Kritik an Logistik-Ansiedlung in Homburg
Die Pläne des Logistikunternehmens Fiege, sich im Homburger Gewerbegebiet Am Zunderbaum anzusiedeln, stoßen bei Umweltschützern auf Widerstand. Sie kritisieren die nach ihrer Ansicht zu große Flächenversiegelung und befürchten eine höhere Verkehrsbelastung. Das stehe in keinem Verhältnis zu den entstehenden Arbeitsplätzen.
Wenn irgendwo Bäume für Wohn- oder Gewerbegebiete gerodet werden sollen, gibt es oft Widerstand von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden. Auch in Homburg gibt es deswegen aktuell Ärger. Dort wird gerade das Gewerbegebiet Am Zunderbaum erweitert.
Unmut über Rodung?
Dort will sich das Logistikunternehmen Fiege ansiedeln. Dafür soll eine Waldfläche von knapp 24 Fußballfeldern gerodet werden. Die ersten Bäume sind schon gefällt – zum Unmut des NABU und der Grünen im Stadtrat. Sie sehen keinen Nutzen für die Stadt und befürchten, dass die Rodung am Ende umsonst gewesen sein könnte.
„Das ist das letzte Waldstück vom einst recht großen Waldgebiet am Zunderbaum. Das ist jetzt weg, bis auf einen kleinen Rest“, sagt Winfried Anslinger, Grünen-Vorsitzender in Homburg, Stadtradtsmitglied und örtlicher NABU-Vorsitzender.
Anslinger: Ansiedlung wahrscheinlich nicht möglich
Seiner Meinung nach sind die Bäume hier umsonst gefällt worden. „Hier an dieser Stelle wird ein Wald gerodet, der überhaupt nicht benötigt wird, weil die angedachte industrielle Nutzung für einen großen Logistiker an dieser Stelle wahrscheinlich gar nicht möglich sein wird.“
Eine Aussage, die Fragen aufwirft, denn eigentlich ist alles unter Dach und Fach. Das Land, dem das Grundstück gehörte, hat es an das Logistikunternehmen Fiege verkauft. Der Stadtrat hat zugestimmt – unter der Bedingung, dass eine sichere Verkehrsregelung geschaffen wird.
Verkehrsanbindung noch offen
Das werde aber kaum möglich sein, glaubt Anslinger. Er verweist auf die stark befahrene B423, die direkt neben dem Gewerbegebiet verläuft. Wenn neben den drei bestehenden Logistikunternehmen noch ein viertes dazu komme, wäre sie völlig überlastet – glaubt Anslinger.
Tatsächlich ist die Frage, wie Fiege an den Straßenverkehr angeschlossen werden soll, eine heikle. Das weiß auch Bürgermeister Michael Forster (CDU). Er sieht die Situation im Bereich Zunderbaum und an der Kreuzung Bexbacher Straße/Berliner Straße kritisch. Es dürfe nicht sein, dass Homburg am Ende unter noch mehr Verkehr leide.
Gutachten in Arbeit
Deshalb müssten die Verkehrsplaner eine Lösung erarbeiten, so Forster. Die zu finden, könne aber noch ein steiniger Weg werden. Seine Wunschlösung wäre eine neue Verkehrsführung über Kirkel, „weil ein Großteil des Verkehrs am Zunderbaum auch auf dieser Gemarkung liegt und es deshalb folgerichtig wäre, dass auch ein Teil des Verkehrs über die Kirkeler Gemarkung abgewickelt wird“. Die Gemeinde Kirkel lehnt das jedoch ab.
Laut einer Sprecherin des Logistikunternehmens Fiege wird gerade ein Verkehrsgutachten erarbeitet, um eine Lösung für den Knotenpunkt zu finden – gemeinsam mit der Stadt Homburg und dem Landesbetrieb für Straßenbau. Winfried Anslinger ist skeptisch. „Ich befürchte, es wird wohl ein Gefälligkeitsgutachten vorgelegt werden, das mit Zahlen operiert, die nicht realistisch sind. Ich werde auf jeden Fall dagegen stimmen, weil ich die Rahmenbedingungen und die realistischen Verkehrszahlen auf der B423 an dieser Stelle kenne und sage: Wir wollen keine Rückstaus auf die Autobahn.“
Kritik wegen „prekärer Jobs“
Die Grünen und der NABU kritisieren neben dem Verkehrsproblem auch die Ausgleichsmaßnahmen für die Rodung. Sie werfen der Stadt vor, diese seien nur halbherzig erfolgt. Die Stadt weist die Kritik zurück. Man habe sich an die Vorgaben gehalten.
Überdies stehen für die Kritiker die Vor- und Nachteile dieser Ansiedlung in keinem Verhältnis. Auch das Argument Arbeitsplätze ziehe nicht, so Anslinger. „Wir haben eine Reihe von prekären Jobs hier, zum Be- und Entladen der Laster, und eine ganz geringe Anzahl einer Handvoll höher qualifizierter Arbeitsplätze. Wenn man mal berechnet, was für eine riesige Fläche da geopfert wird und wie wenig dafür letztlich erreicht wird für die Arbeitsplatzsituation, dann kann man sagen: Dann ist diese Fläche verschwendet.“
Fiege hält an Plänen fest
Das Unternehmen Fiege betont auf SR-Anfrage, dass die Ansiedlung weiterhin geplant ist. Es gebe keinen Anlass für gegenteilige Spekulationen.
Die restlichen Bäume sollen bis Ende Februar gefällt sein. Im Frühling will Fiege mitteilen, wie es weitergeht.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Nachmittag vom 09.02.2022 berichtet.