Unterschiedlich gekleidete Schulkinder sind auf dem Weg in die Schule. (Foto: IMAGO / Michael Gstettenbauer)

Saar-Bildungsministerium gegen verbindliche Kleidungsregeln an Schulen

  07.09.2023 | 17:16 Uhr

Der Bundeselternrat hat am Donnerstag die Diskussion um Bekleidungsregeln für die Schule aufgebracht. Damit soll vermieden werden, dass die Schüler "lottrige oder zu freizügige Kleidung" im Unterricht tragen. Das saarländische Bildungsministerium hält eine verbindliche Kleiderordnung nicht für sinnvoll.

In Frankreich wird derzeit über passende Kleidung im Unterricht diskutiert. Unter anderem dürfen Schülerinnen inzwischen keine Abaya mehr anziehen, ein langes Gewand, das über der eigentlichen Kleidung getragen wird. Als mögliche Lösung wurde unter anderem die Einführung einer Einheitskleidung vorgeschlagen.

Debatte um Kleidungsordnung auch in Deutschland

Die Situation in Frankreich hat nun auch eine Debatte in Deutschland angestoßen. So hat sich der Bundeselternrat am Donnerstag dafür ausgesprochen, eine Kleiderordnung an deutschen Schulen einzuführen. Dabei geht es dem Elternrat vor allem um "unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige Kleidung", sagte die Vorsitzende Christiane Gotte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Wenn es eine einheitliche Regelung gebe, habe man auch die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler nach Hause zu schicken und zu verlangen, dass sie sich ordentlich anziehen.

Der Deutsche Lehrerverband lehnt den Vorstoß ab. In Deutschland sei man aufgrund der Geschichte anders auf Freiheit ausgerichtet, auf Selbstbestimmung und Mündigkeit. Es sei kaum möglich, eine Formulierung zu finden, die festlege, wie lang ein T-Shirt sein darf.

Keine verbindlichen Regeln im Saarland geplant

Auch das saarländische Bildungsministerium sieht verbindliche Kleiderordnungen kritisch. Die Wahl der persönlichen Kleidung sei grundsätzlich Ausdruck des Grundrechts auf freie Entfaltung der Persönlichkeit.

Es sei nicht beabsichtigt an saarländischen Schulen eine Kleiderordnung einzuführen. Wenn an den Schulen Probleme in Bezug auf die Kleidung auftreten sollten, müsse das im Einzelfall von pädagogischen Teams oder der örtlichen Schulgemeinschaft geregelt werden. Zudem schließe das nicht aus, "dass innerhalb der örtlichen Schulgemeinschaft auf freiwilliger Basis das Tragen einheitlicher Kleidung mit allen Beteiligten vereinbart werden kann."

Landesschülervertreter kritisiert Formulierung

Der Landesschülersprecher des Saarlandes, Hassan Aljomaa, kritisiert die Formulierung des Bundeselternrates hinsichtlich der "lottrigen Kleidung" und hält sie für nicht richtig. "Wir sehen, dass viele Schülerinnen und Schüler in unserem Umfeld sehr großen Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legen." Das zu pauschalisieren, sei nicht richtig.

Landesschülersprecher Hassan Aljomaa: "Viele Schüler legen großen Wert auf ihr Erscheinungsbild"
Audio [SR 1, (c) SR, 07.09.2023, Länge: 02:48 Min.]
Landesschülersprecher Hassan Aljomaa: "Viele Schüler legen großen Wert auf ihr Erscheinungsbild"

In Anbetracht der sozialen Hintergründe einiger Schülerinnen und Schüler, könne man außerdem nicht von jedem erwarten, immer in einem top-gekleideten Zustand in der Schule zu sein.

Über dieses Thema hat auch die Sendung "UNSERDING Mittag" am 07.09.2023 berichtet.


Mehr zum Thema Schule im Saarland

Stadt Neunkirchen schafft Übergangslösung
Container-Schule am Eisweiher-Platz erst im Herbst bezugsfertig
In Neunkirchen sollten zum Schulanfang drei erste Klassen in eine Container-Schule am Eisweiher-Platz unterrichtet werden. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten fehlen aber die Container. Die Schüler kommen deshalb vorerst an der Bachschule unter - auch dort gibt es zum Teil Container.

Neues Schuljahr startet mit Neuerungen
Schuljahr im Saarland mit Neuerungen gestartet
Nach sechs Wochen Sommerferien ist am Montag für rund 123.000 Schülerinnen und Schüler im Saarland wieder die Schule gestartet. Seit diesem Schuljahr werden auch an Grundschulen Tablets eingesetzt. Außerdem beginnt der Informatikunterricht ab der siebten Klasse.

Schulbeginn im Saarland
Alternativen zum Elterntaxi: So kommen Kinder morgens sicher zur Schule
Am Montag geht im Saarland die Schule wieder los. Um Verkehrschaos zu vermeiden, raten Verbände dazu, dass Eltern aufs Elterntaxi verzichten und ihre Kinder stattdessen zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule schicken. Auch andere Verkehrsteilnehmende sollten zum Schulbeginn vorsichtig fahren und auf Schulkinder aufpassen.

Fünf-Punkte-Plan gegen Lehrermangel
Knapp 3000 Schüler mehr im Saarland im neuen Schuljahr
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler im Saarland ist erneut gestiegen. Vor allem an Grund- und Gemeinschaftsschulen gibt es ein Plus. Für viele von ihnen bringt das neue Schuljahr auch Änderungen.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja