Braucht man 1- und 2-Cent-Münzen noch?
Sie machen den Geldbeutel zwar voll, sind aber häufig nutzlos und obendrein noch teuer in der Herstellung: 1- und 2-Cent-Münzen. In einigen Länder ist das Klimpergeld schon länger nicht mehr in Umlauf. Wie sind die Pläne in Deutschland? Und welche Vor- oder Nachteile würde eine Abschaffung mit sich bringen?
Es kommt immer wieder vor: Das Portemonnaie ist zum Bersten mit Kleingeld voll. Und will man an der Supermarktkasse passend zahlen, fängt das große Fummeln und Kramen an.
Einige Menschen empfinden 1- und 2-Cent-Münzen inzwischen irgendwie als lästig. Außerdem sind Herstellung und Transport teuer. Die Produktion einer 1-Cent-Münze kostet beispielsweise deutlich mehr als sie wert ist – nämlich 1,65 Cent.
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit der 1- und 2-Cent-Münzen ist nicht neu, es gibt sie schon seit der Einführung des Euro 2002. Im Jahr 2020 hatte die EU-Kommission schließlich Pläne, wie sie das kleine Kupfergeld EU-weit nach und nach aus dem Geldbeutel verbannen könnte – und zwar mit dem "Vorschlag für einheitliche Rundungsregeln".
Niederlande, Belgien, Italien und Finnland runden schon
Das Vorbild: Länder wie die Niederlande, Belgien, Italien oder Finnland, die das bereits seit Längerem praktizieren. Dort gibt es im Handel keine krummen Beträge mehr wie zum Beispiel 0,94 Euro oder 2,92 Euro. Stattdessen wird gerundet auf 95 Cent oder 2,90 Euro.
Allerdings verlief das Papier der EU-Kommission offenbar im Sande, denn konkreter wurde das Vorhaben nicht. Ist die Idee einer Rundungsregel innerhalb der EU also vom Tisch?
Nicht ganz: Denn eine Nachfrage bei der EU-Kommission zeigt: Man hat das Thema zwar noch auf dem Schirm. Allerdings scheint es zuletzt – durch die zurückliegenden Europawahlen und den Kommissionswechsel – ein wenig auf der Prioritätenliste nach unten gerutscht zu sein.
EU-Abgeordnete Ripa skeptisch
Ohnehin sind nicht alle in der EU-Kommission davon überzeugt, das Klimpergeld zu verbannen. Dazu gehört die saarländische EU-Abgeordnete Manuela Ripa (ÖDP): „Wer den Cent nicht ehrt, ist des Euros nicht wert. Bargeld spielt eine Schlüsselrolle in unserem Wirtschaftssystem und verschafft den Bürgern ein Stück Freiheit und Selbstbestimmung. Das möchte ich gerne bis zum letzten Cent verteidigen“, sagte sie dem SR.
Preiserhöhungen durch Aufrundung hätte zudem einen negativen Effekt: „Auf den ersten Blick geht es nur um ein paar Cent – aber es läppert sich, nach einigen Wochen sind daraus schon ein paar Euro geworden“, so Ripa.
Sparkassenverband glaubt nicht an Abschaffung
Auch der Sparkassenverband im Saarland glaubt, dass eine Rundungsregel zu leichten Preissteigerungen insbesondere im Handel führen könnte.
„Beträge wie X,99 Euro würden beim Bezahlen eher aufgerundet. Dieser Effekt wäre pro einzelner Zahlung gering, könnte jedoch in der Summe leicht spürbar werden“, sagte Verbandspräsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider auf SR-Anfrage.
Gleichzeitig geht sie davon aus, dass die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen Kosteneinsparungen mit sich bringen könnte. „Die Herstellungskosten, insbesondere für die 1-Cent-Münze, übersteigen oft ihren Nennwert und die Gesamtkosten für Produktion, Transport, Logistik und Lagerung sind erheblich.“
Perspektivisch geht Hoffmann-Bethscheider aber davon aus, „dass Münzgeld, einschließlich der 1- und 2-Cent-Münzen, auch weiterhin ein Teil des Bargeldsystems bleibt“.
Auch Handelsverband Saar ist skeptisch
Skepsis gibt es auch beim Handelsverband Saar. Durch die Rundungsregel müsste der Handel dann auf Preise, die auf 99 oder 98 Cent enden, verzichten, um weiterhin Preisklarheit zu gewährleisten. Das wiederum nähme den Unternehmen in den Zwischenpreislagen wichtige Preisdifferenzierungsmöglichkeiten, sagte Hauptgeschäftsführer Fabian Schulz.
Außerdem würden dann zwar tendenziell weniger Münzrollen mit Wechselgeld benötigt, allerdings würde der Entfall der kleinsten Cent-Münzen durch einen Mehrbedarf der anderen Münzen, insbesondere der 5-Cent Münze, teilweise wieder aufgehoben.
Bundesbank sieht Vorteile
Ein wenig anders sieht das die Deutsche Bundesbank. Dort steht man einer Rundungsregel und damit einer quasi langfristigen Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen eher positiv gegenüber.
So glaubt sie etwa nicht, dass durch das Auf- und Abrunden im Handel alles teurer werde. Vielmehr würden „sich bei Barzahlungen durch Auf- und Abrunden langfristig Gewinne und Verluste ausgleichen“, sagt eine Sprecherin dem SR.
Zudem könnten bei der Produktion, der Verpackung und dem Transport von Münzen Ressourcen und Kosten eingespart werden. Weitere Vorteile: Der Handel müsste sich keine Kleinmünzen mehr beschaffen, um diese als Wechselgeld herauszugeben. Und: „In den Portemonnaies der Verbraucherinnen und Verbraucher würde weniger Platz durch kleine Münzen eingenommen werden.“
Mit Blick auf der Umfrage der EU-Kommission weist die Bundesbank daraufhin, dass „eine Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland die Abschaffung der Kleinmünzen in Verbindung mit der Einführung einer Rundungsregel befürwortet.“
Abschaffung fraglich
Wann und ob das Klimpergeld tatsächlich europaweit aus den Portemonnaies der Menschen in Deutschland verschwinden wird, ist ohnehin fraglich. Denn laut der Deutschen Bundesbank ist „die Abschaffung von Kleinmünzen nach Kenntnis der Bundesbank gegenwärtig kein Bestandteil einer politischen Agenda“.
Ein Thema in der Sendung "Guten Morgen" am 18.01.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.