Warum der Glasfaserausbau im Saarland so langsam voran kommt

Warum der Glasfaserausbau im Saarland so langsam voran kommt

Peter Sauer   01.08.2024 | 16:00 Uhr

Im Saarland läuft es beim Glasfaserausbau nicht rund. Auch in Merzig sorgen Bauschäden für Verzögerungen. Es sind nur vereinzelt Haushalte angeschlossen. Das Wirtschaftsministerium verspricht, dass es bis zum Ende des Jahrzehnts flächendeckendes Highspeed-Internet im Saarland geben wird.

Der Glasfaserausbau im Saarland kommt weiterhin nur schleppend voran. Nach einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox sind hierzulande nur zwölf Prozent der Haushalte bereits an das Glasfasernetz angeschlossen. Damit liegt das Saarland im Bundesvergleich auf dem letzten Platz. Zudem kam es in einigen Kommunen immer wieder zu Schäden durch Glasfaserarbeiten, etwa in Namborn. Auch in Merzig scheint beim Glasfaserausbau nicht alles rund zu laufen.

Bauschäden in Merzig beim Glasfaserausbau

"Ich finde es zunächst positiv, dass in Merzig flächendeckend Glasfaser ausgebaut wird. Allerdings laufen die Bauarbeiten nicht so, wie wir uns das vorstellen", sagt Merziger Oberbürgermeister Marcus Hoffeld (CDU).

Dazu habe es bereits negative Rückmeldungen aus der Bevölkerung gegeben. In der Kreisstadt müsse wegen Baumängel nachgebessert werden. Das führe zu Verzögerungen.

Langsamer Ausbau wegen Vereinbarung zwischen Land und Kommunen?

Bauschäden sind aber nicht der Hauptgrund für den schleppenden Glasfaserausbau im Saarland. Laut Jochen Krämer, Referatsleiter beim saarländischen Wirtschaftsministerium, liegt das an einer Grundsatzentscheidung, die das Land und die Kommunen im Jahr 2015 getroffen haben. "Damals wurde entschieden, dass wir im Saarland zunächst eine flächendeckend gute, solide Grundversorgung mit Datenraten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde aufbauen", so Krämer.

Aus diesem Grund seien die Glasfaserkabel nicht direkt ins Haus gelegt worden. Das hätte landesweit sehr lange dauert. Daher wurde zunächst nur bis in die Ortsmitte ausgebaut. Diese Strategie habe sich aus Sicht des Wirtschaftsministeriums besonders während Corona-Pandemie bezahlt gemacht. "Zu Hochphasen der Pandemie konnten im Saarland etwa 98 Prozent der Haushalte auf Brandbreiten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde zugreifen", sagt Krämer vom Wirtschaftsministerium.

Einige Kunden warten weiterhin auf Highspeed-Internet

Derzeit sind aber einige Hausbesitzer irritiert. Teilweise haben sie schon vor Monaten Verträge mit den Glasfaseranbietern abgeschlossen. Die Glasfaserkabel liegen schon bis ans Haus. Das Highspeed-Internet wird aber seit Monaten nicht freigeschaltet.

Das liege häufig daran, dass Orte nur allmählich freigeschaltet werden können. "Manchmal muss der eine Ortsteil fertig sein, damit ein anderer Ortsteil ans Netz gehen kann", so Krämer. In der Realität sei es aber oft so, dass die Baustellen vor Ort unterschiedlich vorangehen.

Zahlreiche Glasfaseranschlüsse im Saarland demnächst geplant

In den kommenden Monaten sollen mehrere Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Im Wirtschaftsministerium sei man optimistisch, dass das Saarland den letzten Platz in der Statistik los wird.

Das Glasfasernetz solle bis zum Ende des Jahrzehnts flächendeckend im Saarland vorhanden sein.

Über dieses Thema hat auch die SR3 Region am Nachmittag am 01.08.2024 berichtet.


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