Islamunterricht an Saar-Schulen wird fortgesetzt
Das Saarland hat das Modellprojekt Islamischer Religionsunterricht an Grundschulen um weitere vier Jahre verlängert. Auch der türkisch-islamische Verband Ditib bleibt daran beteiligt – obwohl der immer wieder in der Kritik steht.
Was für christliche Kinder selbstverständlich ist, soll auch für junge Muslime möglich sein: Ihren Glauben im Schulunterricht unter staatlicher Aufsicht kennenlernen und reflektieren.
So begründet das saarländische Bildungsministerium das Modellprojekt Islamischer Religionsunterricht, das zum Schuljahr 2015/16 eingeführt wurde. Weil die Akzeptanz in den teilnehmenden Schulen hoch sei, wurde das Projekt im Sommer um weitere vier Jahre verlängert, teilte das Ministerium auf Anfrage mit.
331 Kinder, vier Schulen, fünf Lehrer
Im vergangenen Schuljahr haben laut Ministerium insgesamt 331 Kinder an vier saarländischen Schulen am islamischen Religionsunterricht teilgenommen. Zugelassen zum Unterricht sind fünf Lehrkräfte islamischen Glaubens, von denen vier im saarländischen Schuldienst beschäftigt seien und eine entsprechende Qualifizierungsmaßnahme absolviert haben.
Ein Vorschlagrecht für die Lehrkräfte haben neben dem Ministerium auch die sechs Verbände, mit denen das Land im Rahmen des Projekts zusammenarbeitet, unter ihnen auch der islamisch-türkische Verband Ditib. Diese Verbände überprüfen zudem die theologische Eignung der Kandidaten und stellen die Lehrerlaubnis aus. Die letztgültige Entscheidung liege jedoch beim Ministerium, betont dieses.
Kooperation mit Ditib erneut in der Kritik
Dass staatliche Stellen in Deutschland mit Ditib kooperieren, hat bereits in der Vergangenheit Kritik hervorgerufen. Dem größten Islamverband in Deutschland wird eine zu große Nähe zur türkischen Religionsbehörde Diyanet vorgeworfen. Nach der Terror-Attacke der Hamas auf Israel und den Reaktionen darauf ist die Diskussion erneut aufgebrandet.
So warf die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Lamya Kaddor, dem Islamverband vor, sich zum wiederholten Mal nicht klar und eindeutig positioniert zu haben. Darum könne es kein "Weiter so" in der Zusammenarbeit mit Ditib geben. Und die religionspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Sandra Bubendorfer-Licht, forderte die Länder auf, ihre Vereinbarungen mit Ditib zu überprüfen: „Wer Terror nicht klar benennt, kann kein Ansprechpartner in der deutschen Bildungspolitik sein.“
Hessen will Gutachten als Bewertungsgrundlage
In Hessen will das Kultusministerium nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau durch ein Gutachten eine neue Bewertungsgrundlage für die Zusammenarbeit mit Ditib beim bekenntnisorientierten Islamunterricht an seinen Schulen erstellen lassen.
Das Land hatte die Zusammenarbeit 2020 wegen Zweifeln an Ditibs Unabhängigkeit vom türkischen Staat aufgekündigt. Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Kassel musste es sie 2022 allerdings wieder aufnehmen.
Saarland sieht keine Gefahr von Einflussnahme
Im Saarland sieht man indes keine Gefahr, dass sich die Zusammenarbeit mit Ditib negativ auf die Inhalte des islamischen Religionsunterrichts auswirken könnte: „Eine ausgesprochene Werbung für Ditib oder eine sonstige Einflussnahme ist durch die gegenseitige Kontrolle der Kooperationspartner und durch die Schulaufsicht prinzipiell ausgeschlossen“, schreibt das Bildungsministerium.
Ob und wie der Krieg in Israel und Gaza im Unterricht aufbereitet wird, dazu mache das Ministerium den Schulen und Lehrern keine Vorgaben. Dies entspreche einem weitverbreiteten Konsens, der darauf abzielt, dass Schüler nicht „im Sinne erwünschter Meinungen überrumpelt und damit an der "Gewinnung eines selbständigen Urteils" gehindert“ würden.
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 16.11.2023 berichtet.