehen über 3,1 Millionen Euro, das eigentlich für die Renovierung der Turnhalle vorgesehen war, zum Stopfen von Haushaltslöchern genutzt wurde. Um den Turnern adäquate Trainingsbedingungen zu garantieren, muss der Landessportverband jetzt ein weiteres Darlehen in gleicher Höhe aufnehmen.

Auch eine Rücklage von zwei Millionen Euro – aus dem Verkauf von Gebäuden an die private Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement – wurde für laufende Rechnungen benutzt und ist ausgegeben. Damit solches Missmanagement nicht mehr vorkommt, gilt jetzt auch beim LSVS das Vier-Augen-Prinzip. Künftig gibt es zwei Geschäftsführer.

Über dieses Thema wurde auch in den Hörfunknachrichten vom 11.01.2018 berichtet.

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