Henn für rasche Regulierung von KI-Systemen
In der Diskussion um die Gefahren künstlicher Intelligenz hat sich auch der Saarbrücker Humangenetiker Henn für eine rasche Regulierung ausgesprochen. KI-Systeme müssten stets unter menschlicher Kontrolle stehen. Die größte akute Gefahr sieht Henn derzeit in gefälschten Politik-Videos.
Die Politik muss nach Ansicht des Saarbrücker Humangenetikers Wolfram Henn weltweit dafür sorgen, dass künstliche Intelligenz (KI) unter menschlicher Kontrolle bleibt. Das habe auch der deutsche Ethikrat, zu dem Henn gehört, in seiner jüngsten Stellungnahme deutlich gemacht.
Gefahr durch politische Manipulation
Führende KI-Experten hatten vergangene Woche eine eindringliche Warnung an die Politik unterzeichnet, man müsse einer Vernichtung der Menschheit vorbeugen. Auch der Saarbrücker Professor Joachim Weickert gehört zu den Unterzeichnern. Der wissenschaftliche Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), Philipp Slusallek, hingegen hatte den Aufruf als Ablenkungsmanöver von KI-Größen kritisiert.
Für Ethikratsmitglied Wolfram Henn liegt die größte Gefahr bei KI im Moment in der politischen Manipulation. Die Möglichkeit, sogenannte Deepfake-Videos von Reden zu produzieren, die nicht von echten Aufnahmen zu unterscheiden sind, sei eines der dringlichsten Probleme.
Henn: Es geht nicht um Verteufeln
Aber auch neue Formen der Cyberkriminalität müssten angegangen werden, so Henn weiter. Da gebe es unmittelbaren Regelungsbedarf. KI-Systeme könnten langfristig außer Kontrolle geraten.
Mit der technischen Entwicklung könnte es zu dem Moment kommen, in dem sie schlauer sind als Menschen, schätzt der Humangenetiker. Und ob sie dann so gnädig mit uns seien, den Menschen die Herrschaft zu lassen, müsse bezweifelt werden. Deshalb müsse man politisch erst die Regeln schaffen, bevor man die Maschinen sozusagen in die freie Wildbahn entlasse.
Es gehe nicht um ein Verteufeln, so Henn, sondern um ein Einbetten in Regelwerke. In einer globalisierten Welt müsse das weltweit passieren, auch wenn die Sorge bleibe, dass nicht wohlgesonnene staatliche Akteure sich nicht daran halten.
Über dieses Thema berichtete auch die SR 2 Bilanz am Mittag vom 02.06.2023.